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082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl

082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl

Titel: 082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl
Autoren: Larry Brent
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Ewigkeit vor.
    Dann tauchte
Ilonka wieder auf.
    »Bei Florica
war der Wunsch der Vater des Gedankens«, sagte sie. Ihre Stimme klang ruhig und
gelassen. Sie mußte Überlegenheit zeigen, wollte sie ihren Führungsanspruch
rechtfertigen und den anderen beweisen, daß es keinen Grund zur Furcht gab. Es
gelang ihr vortrefflich, ihre eigenen Zweifel und Ängste zu unterdrücken. »Sie
ist weder Draculas Geliebte, noch ist sie eine Vampirin. Das alles sind
Märchen. Legt eure Furcht endlich ab und vergeßt die Halbwahrheiten über die
Redziwihl! Sie ist eine Frau. Ein Mensch, der eine besondere Macht auf Männer
ausübt. Und das können wir unterbinden. Wäre sie eine Vampirin, hätten wir sie
nie am Tag sehen können. Überlegt doch, diese Untoten meiden das Sonnenlicht!«
    »Sie hat
recht«, bemerkte eine Frau. »Vampire liegen tagsüber in ihren Särgen.«
    »Richtig«,
erklärte eine dritte mit einer rauhen, etwas männlichen Stimme. »Dann wäre
unser Aufbruch hier zum Schloß wahrhaftig übereilt und unbedacht, denn in
diesem Fall hätten wir am Tag kommen müssen, um leichtes Spiel zu haben.«
    »Genau«,
nutzte Ilonka die sich umkehrende Stimmung. »Mit einem Pflock, in ihr Herz
geschlagen, könnten wir dem Spuk dann ein Ende machen. Aber die Dinge liegen
anders.
    Unsere Männer
sind hier heraufgekommen, von ihrer Erhabenheit und ihrem Charme angelockt. Sie
hat mit ihnen getafelt und den kostbaren Wein getrunken, den es in diesen
Häusern gibt. Und unsere Männer sind geblieben. Es hat ihnen gefallen, dieses
süße Leben.
    Sie frönen
dem Nichtstun! Aber vielleicht tun wir ihnen auch unrecht und sie bleiben, weil
sie nicht wissen was mit ihnen geschieht. Eine bestimmte Essenz, unter den Wein
gemixt, kann ihre Erinnerung ausgelöscht haben.«
    Die Frauen
nickten. Das leuchtete ihnen ein. Dennoch hatte auch Floricas angebliche
Beobachtung Spuren bei der einen oder anderen hinterlassen.
    Nicht alle
wollten mehr dabei sein, wenn es darum ging, das Schloß zu stürmen. Fünf Frauen
schlossen sich der blonden Florica an, die keinen Mut mehr besaß, und wollten
umkehren.
    Sie ließen
sich nicht überreden.
    »Denkt an
Juta Paole«, unternahm Ilonka einen letzten Anlauf. Juta Paole kannten alle.
Und Ilonka Tuave brauchte gar nicht mehr dazu zu sagen.
    Die Paole,
eine alte Kräuterfrau, genoß einen besonderen Ruf in Merdagve. Zu ihr konnte
man kommen, wenn man Sorgen hatte. Sie gab gute Ratschläge und verstand sich
auf die Heilkunst. Ihre Kräuter und Tranke hatten schon manchem geholfen. Auf
der Suche nach den Kräutern war die Alte oft bis tief in die Berge unterwegs.
Einmal, so erzählte man sich im Dorf, geriet sie in die Nähe des Schlosses, in
dem die Gräfin wohnte. Stimmengewirr, lautes Lachen und Geräusche, als ob ein
großes Fest stattfände, lockten sie näher.
    Es war
Spätherbst gewesen. Von einer erhöhten Stelle aus konnte Juta Paole den rechten
Seitenflügel des Schlosses erkennen, und sie behauptete, auf dem Balkon im
ersten Stock einen Mann gesehen zu haben, der aus dem Dorf Merdagve stammte.
Sie weigerte sich, seinen Namen zu nennen, obwohl sie ihn genau erkannt hatte.
    Der Mann habe
einen äußerst vergnügten Eindruck gemacht.
    Dann sei die
Gräfin, die ein elegantes Kleid getragen habe, gekommen. Silvia und der junge
Mann aus dem Dorf, der zu diesem Zeitpunkt seit einer knappen Woche vermißt
wurde, hätten sich geküßt. Sie seien beide sehr glücklich gewesen.
    Dies alles
war bekannt. Und jede dachte auch in diesem Moment daran.
    Aber Florica
hielt nichts mehr zurück, und fünf anderen schlossen sich ihr an.
    Ilonka
versuchte nicht mehr, die anderen zu überreden. Sie hatten schon genug Zeit
verloren, und die Kälte hier oben war nicht angenehm. »Ich werde zuerst über
die Mauer steigen«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Ihr werdet mir dabei
behilflich sein. Wenn ich auf der anderen Seite bin, öffne ich euch das Tor.
    Bis zum
Haupteingang des Schlosses müssen wir uns sehr leise verhalten, damit man
unsere Ankunft nicht vorzeitig entdeckt.«
    Ilonka drückte
den Schlagstock, mit dem sie sich bewaffnet hatte, einer ihrer Begleiterinnen
in die Hand. Mit der Unterstützung von zwei Frauen, die eine lebende Leiter
bildeten, stieg sie die Mauer empor, verschnaufte einige Sekunden und sprang
dann in die Tiefe.
    Dunkel lag
der weite Park vor ihr, in der Finsternis schwach erkennbar die Umrisse der
dunklen Mauern. Der Lichtschein aus den Fenstern war kaum wahrnehmbar.
    Alles lag in
völliger
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