Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl

082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl

Titel: 082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Stille.
    Ilonka
huschte auf das Tor zu. Es bereitete ihr keine Schwierigkeiten, den großen
Riegel zurückzuschieben. Sie legte auch den schweren Balken, der die beiden
Torflügel zusätzlich sicherte, fast geräuschlos, zur Seite.
    Sie öffnete
das Tor.
    Die Frauen
traten herein. Im Mondlicht blinkten ihre Sensen und Messer.
    Ilonka Tuave
nahm ihren Schlagstock wieder an sich. »Bleibt immer in meiner Nähe! Wir müssen
zusammenbleiben, nur vereint sind wir stark«, hämmerte sie ihren Begleiterinnen
ein.
    »Egal was
auch immer geschieht!«
     
    ●
     
    Silvia Gräfin
Redziwihl saß an dem mit feinen Intarsienarbeiten versehenen Tisch.
    Vor ihr stand
ein breiter, mit königsblauem Samt ausgestatteter Behälter, in dem zahlreiche
kostbare Ringe funkelten. Rubine, Smaragde und kaltglitzernde, farblose
Diamanten schimmerten in einem unvorstellbaren Licht, an dem sie sich ergötzte.
    Wertvolle
Steine, erlesene Bilder und Möbel, alles, womit sie sich umgab, atmete den
Hauch des Exklusiven, des Einmaligen. Gräfin Redziwihl liebte die auserlesenen
Dinge des Lebens.
    Gedankenverloren
saß sie im Licht des hundertkerzigen Leuchters, griff mit spitzen Fingern einen
Ring nach dem anderen heraus und steckte sie sich an die Finger - lächelte
dabei wie in Trance.
    Vor ihrem
geistigen Auge stiegen Bilder auf.
    Wenn sie die
Ringe sah, erblickte sie auch ganz bestimmte Menschen vor sich. Jedes
Schmuckstück, das sie besaß, hatte seine eigene Geschichte.
    Blut und
Enttäuschungen ihrer verflossenen Liebhaber und Ehemänner.
    Sie war
insgesamt fünfmal verheiratet gewesen. Und jede Ehe hatte sich gelohnt. Für
sie!
    Das Schicksal
schien es auf den ersten Blick nicht besonders gut mit ihr gemeint zu haben.
    Sie hatte in
Ungarn, Bulgarien und Österreich gelebt.
    Der
begehrenswerten jungen Frau lagen die Männer zu Füßen, und sie lernte die
reichsten und einflußreichsten Persönlichkeiten kennen. Grafen und Barone
überhäuften sie mit Geschenken, und derjenige, dem sie als Neunzehnjährige die
Hand fürs Leben reichte, wurde allgemein als Glückspilz bezeichnet. Neid und
Anerkennung wurden dem Ehemann zuteil. Er war achtundfünfzig, seine hübsche,
anziehende Frau fast vierzig Jahre jünger.
    Es zeigte
sich aber, daß der Ehemann doch kein Glückspilz gewesen war. Die Anforderungen,
die seine junge Frau an ihn stellte, mußten wohl zuviel für ihn gewesen sein.
    Eines Tages
blieb sein Herz stehen.
    Böse Zungen
behaupteten, daß von Anfang an mit einer solchen Entwicklung zu rechnen gewesen
war. Ein Mann in diesem Alter sollte in der Liebe kürzer treten. Die
Aufregungen im Bett der berückenden Gräfin waren zuviel für sein schwaches
Herz.
    Die Leute
mußten es wissen.
    Die junge Witwe
trauerte.
    Der Tod ihres
Mannes aber machte sie unabhängig. Ein nicht unbeträchtliches Vermögen nannte
sie von dieser Stunde an ihr eigen.
    Kurze Zeit
später vermählte sie sich erneut.
    Diesmal war
es ein Mann, der altersmäßig zu ihr paßte. Er war Mitte zwanzig, aber auch
diese Ehe dauerte nicht lange. Wieder griff das Schicksal ein.
    Die junge
Frau hatte einfach kein Glück. Ihr Mann stürzte vom Pferd und verletzte sich so
unglücklich, daß er zwei Tage später starb. Die Gräfin trug den Schmerz mit
Fassung und suchte Trost bei ihrem Schwiegervater, zu dem sie eine besondere
Zuneigung hegte. Bereits zu Lebzeiten ihres Mannes war es zwischen seinem Vater
und ihr zu intimen Beziehungen gekommen.
    Leidenschaft
und Liebesfähigkeit sprach man der jungen Frau in hohem Maß zu, und sie
verstand es wie keine zweite Frau, ihre Männer um den Finger zu wickeln. Die
waren so begeistert und angetan von ihr, daß sie nicht glaubten, daß ihnen
Hörner aufgesetzt wurden.
    So
bereicherte sie sich nicht nur an den Geschenken ihrer zahlreichen Freunde,
sondern auch an dem Erbgut, das die Männer ihr hinterließen.
    Ehen Nummer
drei, vier und fünf waren auch nur von kurzer Dauer.
    Bei der
fünften Ehe tauchten die ersten Zweifel auf.
    Die schon
wieder zur Witwe gewordene junge Frau, die in den letzten Jahren um nicht ein
einziges Jahr älter geworden zu sein schien, mußte ihre Schönheit und
Spannkraft durch geheime Rezepte erhalten.
    Man schrieb
es der Liebe zu, die sie zu geben imstande war, und die sie von anderen
empfing.
    Sie hatte
fünf verschiedene Namen getragen.
    Aber als sie
merkte, daß der Boden zu heiß geworden war, und sie sich absetzte, wählte sie
einen Namen, der ihr gerade in den Sinn gekommen war, und der gut klang: Sie
nannte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher