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0817 - Luzifers Tränenbecher

0817 - Luzifers Tränenbecher

Titel: 0817 - Luzifers Tränenbecher
Autoren: Jason Dark
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beherrschte mich nur mühsam.
    »Du weißt jetzt, wer Isabell Munro tatsächlich ist.«
    »Lilith.«
    »Ja, die erste Hure!«
    »Deine Feindin?«
    »Nicht unbedingt, aber ich möchte, dass sie nicht zu stark wird. Der Tränenbecher ich wichtig.«
    »Auch für dich, Asmodis. Deshalb schlage ich vor, dass du zu Lilith gehst und ihn dir holst.«
    »Das wirst du erledigen.«
    »Niemals!«
    Er lachte mich aus. »Du wirst noch froh sein, wenn du mit mir zusammenarbeiten kannst und ich dir den Weg weise. Was bisher geschehen ist, ist nichtmehr als der Anfang. Lilith hat den Becher in ihren Besitz gebracht, hörst du?«
    »Ich weiß.«
    »Sag ja.« Er streckte mir die Hand entgegen, die sich zur Klaue verändert hatte.
    »Zieh sie weg, bevor ich darauf spucke.«
    Ich hatte Asmodis beleidigt. Er fauchte mich noch einmal an, drehte sich um die eigene Achse, und ich sah dort Feuer in die Höhe steigen, wo er gestanden hatte, dann war er weg.
    Nur die stinkende Wolke blieb noch im Zimmer zurück.
    Ich hasste diesen Gestank, wollte ihn nicht mehr riechen, und deshalb verließ ich die vier Wände, um mit dem Aufzug nach unten zu fahren. Ich fühlte mich einfach zu durcheinander, und im leeren Zimmer kam ich mir eingeschlossen vor. Deshalb war die Tagesbar mein Ziel.
    ***
    Ein widerlich riechendes Spray, dessen Duft aus den Haaren einer neben mir hockenden silberblonden Frau stieg, widerte mich beinahe so sehr an wie der Gestank des Teufels. Sie hatte sich einfach auf den Hocker gesetzt, in einer bestimmten Art gelächelt, doch ich war nicht in der Stimmung, mich anmachen zu lassen. Ich wollte ihr keinen Drink ausgeben und nicht einmal ein Gespräch beginnen.
    »Sie sehen traurig aus«, sagte sie.
    »Das bin ich nicht.«
    »Glaube ich nicht.«
    »Bitte, lassen Sie mich in Ruhe. Ich muss wirklich nachdenken und möchte allein sein.«
    Die leicht violett gefärbten Lippen verzog sie zu einem Schmollmund. Dann rutschte sie vom Sitz und stöckelte weiter. Ich schaute ihr nicht einmal nach.
    Vor mir stand das Glas mit Bitter Lemon.
    Was wollte ich tun – wie ging es weiter?
    Der Besuch des Teufels wollte mir nicht aus dem Sinn. Würde es soweit kommen, dass mir nichts anderes übrig blieb, als mich mit ihm zu verbünden? Ich hatte schon mit Dämonen Seite an Seite gekämpft, um gegen andere Dämonen vorzugehen, denn sie waren teilweise einander spinnefeind. Dem Teufel aber konnte ich nicht trauen, der kochte immer noch seine eigene Suppe.
    Was aber war die Alternative? Im Leben gibt es immer zwei Seiten – Licht und Schatten. Leider sah ich bisher nur den Schatten, nach dem Licht suchte ich vergeblich. Auf mich allein gestellt und ohne einen Hinweis oder eine Spur sah ich verdammt alt aus.
    Trotzdem musste etwas passieren. Es widersprach einfach aller menschlichen Logik, dass nichts geschah. Es passierte immer etwas, und gerade in diesem Fall war durch außergewöhnliche und rätselhafte Umstände einiges in Bewegung geraten.
    Zufällig schaute ich den Keeper an. Er blickte sich suchend um und hielt ein tragbares Telefon in der Hand. »Ist hier ein Herr Sinclair, bitte?«
    »Ja, ich.«
    »Ah so. Moment bitte.« Er kam zu mir. »Ein Anruf für Sie, mein Herr.«
    Ich bekam das Telefon und meldete mich.
    Es war Kommissar Gericke. »Wo habe ich Sie gerade erwischt, Herr Sinclair?«
    »An der Bar.«
    »Doch nicht betrunken?«
    »Nein, nur sehr nachdenklich.«
    »Das ist gut, das ist gut.« Er hörte sich aufgeregt an. »Hören Sie, sitzen Sie gut. Oder stehen Sie?«
    »Ich sitze.«
    »Toll. Wir haben Harry Stahl!«
    Das war ein Ding. Ich zischte wie eine alte Lok. »Verdammt noch mal, wo haben Sie die beiden aufgegabelt?«
    »Nur ihn, Herr Sinclair. Und das in seinem Büro. Er saß dort und ging seiner Arbeit nach. Er fragte sogar nach Ihnen.«
    »Das ist doch nicht…«
    »Es stimmt!« Ich verstand die Welt nicht mehr. Aber ich saß. Es hatte sich nichts geändert, bis eben auf die Nachricht. »Okay, Herr Gericke, ich werde kommen.«
    »Das habe ich erwartet…« Für mich gab es von nun an kein Halten mehr. Mit Harry Stahls Auftauchen war die zweite Runde in diesem teuflischen Fall eingeläutet worden …
    ENDE des ersten Teils
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