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082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl

082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl

Titel: 082 - In den Katakomben der Gräfin Redziwihl
Autoren: Larry Brent
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Tuave weiter.
    Nach einer
halben Stunde erreichten sie die Anhöhe.
    Wie eine
schwarze Mauer wirkten die dunklen Wälder, die sich nach allen Seiten
ausdehnten. Dahinter, nur andeutungsweise wahrnehmbar, lagen die nahen Berge - das
Fagarasulin-Gebirge.
    Mitten auf
der von Bäumen und dichtem Buschwerk bestehenden Anhöhe thronte das kleine
Schloß.
    Es war von
einer etwa einen Meter hohen Mauer umgeben, darauf dicke, schwarze, sich nach
oben verjüngende Stangen.
    Das große Tor
war verschlossen.
    In der Ferne
schimmerte schwach wahrnehmbarer Lichtschein.
    Silvia Gräfin
Redziwihl schlief noch nicht.
    Schweigend
stand Ilonka Tuave vor dem hohen Tor und starrte hinüber zu dem Gebäude.
    Ihre
Begleiterinnen drängten sich um sie.
    Es klirrte,
als Metall an Metall schlug, wenn die scharfgeschliffenen Sensen mit dem
Eisenzaun in Berührung kamen.
    »Vielleicht
tafelt sie jetzt mit unseren Männern«, stieß Ilonka hervor. Ihre Lippen
verzogen sich. Die junge Frau atmete hastig. Der anstrengende Weg hatte sie
außer Atem gebracht. Nun brauchten sie eine Verschnaufpause, ehe es weiterging.
»Es wird eine kleine Überraschung geben, wenn wir auftauchen.«
    Ihre Gedanken
überschlugen sich. So glatt, wie sie sich ihr Vorgehen wünschte, würde es nicht
gehen. Lautlos in das Schloß einzudringen blieb sicher ein Wunschtraum.
    Aber darauf
kam es auch gar nicht so sehr an. Die Hauptsache war, daß sie gemeinsam mit
ihren Begleiterinnen bewies, daß sie nicht davor zurückschreckten, ein
ungeschriebenes Tabu zu brechen, wenn sie den Privatbesitz stürmten. Und dann
wollten sie endlich wissen, was aus ihren Männern geworden war!
    Da ertönte
ein erschreckter Aufschrei!
    Ilonka
wirbelte herum. »Was ist denn los?« Ihre Augen blitzten.
    Florica, ein
zwanzigjähriges Mädchen, das vor anderthalb Jahren den Bruder an die Redziwihl
verloren hatte, wies mit einer ausgestreckter Hand nach links.
    Dort befand
sich ein schmaler Weg - ein Trampelpfad.
    »Dort war
jemand«, wisperte sie, und ihre blauen Augen blickten ängstlich. »Ich habe es
deutlich gesehen!«
    »Wo?« Ilonkas
Blicke irrten umher. Sie umklammerte den armdicken Stock. Florica deutete auf
die angebliche Stelle.
    »Da ist
nichts«, erklärte Ilonka.
    »Ein
Schatten, es war ein großer Schatten.« Das junge Mädchen wirkte verstört. Die
anderen Frauen wurden unruhig. Einige hielten Sensen und Schlagstöcke
abwehrbereit vor sich. Die Angst kam wieder.
    Eine Frau,
die es fertigbrachte, trotz gegen sie erhobener bösartiger Beschuldigungen, und
der Angst, die man vor ihr empfand, zweiunddreißig Männer in ihre Netze zu
locken, mußte über besondere Fähigkeiten verfügen. Sie stand mit dem Teufel im
Bund, daran wurde nicht gezweifelt. Auch Ilonka Tuave nicht. Aber sie durfte
sich am wenigsten anmerken lassen, daß auch sie der Mut verließ.
    »Dracula, der
Meister der Vampire«, flüsterte Florica entsetzt. Alle konnten es hören.
    Die Frauen
blickten sich an und es wurde totenstill.
    Die alten
Gerüchte flackerten auf. Im Dorf Merdagve erzählte man sich, daß Graf Dracula
für die Anwesenheit der teuflisch reizvollen Gräfin verantwortlich war. Auf
seinen Reisen durch Transsylvanien habe er sie getroffen und wäre so begeistert
von ihr gewesen, daß er sie bat, mitzukommen.
    Das kleine
Schloß war in der Tat lange Zeit unbewohnt gewesen, bis sie vor fünf Jahren
einzog. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man hin und wieder einen einsamen Reiter
oder Wanderer gesehen, einen geheimnisvollen Mann, der nach Einbruch der
Dunkelheit hierher kam.
    Das Gerücht,
daß die Gräfin Redziwihl Draculas auserwählte Geliebte sei und wie er eine
Vampirin, hielt sich hartnäckig.
    Ilonka Tuave
erkannte in den Augen der umstehenden Frauen Ratlosigkeit und Scheu.
    Im stillen
verwünschte sie Florica, die mit einem einzigen Satz den Zusammenhalt der
kleinen mutigen Truppe gefährdete.
    Den meisten
wurde erst nach den Worten der blonden Florica bewußt, worauf sie sich da
eingelassen hatten.
    Ilonka faßte
sich ein Herz. Mit festen Schritten näherte sie sich der Stelle, wo Florica den
Schatten wahrgenommen haben wollte. »Hier ist nichts«, sagte sie. »Kein Mensch.
Du hast dich getäuscht, mein liebes Kind. Es war der Schatten des Gestrüpps.«
    Sie teilte
die Zweige auseinander und ging mutig ein paar Schritte in das Buschwerk.
    Hier war
nichts zu sehen und nichts geschah.
    Die anderen
hielten den Atem an.
    Für eine
Minute war Ilonka verschwunden.
    Es kam den
anderen Frauen wie eine
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