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0838 - Paradies der Feuerflieger

Titel: 0838 - Paradies der Feuerflieger
Autoren: Unbekannt
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Ich meine - nicht im Traum, sondern wirklich, so daß ihr den warmen Sand durch die Finger rinnen lassen und den fruchtbaren Boden greifen könnt? Wollt ihr euch nicht überzeugen, daß das Paradies in Wirklichkeit hält, was der Traum verspricht?"
    Mitsino war fassungslos. „Wollt... wollt ihr das ... für uns tun?" fragte er stockend. „Wir zwingen niemand zu seinem Glück", antwortete Kherub Palm ernst. „Ihr sollt euch ansehen, was ihr für das Paradies haltet. Erst wenn ihr es mit eigenen Augen gesehen habt und dann noch überzeugt seid, daß ihr es begehrt - erst dann werden die Götter euch ins Paradies bringen."
    „Wer aber, Erhabener, soll das Paradies sehen?" fragte Mitsino, immer noch voller Verwunderung, und wiederholte damit die Frage, die Palm ursprünglich an ihn gerichtet hatte. „Ich würde meinen", antwortete Kherub Palm, „daß von jedem Stamm drei Verantwortliche das Paradies mit eigenen Augen sehen und begutachten sollten. Es gibt einhundertundzwölf Stämme, das macht insgesamt dreihundertundsechs-unddreißig Mucierer, auf deren Urteil der Rest sich verlassen müßte.
    Hältst du das für eine sinnvolle Regelung?"
    Mitsino wurde immer verwirrter. Monate-, jahrelang hatten die Götter ihn behandelt, als sei er ihnen lästig.
    Und nun fragten sie ihn plötzlich um Rat? Es hätte allerdings ein anderer als Mitsino sein müssen, der aus dieser überraschenden Entwicklung nicht sofort das Beste machte. „Drei von jedem Stamm - das erscheint mir ausreichend, Erhabener", antwortete er würdevoll. „Nur: wie bekommen wir sie alle zusammen? Zumal die Stämme, von denen ich noch nie gehört habe?"
    Kherub Palm lächelte. „Ihr könntet Boten aussenden", sagte er. „Aber das wäre zeitraubend. Zumal wenn sie erst mit Mühe die Stämme finden müßten, die ihr nicht kennt."
    Mitsino erlaubte sich, vorlaut zu sein. „Aber es muß doch in der Macht der Götter liegen ...", begann er. „Es liegt in unserer Macht!" fiel Kherub Palm ihm ins Wort. „Und wir werden dafür sorgen, daß am morgi-gen Tag jeder Stamm weiß, daß er drei Mann abzustellen hat, die das Paradies sehen sollen."
    Mitsino überlegte eine Zeitlang. Dann fragte er: „Und wie wolltet ihr das tun, Erhabener?"
    Kherub Palm musterte ihn mit finsterem Blick. „Wir haben euch das Paradies gezeigt. Sollten wir nicht auch in der Lage sein, euren Stämmen klarzumachen, daß jeder von ihnen drei Mann bereitstellen muß, damit sie das Paradies kennenlernen?"
    „Im Traum?" fragte Mitsino voller Begeisterung. „Das ist der einfachste Weg", antwortete Palm mit stoischem Ernst. „Aber wie soll das geschehen?"
    „Du wirst es heute nacht erleben."
    Mitsino war mit der Auskunft nicht zufrieden. Er dachte daran, was er den Männern der Iti-Iti erzählen würde, wenn er zum Felsen zurückkehrte. Je mehr Einzelheiten er wußte, desto größere Achtung hatten sie vor ihm. Aber die Ehrfurcht vor dem göttlichen Wesen verbot ihm, seine Unzufriedenheit zu zeigen. „Sag mir, Erhabener", bat er statt dessen: „Wo liegt das Paradies? Wie viele Tage werden wir unterwegs sein, bis wir es erreichen?"
    „Unser Sternenschiff wird euch in wenigen Stunden auf die Paradieswelt bringen", antwortete Kherub Palm. „Euer Sternenschiff!" wiederholte Mitsino und fühlte sich dabei zugleich von Schauern der Ehrfurcht wie vom Prickeln der Angst durchrieselt.
    Die Sternenschiffe waren wie die, die in ihnen reisten, göttlichen Herkunft. Kein Mucierer hätte es jemals gewagt, sich einem der riesigen Fahrzeuge bis auf weniger als eine halbe Wegstunde zu nähern. Sagen und Legenden umgaben die Sternenschiffe der Götter. Denn die Mucierer hatten keinerlei Vorstellung, wozu diese Fahrzeuge gut seien. In grauer Vergangenheit - denn einem Volk ohne geschriebene Überlieferung scheinen auch Dinge, die sich erst vor ein paar Jahren abgespielt haben, schon in weiter Ferne zu liegen - hatten die Vorläufer dieser Götter den Feuerfliegern zu erklären versucht, daß ihre Welt in einen unendlich weiten, finsteren Raum eingebettet sei, der zum großen Teil leer war, trotzdem aber noch unzählige Welten gleich der der Mucierer enthielt und noch viel mehr Sonnen von der gleichen Art wie die, die über den Felsenburgen der Feuerflieger leuchtete.
    Den Mucierern waren solche Erklärungen nie so recht eingegangen. Wenn der Raum, in den ihre Welt eingebettet lag, wirklich finster war, so konnte er es doch nur des Nachts sein. Denn am Tage war die Welt hell, also mußte auch der Raum
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