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0838 - Wo die Angst zu Hause ist

0838 - Wo die Angst zu Hause ist

Titel: 0838 - Wo die Angst zu Hause ist
Autoren: Jason Dark
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etwas, das schon mit dem Ausdruck luzifär bezeichnet werden konnte.
    Dieses tiefe, wirklich abgrundtiefe Böse, schon seit Urzeiten beständig, war immer wieder auf der Erde vorhanden, wenn auch in verschiedenen Variationen. In Jane Collins ließ es ein tiefes, sehr menschliches Gefühl hochsteigen.
    Es war die Angst.
    Aber nicht die Angst, die ein Kind in einem dunklen Keller spürt und dabei vor sich hin pfeift, um sie zu vertreiben. Es war einfach die Urangst, die aufkeimte und Janes künstliches Herz immer schneller schlagen ließ. Jane glaubte, das Abteil kippte erst nach rechts und dann nach links, wobei der Mann mit dem Pferdeschwanz auf seinem Platz hockte und Joghurt löffelte, als gäbe es nichts Interessanteres auf der Welt für ihn.
    Jane sah ihn, sie sah ein grünrot schillerndes Monster und dann wieder einen normalen Menschen, von dem die Aura des Bösen ausging.
    Die Knie wurden ihr weich. Jane Collins war froh, den Griff umklammern zu können. Er war wie ein Strohhalm. Irgendwie half er ihr auch dabei, die große Furcht zu überwinden, denn sie konnte wieder normal denken.
    Genau in diesem Moment hatte der dunkel gekleidete Mann seinen Becher geleert. Er zerquetschte ihn anschließend.
    So wie den Becher würde diese Person auch die Knochen eines Menschen zerknacken, davon ging Jane Collins aus. Das Geräusch widerte sie an, sie schüttelte sich und wollte diesen verdammten Ort verlassen.
    Sellnick hatte den Kopf noch immer nicht gedreht. Allerdings bewies das dünne Lächeln auf seinen widerlich feucht schimmernden Lippen, daß er genau wußte, wer ihn beobachtete. Bewußt langsam hob er den Deckel eines übergroßen Aschenbechers ab und drückte die Reste des Bechers dort hinein. Er war zufrieden.
    Jane Collins mußte weg. Sie drehte sich nach links - und schrie leise auf.
    Direkt vor ihr stand der Kerl mit der blonden Kurzhaarfrisur. Sein Gesicht wirkte wie in Stein gehauen. Auch in den Augen regte sich nichts. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und wie er da so stand, nahm er die gesamte Gangbreite ein.
    Er brauchte sich auch nicht zu bewegen. Jane wußte, daß er sie nicht vorbeilassen würde.
    Sie ging zurück.
    Den ersten Schritt, den zweiten. Den Blonden behielt sie dabei genau im Auge.
    Da hörte sie hinter sich das schleifende Geräusch. Es entstand, wenn jemand die Abteiltür aufzog.
    Jane schaute über die Schulter hinweg.
    Aus dem Nachbarabteil war der Schwarzhaarige getreten. Ein Schritt nur und er stand im Gang und nahm die gleiche Haltung ein wie sein Kumpan.
    Niemand sprach.
    Der Anblick dieser grausamen Augen sprach für sich selbst. Jane Collins hatte nicht die Spur einer Chance. Sie merkte sehr deutlich den Knoten in ihrem Hals, das heiße Brennen in der Kehle, und es drang die butterweich und süßlich klingende Stimme Henry O. Sellnicks an ihre Ohren. »Warum besuchen Sie mich nicht in meinem Abteil, wenn Sie mir beim Essen schon so interessiert zugeschaut haben?«
    »Nein, nein, Mister, das ist…«
    »Ah, eine Landsmännin. Wie schön.« Sein Tonfall änderte sich. »Schafft sie her!«
    Das ließen sich die beiden Leibwächter nicht zweimal sagen. Jane versuchte es noch mit einer Gegenwehr. Sie trat dem Blonden gegen das linke Schienbein, als dieser zugreifen wollte, und gleichzeitig in den Unterleib. Die meisten Männer wären sicherlich schreiend in die Knie gesunken, nicht der Blonde.
    Er nahm die Tritte hin, sie machten ihm nichts aus. Doch er reagierte auf seine eigene Art und Weise. Mit dem Handrücken erwischte er Jane Collins am Hals. Der wurde augenblicklich die Luft knapp. Sie fiel nach hinten und gleichzeitig zur Seite, wäre eigentlich mit der Schulter gegen die Abteiltür geprallt, die aber hatte Henry 0. Sellnick aufgezogen, so daß Jane keinen Halt mehr fand und in das Abteil hineinkippte, geradewegs in die auffangbereiten Arme des Mannes.
    Tränen quollen aus Janes Augen, und sie spürte unter den Achselhöhlen den Druck der fremden Hände.
    In der Tür standen die beiden Männer. Über Jane hinweg nickte Sellnick ihnen zu. »Jetzt gehört sie mir«, sagte er. »Kommt rein und zieht die Vorhänge vor die Tür.«
    Die beiden gehorchten aufs Wort.
    Sellnick hatte Jane bis zum Fenster gezerrt. Dort drückte er sie auf einen Sitz.
    Der Blonde zerrte die Lappen vor die Scheibe. Der Schwarzhaarige setzte sich neben Jane, der andere neben seinen Chef.
    »Was sagst du, Grundel?«
    »Sie ist eine Spionin«, erklärte der Mann mit den blonden Haaren. »Und
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