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0838 - Wo die Angst zu Hause ist

0838 - Wo die Angst zu Hause ist

Titel: 0838 - Wo die Angst zu Hause ist
Autoren: Jason Dark
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Knilch nicht behindern lassen.
    Als er mich erneut zurückdrängen wollte, packte ich ihn blitzschnell an seinen Handgelenken und trat ihm ebenso schnell und wuchtig die Beine weg.
    Er fiel, deshalb ließ ich ihn los. So schaute ich zu, wie er wie ein schwerer Sack zu Boden prallte und vor Schreck totenbleich wurde. Er hob den Kopf, er wollte etwas sagen, aber sein Mund blieb einfach nur offen, ohne daß auch nur ein Wort über seine Lippen drang, denn jetzt schaute er in die Mündung meiner Beretta.
    »Okay?« fragte ich ihn.
    Er brabbelte irgend etwas vor sich hin, das ich nicht verstand, aber er wollte wegkriechen.
    Da schlug ich zu.
    Es war genau der Treffer, der mir freie Bahn verschaffte. Sein Nacken hatte fast frei gelegen, und ich atmete auf, als der Knabe bewußtlos vor meinen Füßen lag.
    Er hätte eigentlich weggemußt, denn ein Bewußtloser hier im Weg war einfach zu auffällig. Die Zeit konnte ich mir nicht lassen. Ich wollte zu Jane.
    Die Tür zum Gepäckwaggon lag in unmittelbarer Nähe. Kein Problem für mich.
    Es wurde jedoch zu einem Problem, denn die verfluchte Tür war abgeschlossen. Ich schaute mir das Schloß an. Es war nur mit einem Vierkantschlüssel zu öffnen, und den hatte ich natürlich nicht parat. Woher nehmen und nicht stehlen?
    Der Bewußtlose konnte ihn bei sich tragen. In seiner Uniform sah er sowieso aus wie ein Oberaufseher.
    Ich lief noch einmal zu ihm und untersuchte seine Taschen. In der ersten fand ich leider nichts. Erst in der Gesäßtasche entdeckte ich den Vierkantschlüssel.
    Mit ihm in der Hand und auch besseren Mutes näherte ich mich der Tür. Die Metallplattform zwischen den beiden so unterschiedlichen Wagen vibrierte und rappelte, so daß ich Mühe hatte, mich aufrecht zu halten und auch die Öffnung zu finden.
    Zweimal rutschte ich ab.
    Dann hatte ich es geschafft.
    Ein Dreh, die Tür war offen.
    Ich ließ den Vierkantschlüssel stecken, zog meine Waffe und rammte die Tür nach innen…
    ***
    Dicht neben der Haustür hatte sich Rabanew hingehockt. Unter sich spürte er das harte Holz des Bodens. Der Schürhaken lag neben ihm. Der Bärtige hatte die Beine angezogen, er starrte nach vorn ins Dunkel, und er wollte sich mit seiner ersten Niederlage einfach nicht abfinden. Immer wieder schossen die Fetzen der Erinnerung wie Flammensäulen in ihm hoch. Er spürte den eigenen Schweiß wie dicken Schleim auf dem Körper, und er nahm auch den ätzenden Geruch wahr, den seine Hautöffnungen ausströmten. Wieder einmal hatte er es nicht geschafft, einen Kampf zu gewinnen. Warum nicht? War der andere wirklich so stark? Oder war er einfach nur raffinierter als er?
    Rabanew wußte es nicht. Er wollte sich auch keine Gedanken darüber machen, für ihn war es wichtig, dieses Haus hier zu hüten und zu schützen. An ihm lag es, ob der Ort auch weiterhin existierte und ein Reservoir für die Zukunft blieb.
    Der Bärtige stand auf. Er bewegte sich langsam, als würde ihm das Strecken der Glieder Mühe bereiten. In der Tat fühlte er sich nicht besonders gut. Zwar hatte ihn die andere Kraft nicht im Stich gelassen, aber sie war doch nicht so durchgedrungen, wie er es sich vorgestellt hatte. Der Junge war schneller und raffinierter gewesen.
    Wer war diese Elohim?
    Er kannte ihn nicht. Er hatte ihn erst in dieser Nacht gesehen. Aber er war eine Macht.
    Auch sich selbst bezeichnete Rabanew als Macht, nur war er sich diesmal nicht so sicher. Er starrte auf die Tür. Den Schürhaken hatte er wieder aufgenommen. Das Feuer im Kachelofen war längst verglüht. Nur mehr der Geruch von kalter Asche durchwehte das Haus hier unten. Es war ein Gestank, der ihm nicht gefiel, der sich auf seine Schleimhäute legte, der ihn speien ließ.
    Wo steckte dieser Junge? Draußen - im Haus?
    Rabanew knurrte vor sich hin. Sein Gesicht brannte wieder. Er wußte, daß seine Urkraft dabei war, von ihm Besitz zu ergreifen. Es würde nur mehr kurze Zeit dauern, dann war er wieder der andere, getrieben von einer inneren Unruhe.
    Er stank nach Rauch.
    Kopfschüttelnd bewegte er sich auf die Tür zu. Er drückte mit der Hand auf die Klinke. Abgeschlossen hatte er nicht, so konnte er sie leicht aufstoßen.
    Die kalte Luft gefiel ihm überhaupt nicht. Im ersten Moment duckte er sich unter ihr zusammen, als könnte er ihr auf diese Art und Weise ausweichen.
    Er tappte durch den Vorgarten, den Blick auf das weiße Tor gerichtet. Noch war die Tageswende nicht erreicht. Über dem Land lag eine bedrückende Stille. Wolken
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