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0817 - Luzifers Tränenbecher

0817 - Luzifers Tränenbecher

Titel: 0817 - Luzifers Tränenbecher
Autoren: Jason Dark
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wollte es nicht glauben, es passte nicht in meine Welt. Das war irrational. Ich musste einer Halluzination erlegen sein.
    Schon viel hatte ich in meinem Leben hinter mich gebracht. Manch böse, tödliche Überraschung, aber das hier schlug dem Fass den Boden aus. Das war zu viel.
    Der Kommissar ging weiter.
    Ich hörte seine tappenden Schritte, und plötzlich brach bei mir der Damm. Jetzt wusste ich, dass ich diese grauenhafte Tat nicht geträumt hatte, der Tod hatte tatsächlich vor meinen und den Augen meines Freundes Suko zugeschlagen.
    Kommissar Harry Stahl war zu einem eiskalten Killer geworden!
    Ich musste ihn stoppen, und meine Hand bewegte sich auf die Beretta zu.
    »John…«
    Suko hatte mich angesprochen. Ich drehte ihm den Kopf zu.
    Zwei Dinge nahm ich wahr.
    Seine eiskalten Augen und einen großen Schatten, der eigentlich keiner war, sondern eine Faust.
    Sie erwischte mich mit ungeheurer Wucht am Kopf.
    Ich hörte mich nicht schreien. Dafür flog ich zurück, knallte irgendwo gegen, was einen dumpfen Ton verursachte, und einen Augenblick später vergaß ich alles.
    Den Mord, meinen Freund Suko, die gesamte kleine Welt, die sich auf diesem Hinterhof zusammengefunden hatte.
    Nur Finsternis umgab mich…
    ***
    Etwas klatschte gegen meine Wangen, als wäre ein Hund dabei, mir permanent die Zunge ins Gesicht zu schlagen. Ich wollte es nicht, ich wollte nur meine Ruhe haben, ich wollte den Hund zur Seite schieben, doch allein mit dem Willen schaffte ich es nicht, und meine Arme bekam ich nicht mehr hoch. »He, alter Knochen, wach mal auf…« Eine Stimme. So fern und doch so nah. Sie hatte mich angesprochen, war in meinen brummenden Schädel gekrochen, als wollte sie alles andere verdrängen.
    Jemand fasste mich unter. Ich hörte ein Stöhnen. Auch eine Beschwerde. »Meine Güte, ist der Kerl schwer…«
    Man hob mich an. Ich bekam nur undeutlich mit, dass ich weggeschleift wurde, und ich hoffte, nicht auf die Beine gestellt zu werden, denn ich konnte mir vorstellen, dass ich mich aus eigener Kraft kaum würde halten können.
    Nein, man stellte mich nicht hin. Ich geriet in eine halb sitzende und halb liegend Position. An der Schulter und am Rücken war ein harter Widerstand.
    Ich öffnete die Augen. Dabei spürte ich selbst die flatterhaften Bewegungen der Lider. Das Licht, das in meine Augen stach, schmerzte.
    »Aha, du bist wach…«
    Ja, ich war wach, obwohl in meinem Kopf ein großes Durcheinander herrschte. Ich hatte Schmerzen. Den Kopftreffer musste ich erst noch verdauen.
    »Sieh mich doch mal an, Partner!«
    Ich öffnete die Augen erneut, und diesmal ließ ich sie auch offen.
    Die Wolkendecke war aufgerissen. Sonnenstrahlen tupften in den Hinterhof, trafen auch den Toten, und als ich ihn sah, kehrte die Erinnerung schlagartig zurück.
    Die Szene lief noch einmal vor meinem geistigen Auge ab. Ich konnte nicht behaupten, dass ich sie jetzt besser begriff, aber ich wusste, dass ich sie nicht geträumt hatte. Zudem erinnerte ich mich an Sukos Verhalten. Er stand auf Harrys Seite, auf der Seite eines eiskalten Killers.
    Es gab keine Stelle am Körper, an der mir nicht der Schweiß ausgebrochen war. Ich zitterte plötzlich und war froh, die Hand mit der Flasche zu sehen, die mir hingehalten wurde.
    »Hier, Partner, trink mal.«
    »Danke«, flüsterte ich.
    Es war Schnaps. Ein scharfes Zeug. Ich nahm auch nur einen Schluck und gab die Flasche sofort zurück.
    »Nicht dein Fall?«
    »Nein«, murmelte ich geistesabwesend.
    Der Tote lag im Hof.
    Das war eine Tatsache.
    Die Kollegen waren noch nicht am Tatort erschienen. Also war ich nicht lange bewusstlos gewesen. Es waren wohl nur Minuten vergangen seit der schrecklichen Tat.
    Wer die Tat außer Suko und mir beobachtet hatte, wusste ich nicht. Sicherlich waren zahlreiche Menschen von dem Schuss aufgeschreckt worden, auch der Mann mit seiner flachen Mütze und dem faltenreichen Gesicht, der vor mir hockte und dessen Fahne ich roch.
    »Wer sind Sie?«
    »Kannst mich Ecke nennen.«
    »Okay.«
    »Wie heißt du?«
    »John.«
    »Klingt nach Ausland.«
    »Ja, England.«
    Ich presste meine Hände gegen den Kopf und versuchte so, die Schmerzen und die Dumpfheit zu vertreiben, was mir allerdings nicht gelang.
    Es blieb dieses Tuckern und Hämmern, als hätte man mir einen fremden Schädel auf den Hals gepresst.
    »Hat jemand die Polizei gerufen?« fragte ich.
    Ecke hob die Schultern. »Ich nicht.«
    »Sie waren Zeuge – oder?«
    »Klar war ich das. Und du kannst mich
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