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0838 - Wo die Angst zu Hause ist

0838 - Wo die Angst zu Hause ist

Titel: 0838 - Wo die Angst zu Hause ist
Autoren: Jason Dark
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und war mit ihm gegangen, obwohl ich Elohim vom Einfluß der Himmelshexe Lilith befreit hatte.
    Er war dann zu Raniel gegangen, und ich sah die Szene wieder vor mir, wie sie den Dom verließen.
    Sie waren verschwunden, bis heute hatte ich beide nicht mehr gesehen. Nun aber stand Raniel vor mir.
    Weshalb?
    Es mußte einen triftigen Grund geben, denn auch damals war einer vorhanden gewesen.
    Die Erinnerung zog sich zurück, und damit verschwanden auch die Bilder aus seinen Augen. Ich stand in der Wirklichkeit und spürte den kalten Schauer auf meinem Rücken.
    Raniel lächelte schmal…
    Dieses Lächeln kannte ich. Ich hatte es schon einmal erlebt, als er mir das Leben gerettet hatte. Damals in der alten Mühle, als mir eine Person namens Janet die Hände mit einem Messer hatte zerstechen wollen. Da aber war Raniel erschienen und hatte Janet mit dem gläsernen Schwert des Engels vernichtet. In seiner zweiten Gestalt hatte er da eingegriffen, und diese erste Begegnung mit ihm wollte mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Oft genug hatte ich daran gedacht, natürlich auch an Raniel persönlich. Er war für mich so etwas wie der Weg in die Ewigkeit.
    Es hörte sich pathetisch an, aber irgendwo stimmte das schon, denn Raniel war eine Gestalt, die lebte, die auch leben würde und die vor einer urlangen Zeit entstanden war.
    Damals hatten sich Gut und Böse getrennt. Da war es dann zu dieser Polarisation gekommen, über die zahlreiche Kirchenmystiker berichtet hatten, und diese Schöpfung damals hing nicht nur direkt mit Himmel und Hölle zusammen, es war zu dieser Zeit noch eine schreckliche Dämonenabart entstanden, die Kreaturen der Finsternis.
    Lange Zeit hatte ich nicht gewußt, daß sie überhaupt existierten, denn sie hatten sich im Laufe der langen Zeit den Menschen angepaßt. Sie waren die größten Täuscher gewesen. Sie trugen die menschliche Maske, doch unter ihnen schlummerte das höllische Verhängnis, ihr wahres Gesicht, der Schrecken, der Tod…
    Lief dieser Fall, der mit meinem Besuch bei einem Beerdigungsinstitut begonnen hatte, in diese Richtung? Raniels Erscheinen deutete darauf hin, und ich erinnerte mich wieder an diesen Henry O.
    Sellnick. Ihn konnte ich mir gut als eine Kreatur der Finsternis vorstellen. Sollte das tatsächlich der Fall sein, dann schwebte Jane Collins in höchster Gefahr.
    Mein Herz schlug schneller, das Gesicht nahm eine unnatürliche Röte an. Das Geräusch des fahrenden Zugs war für mich meilenweit entfernt. Ich selbst fühlte mich so, als wären andere Kräfte dabei, mich zu transportieren.
    Raniel hatte bisher kein Wort gesagt und mich mit meinen Erinnerungen allein gelassen. Nun öffnete er den Mund und wollte wissen, ob ich ihn noch kannte.
    »Ja, und wie ich dich kenne. So lange liegt unsere letzte Begegnung noch nicht zurück.«
    »Es stimmt.«
    »Wo ist Elohim?«
    »Es geht ihm gut.«
    »Was machst du mit ihm? Welchen Weg hast du mit ihm eingeschlagen?«
    »Er lernt.«
    »Was?«
    »Für sein Leben.«
    Ich hatte bisher nur ausweichende Antworten erhalten und auch begriffen, daß er mir nicht mehr sagen wollte. Raniel war eine Gestalt, die in keine Schablone paßte. Er ging seinen eigenen Weg, er war der Gerechte, und er hatte in dieser Eigenschaft zahlreiche Aufgaben zu erfüllen, über die er mich im unklaren ließ.
    Während ich mich setzte und mir den kalten Schweiß von der Stirn wischte, blieb Raniel stehen. Er schaute durch das Fenster nach draußen, obwohl er dort sicherlich nicht viel sah. Ein Schatten löste den anderen ab. Wir rollten durch die graue Welt der anbrechenden Nacht.
    Ich sprach ihn wieder an. »Es muß doch einen Grund geben, weshalb wir uns hier getroffen haben. In einer dunklen Nacht, in einem fremden Land. Was führt uns zusammen?«
    »Du weißt es nicht?«
    »Ich kann es mir denken. Ist es der Mann, der Henry O. Sellnick heißt? Ist er der Grund?«
    »Ja, ich jage ihn.«
    »Das tue ich auch. Welche Gründe haben dich dazu veranlaßt, Raniel?«
    »Er gehört zu den anderen.«
    »Den Kreaturen der Finsternis?«
    »So ist es.«
    Ich lächelte. »Lieber Himmel, er darf doch für dich kein Problem sein. Sellnick sitzt mit uns im selben Zug. Du brauchst nur hinzugehen und ihn zu töten. Das wirst du doch schaffen. Wie ich dich einschätze, bist du stärker als die Kreaturen der Finsternis. Oder trittst du nicht mehr als der Gerechte in das Leben der anderen?«
    »Ich habe nichts verlernt.«
    Mit einem Ruck stand ich auf. »Dann laß uns hingehen und
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