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0838 - Wo die Angst zu Hause ist

0838 - Wo die Angst zu Hause ist

Titel: 0838 - Wo die Angst zu Hause ist
Autoren: Jason Dark
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Druckmittel gegen mich verwendet werden konnte. Dieser Plan hatte nicht geklappt. Mit Hilfe einer gewissen Ribana und des Roten Ryan hatten wir Glenda nicht nur befreien, sondern das Tor nach Aibon auch verschließen können.
    Der eigentliche Plan der Gegenseite, eine aus Aibon geflüchtete Familie zu finden, war nicht aufgegangen. So konnte ich einigermaßen zufrieden sein und mich neuen Aufgaben widmen.
    Ich schaute mich sehr genau in dieser Gegend um, aber es war niemand zu entdecken, der Interesse an mir gehabt hätte. Bei diesem Wetter ging man nur ungern nach draußen. Der Wind wehte aus Nordwest, und er fiel wie der Atem eines Eismonsters in die Straßenschluchten der Millionenstadt an der Themse ein.
    Zu dem ungewöhnlichen Laden im Souterrain führte eine Treppe. Die Fenster des Geschäfts lagen unter der Erdoberfläche.
    Ich blieb stehen und versuchte, einen Blick auf die Fenster zu erhaschen. Viel konnte ich nicht sehen.
    Die Stufen der Treppe waren ziemlich ausgetreten. Das Geländer hatte einen leichten Rostfilm angesetzt, und ich konnte nicht gerade sagen, daß ich mich in dieser Umgebung wohlfühlte. Ich war natürlich auf diesen Henry O. Sellnick gespannt. Was konnte das nur für ein Mensch sein, der seinen Kunden ungewöhnliche Beerdigungen anbot?
    Mit Leuten seines Berufsstandes hatte ich schon in den ersten Jahren meiner Laufbahn Bekanntschaft gemacht und festgestellt, daß sich hin und wieder ein Ghoul unter die normalen Betreiber dieses Gewerbes gemischt hatte.
    Am Ende der Treppe mußte ich mich nach rechts wenden, um gegen eine schwarz gestrichene Tür zu starren, in deren Mitte sich ein goldener Klingelknopf befand.
    Ich sah kein Firmenschild, es gab überhaupt keinen Hinweis auf die Tätigkeit des Mannes. Anscheinend brauchte er keine Reklame, seine Kunden kamen von allein.
    Es gab auch keine Kamera, die den Eingang überwachte. Man mußte eben klingeln, hineingehen und…
    Ich drückte mit dem Zeigefinger auf den Knopf.
    Ein Signal hörte ich nicht. Die Tür war sehr dick.
    Ich wartete.
    Zeit verrann.
    Dabei fühlte ich mich nicht wohl. Obwohl wirklich kein optisches Auge zu sehen war, festigte sich in mir der Gedanke, daß man mich unter Kontrolle hielt.
    In mir stieg schon der Ärger über die Warterei hoch, als sich doch noch etwas tat. Nicht die Tür selbst wurde aufgezogen, sondern eine Klappe in der Tür.
    Jemand schaute mich an.
    Ich sah ein Auge, eine Stirn, den Haaransatz.
    Ich lächelte.
    Irgendwo an der Glasscheibe mußte noch ein Lautsprecher eingebaut worden sein, denn die mich fragende Stimme klang wie die eines Roboters.
    »Sie wünschen?«
    »Ich möchte mit Mr. Sellnick reden.«
    »Wer sind Sie?«
    »Das sage ich ihm selbst.«
    »Sind Sie angemeldet?«
    »Nein.«
    »Warten Sie. Ich werde fragen, ob Mr. Sellnick Zeit für Sie hat.«
    Die Klappe wurde wieder geschlossen. Beim letzten Satz hatte der Typ ein Wort besonders betont.
    Es war dieses Sie - so als wäre ich nicht würdig, mit dem hohen Meister reden zu dürfen.
    Das fing ja gut an.
    Die Spannung bei mir stieg nicht an, sie schuf einem anderen Gefühl Platz.
    Ich selbst bezeichnete es als ungut, und ich konnte mir vorstellen, auf dem richtigen Weg zu sein.
    Dieser Henry O. Sellnick war ein Menschenfreund der besonderen Sorte. Und seine Mitarbeiter hatte er entsprechend angelernt. Wenn ich noch lange wartete, würde ich kalte Füße bekommen. Ich hatte meinen Namen bewußt nicht genannt, denn es war durchaus möglich, daß dieser seltsame Beerdigungsunternehmer ihn kannte. So ganz unbekannt war ich in einer bestimmten Branche nicht.
    Dann passierte doch etwas.
    Diesmal öffnete sich nicht das Guckfenster, sondern die Tür. Nach innen wurde sie aufgezogen, denn zur anderen Seite hin war der Platz begrenzt.
    Es war nicht der Chef persönlich, der mich empfing, sondern ein Schrank von Mann, der aussah, als würde er in wenigen Minuten zur Beerdigung gehen, denn er war in Schwarz gekleidet. Nicht mal ein weißes Hemd trug er, dafür einen ebenfalls schwarzen Rollkragenpulli.
    Sein Kopf sah aus wie ein Felsblock, der an den Seiten nicht richtig zurechtgeschliffen war. Eine helle Haut, ein blonder Stoppelhaarschnitt, eine kleine Nase mit abstehenden Nasenlöchern und ein breiter Mund.
    »Ist der Chef bereit, mich zu empfangen?«
    »Er macht eine Ausnahme, kommen Sie herein.«
    »Danke.« Ich ging, nachdem der Knabe die Tür freigegeben hatte. Er schloß sie hinter mir wieder.
    Der Granitkopf stand vor der Tür und schaute
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