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082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl

082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl

Titel: 082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl
Autoren: Larry Brent
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zu
sagen, geschweige denn etwas zu unternehmen.
    Die Polizei
mied es, Recherchen anzustellen. Und sollte es wider Erwarten dazu gekommen
sein, mußte man damit rechnen, daß die Herren ebenfalls bei der Redziwihl
geblieben waren.
    Sie wickelte
alle ein. Bei ihr gab es das beste Essen, den süßesten Wein. Sie bereitete
ihren Liebhabern das Paradies, erzählte man sich. Genaues wußte man aber nicht.
    Die
faszinierende Schönheit dieser ungewöhnlichen Frau war Teufelswerk!
    Davon waren
alle im Dorf überzeugt.
    »Ich bin doch
gewiß auch keine Schlampe«, bemerkte Ilonka Tuave. »Und ich habe schon was zu
bieten.« Sie lachte leise, hob einfach den knöchellangen, dunkelblauen Wollrock
in die Höhe und zeigte ihre langen, gutgewachsenen Beine. »Meinen Busen
solltest du sehen, Nina Petrovac. Er ist rund und fest wie eine Frucht. Meine
Haut ist zart und makellos wie die eines Pfirsichs. Und doch hat Malek mich
verlassen. Eines Morgens, als ich aufwachte, war der Platz in seinem Bett leer.
Er ist wie die anderen auch, zu der Hure aufs Schloß gegangen.
    Dabei hatte
er mir geschworen, von der ganzen Rederei halte er nichts.«
    Malek Tuave
war der neunundzwanzigste gewesen. Seitdem der gutaussehende, kräftige Mann aus
dem Dorf verschwunden war, gärte es im Herzen von Ilonka Tuave, und sie machte
daraus keine Mördergrube. Sie sagte, was sie dachte, aber die Zeit war noch
nicht reif.
    Keiner wagte
es, zum Schloß zu gehen oder hatte den Mut, trotz Wut und Haß etwas zu
unternehmen.
    Man fürchtete
die Gräfin.
    Eine Person,
die heimlich Männer auf ihr Schloß lockte, mußte man fürchten.
    Aber nun war
die Grenze überschritten!
    »Ich sage
dir, Nina Petrovac, wenn nicht noch mehr geschehen soll, müssen wir endlich
handeln. Was ist das für ein Dorf, in dem die Männer fehlen, frage ich dich?«
Ilonka Tuave war aufgebracht, und ihre dunklen Augen befanden sich in ständiger
Bewegung. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit steckte die anderen Frauen an. Fast
alle, die in der Vergangenheit ihre Männer verloren hatten, erklärten sich
bereit, gegen die Gräfin anzugehen.
    Insgesamt
waren es siebenundzwanzig Frauen - bewaffneten mit langen Stangen, Sensen und
Schlagknüppeln, manche hatten sogar große Fleischermesser dabei.
    Erregung
hatte sie alle gepackt. Trotz der Furcht, die auch sie erfüllte, nickte Nina. »Du
hast recht, Ilonka«, murmelte sie. Ihre Stimme klang noch schwach. »Ein Dorf
ohne Männer ist keines. Wir holen sie zurück!«
    »Wir holen
uns unsere Männer zurück!« erklang es aus vielen Kehlen gleichzeitig.
    Stöcke wurden
zusammengeschlagen, Sensen und Harken geschwungen, die ersten Fackeln verteilt
und angezündet.
    »Folgt mir!«
rief Ilonka Tuave, und ihre Stimme klang selbstsicher.
    Sie ging an
der Spitze der Frauen von Merdagve, und alle liefen ihr nach.
     
    ●
     
    Die Fackeln
blakten, und die Flammen schufen unruhige Lichter und Schattenspiele auf dem
breiten, ausgefahrenen Pfad, der aus dem Dorf führte. Der Weg ging bergan,
wurde schmaler und wand sich wie eine Schlange den Berg empor.
    Dicht standen
die Bäume. Schwarz und reglos ragten sie in den nächtlichen Himmel. Wolkenberge
türmten sich am Firmament. Hin und wieder riß die schwarze Decke auf. Dann
zeigte sich ein bleicher schmaler Mond. Kalt goß er sein Licht auf die Erde und
tauchte die Spitzen der Fichten in ein weißes, geisterhaftes Licht. Die Nässe
auf dem Boden und den Bäumen war schon gefroren. Glitzernde Eiskristalle
reflektierten das Mondlicht.
    Die
Landschaft war düster und beklemmend. Man sah es ihren Gesichtern an, daß sich
die meisten Frauen nicht wohl fühlten, diesen verbotenen Pfad, der direkt auf
die Anhöhe zwischen den Bergen führte, zu gehen.
    Aber keine
kehrte um.
    Ilonka Tuaves
Entschlossenheit wirkte beispielgebend.
    Die Luft war
kalt und frostig, und der Himmel hing voller Schnee. Der Winter kündigte sich
mit Riesenschritten an.
    Keine der
Frauen sprach ein Wort. Jede war mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt.
    Ilonka Tuave
ging noch immer an der Spitze und legte ein gehöriges Tempo vor. Sie war
kräftig und ausdauernd. Man sah es ihrem schlanken Körper nicht an, wieviel
Kraft tatsächlich in ihm steckte.
    Der Pfad
wurde schmaler. Dann kam die Gruppe an eine Stelle, wo sich der Weg kreuzte.
    Einer führte
nach links. Er war so breit, daß eine Kutsche Platz hatte.
    Links und
rechts ragten dicht stehende Fichten in die Höhe. Der Himmel in dem schmalen
Streifen war kaum zu sehen.
    Wortlos ging
Ilonka
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