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0817 - Luzifers Tränenbecher

0817 - Luzifers Tränenbecher

Titel: 0817 - Luzifers Tränenbecher
Autoren: Jason Dark
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ruhig duzen. Das war vielleicht ein Hammer. Der Bulle zog die Kanone und erschoss Fritze Fuhrmann. Einfach so.« Er schüttelte sich wie unter einer Gänsehaut. »Ich begreife das nicht. Wenn es ein Killer gewesen wäre, okay, aber doch kein Polizist. Oder was meinst du dazu?«
    »Ich gebe dir Recht.«
    »Du bist auch ein Bulle, wie?«
    »Kann man so sagen.«
    »Der Chinese ebenfalls?«
    »Wir gehören zusammen.«
    »Der ist mit dem Killer abgehauen.« Ecke änderte seine hockende Haltung nicht, als er sich drehte und dorthin zeigte, wo die schmale Durchfahrt begann. »Die rannten, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Ich habe Schiss bekommen, denn ich rechnete damit, dass sie mich gesehen haben, doch ich hatte Glück.«
    »Teufel ist gut«, murmelte ich. »Was sagtest du?«
    »Schon gut, wir…« Ich unterbrach mich, weil ich das Jammern der Sirenen hörte. Die deutschen Kollegen kamen, sie waren von den Bewohnern alarmiert worden, und ich würde den Polizisten erklären müssen, dass der Mord von einem ihrer Kollegen begangen worden war.
    Von einem Kommissar, den ich als meinen Freund angesehen hatte. Undich verstand auch Sukos Reaktion nicht. Warum, zum Henker, hatte er mich niedergeschlagen?
    »Die Bullen werden Fragen haben«, sagte Ecke. »Ist mir gar nicht recht.«
    »Dir kann doch nichts passieren.«
    »Das hoffe ich.«
    Die Wagen fuhren durch die Einfahrt in den Hinterhof. Ihre Sirenen jammerten an den Fronten der Häuser entlang, und mir klang es in den Ohren wie die Schreie gemarterter Seelen.
    Ecke setzte sich neben mich. Gemeinsam schauten wir zu, wie die Wagen stoppten und von ihren Fahrern und Mitfahrern verlassen wurden.
    Ich wusste, was nun kam. Ich musste es auch über mich ergehen lassen, trotz der Kopfschmerzen. Um Suko und vor allen Dingen um Harry Stahl machte ich mir große Sorgen.
    Ich konnte ihr Tun nicht begreifen. Instinktiv aber wusste ich, dass die schreckliche Tat des Kommissars nur mit Luzifers Tränenbecher zusammenhängen konnte…
    ***
    Es war mehr als eine Stunde vergangen. Ich hatte zwei Tabletten genommen, die Schmerzen waren zurückgedrängt worden.
    Befragt worden war ich von einem Mann namens Ludwig Gericke.
    Er war Oberkommissar, ungefähr in meinem Alter, ein hoch aufgeschossener, sehr ruhiger Mann mit dunklen Haaren, der eine Goldrandbrille trug. Seine Haut war blass. Auf ihr zeichneten sich dunkle Bartschatten ab. Er kam nicht aus Sachsen und sprach hessischen Dialekt.
    Seine Leute befragten die Anwohner, und auch Ecke hatte bleiben müssen. Er stand draußen vor dem Wagen, während ich mit Gericke in dessen Fahrzeug saß. Immer wieder strich er über seine Wangen und hob dabei die Schultern. »Ich muss Ihnen glauben, Herr Sinclair, denn Sie sind kein Unbekannter bei uns. Aber ich möchte Ihnen eines sagen. Ich kann das Verhalten meines Kollegen Stahl nicht begreifen.«
    Da hatte er mir aus der Seele gesprochen. Auch meine Gedanken drehten sich ausschließlich um dieses eine Thema, und ich musste auch an Willi Mallmann denken, der früher einmal ein Kommissar des BKA gewesen war, sich aber mit Assunga als grauenhafter Blutsauger in die Vampirwelt zurückgezogen hatte, um von dort aus seine Aktivitäten zu lenken. Er hatte Pech gehabt, war zu Dracula II geworden und war jetzt ein Vampir.
    »Es gab keinen Grund, auf den Mann zu schießen«, sagte ich.
    »Aber das brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen.«
    »Nein, Herr Sinclair. Wir haben übrigens die Fahndung nach Harry Stahl ausgeschrieben.«
    »Das hätte ich an Ihrer Stelle auch getan.«
    Die Sorgen waren Gericke vom Gesicht abzulesen. »Sollten wir ihn stellen, müssen wir damit rechnen, dass er sich wehrt. Ebenso wie Ihr Partner Suko. Wenn ich ehrlich sein soll, fürchte ich vor einer Begegnung mit den beiden.«
    »Mir ergeht es ähnlich.«
    »Es ging Ihnen um diese drei Morde.«
    »Richtig.«
    »Der Killer wurde nicht gefasst. Da Sie mit im Spiel sind, nehme ich an, dass der Fall okkulter Natur ist. Da liege ich richtig, oder?«
    »Ja, Herr Gericke, Sie liegen richtig. Und das ist auch meine Hoffnung, was den Kollegen Stahl betrifft.«
    Gericke zeigte sich verwirrt. »Das möchte ich gern genauer erklärt haben, falls es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Ich werde Ihnen ein grobes Bild meiner Folgerungen geben.« Ich schaute aus dem Seitenfenster in den Hinterhof, der längst nicht mehr in der gewohnten Stille lag. Die Männer der Spurensicherung taten ihre Arbeit. »Es könnte sein, dass Harry Stahl und auch mein Freund und
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