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0838 - Paradies der Feuerflieger

Titel: 0838 - Paradies der Feuerflieger
Autoren: Unbekannt
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nur so im Vorbeigehen, dunkle Worte von dem „zukünftigen Paradies" von sich gegeben. Aber das war nichts, was Mitsino den Kriegern der Iti-Iti hätte weitergeben können.
    Seine Position war gefährdet. Er war ein alter Mann - älter als irgendeiner, den er je gekannt hatte. Ein anderer hätte an seiner Stelle die Hände in den Schoß gelegt und sich in Gedanken darauf vorbereitet, daß es mit dem Herrschen nun bald vorbei sein werde.
    Nicht aber Mitsino. Der Ehrgeiz, der in seinem Herzen brannte, war der eines Jungen. Mitsino hatte sich vorgenommen, die Macht nur aus den Händen zu lassen, wenn der Tod sie ihm nahm.
    Seufzend zog er die aus grauen Felsfarnen geflochtene Decke zum Kinn herauf, denn die Nacht versprach kühl zu werden, und er machte sich auf einige Stunden unruhigen Halbschlummers gefaßt.
     
    *
     
    Doch es kam anders.
    Mit einemmal erfaßte große Müdigkeit den Allerältesten des tapferen Stammes der Iti-Iti. Er schloß die Augen und war im nächsten Augenblick eingeschlafen.
    Ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten begann er zu träumen. Der Traum war von unwahrscheinlichem Realismus und schlug Mitsino voll in seinen Bann. Der Handlungsablauf war logisch, nicht konfus, wie er es meistens in Träumen zu sein pflegt.
    Nur eines war unecht: Eine derart paradiesische Landschaft gab es nirgendwo!
    Denn das war, was Mitsino träumte: Er befand sich in einem Land, das er nie zuvor gesehen hatte. Heller Wüstensand leuchtete im Widerschein einer großen Sonne von orangegelblicher Farbe. Das Land war im allgemeinen flach, aber hier und dort erhoben sich riesige, monolithische Gebilde wie die Burgfelsen der Mucierer. In der Ferne erblickte Mitsino die glitzernde Fläche eines kleinen Meeres.
    Er schwebte. Er hatte die Schwingen ausgebreitet und glitt mit einer Unbeschwertheit, wie er sie noch nie zuvor gespürt hatte, durch die warme Luft. In der Nähe der Felsen fand er Aufwinde, die es ihm ermöglichten, mühelos an Höhe zu gewinnen. Spielerisch ließ er sich von einer starken Thermik treiben, bis er hoch über der Kuppe eines der Felsen schwebte.
    Er stellte die Schwingen steil und glitt in die Tiefe. Es war ein berauschendes Erlebnis, in weiten Kreisen auf das Plateau des Felsens hinabzustoßen und dabei immer mehr an Geschwindigkeit zu gewinnen.
    Unwillkürlich begann Mitsino zu jauchzen. Einen solchen Flug hatte er noch nie erlebt!
    Mit dem Geschick des versierten Fliegers landete er auf der Kuppe des Felsens. Zuerst fürchtete er, es müßten jeden Augenblick aus den Stollen, die aus dem Innern des Felsens heraufführten, fremde Mucierer hervorbrechen und ihn als unerwünschten Eindringling angreifen. Dann jedoch sah er den Mutterboden, der sich auf der ebenen Fläche der Kuppe ausbreitete und völlig unberührt war - so, als hätte er noch nie eine Saat getragen.
    Neugierig trat Mitsino näher. Er beugte sich und griff in das lockere Erdreich. Es war fett und zerfiel unter dem Druck seiner Hand in große, glänzende Brocken. Mitsino staunte. Der Boden war viel besser als der auf dem Burgfelsen der Iti-Iti. Welche Ernten mußten sich hier erzielen lassen!
    Eine Weile später stürzte er sich über den Rand des Felsens und ließ sich ein paar Augenblicke lang fallen, bevor er die Schwingen ausbreitete und sich von dem warmen Aufwind auffangen ließ. Er spielte mit der Thermik und genoß jeden Augenblick des Fluges.
    Plötzlich aber hörte er eine Stimme. „Geschöpf vom Volk der Mucierer - hörst du mich?"
    Mitsino sah sich um. Vor ihm, etwa eine Flugminute entfernt, erhob sich ein weiterer Felsen. Auf seinem Plateau erblickte der Allerälteste eine Gestalt, die so ähnlich aussah wie die Götter, die sich auf seiner Heimatwelt zu schaffen machten. Mitsino wunderte sich nicht, daß die Stimme des Fremden mächtig genug war, um über solche Entfernung gehört zu werden. Warum sollte er auch? Das Ganze war doch nur ein Traum!
    Er glitt auf den Felsen zu und setzte unmittelbar neben dem Götterwe-seri auf. Er machte die Geste der Ehrerbietigkeit und wollte sich vorstellen, aber schon begann die Gottheit zu sprechen: „Dies ist das Paradies! Die Natur hat es für euch geschaffen, und die Götter haben ein wenig nachgeholfen. Wollt ihr hier leben?"
    „Ja!" antwortete Mitsino mit großer Begeisterung. „Dann bittet die Götter, daß sie euch hierherführen!"
    Mitsino wollte fragen, in welcher Weise die Bitte vorgetragen werden müsse und an wen. Er kam aber nicht mehr dazu, denn das fremde
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