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0817 - Luzifers Tränenbecher

0817 - Luzifers Tränenbecher

Titel: 0817 - Luzifers Tränenbecher
Autoren: Jason Dark
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seinen Blick richtete.
    »Ich grüße Sie, Herr Kommissar«, sagte er im breitesten Sächsisch und wies gegen seinen Laden. »Kann ich ihn trotzdem wiedereröffnen, obwohl sie den Mörder noch nicht gefunden haben?«
    »Nein, das können Sie nicht.«
    »Schade.« Fuhrmann rückte seinen Hut zurecht. »Das bedeutet für mich einen großen Verlust, wie Sie sich bestimmt denken können.«
    »Hatten Sie so viel zu tun?«
    »Sicher.«
    »Und die beiden Toten sind Ihnen noch immer nicht bekannt, Herr Fuhrmann?«
    Das Gesicht des Mannes zeigte ein breites Grinsen. »Sie können mich noch hundertmal fragen, Kommissar, aber ich kenne sie nicht. Schon einmal habe ich zu Protokoll gegeben, dass sie mir unbekannt sind. Es tut mir echt Leid für Sie.«
    »Das braucht es Ihnen nicht. Vonder Antiquitäten-Mafia haben Sie demnach auch noch nichts gehört?«
    »Doch, habe ich.«
    Dieses Geständnis überraschte Harry. »Sie kennen sich aus?«
    »Sorry, habe ich nicht gesagt.« Fuhrmann wedelte mit beiden Händen. »Ich habe davon gehört und auch darüber gelesen. Sie wissen doch selbst, was alles durch die Medien geht. Die Kerle sind bei mir eingebrochen und…«
    »Nach einem Einbruch sah es nicht aus«, unterbrach ihn Harry Stahl. »Die beiden Kerle haben den Laden auf dem normalen Weg betreten. Sie schlossen die Tür auf und konnten sich gründlich umschauen.«
    »Leider.«
    »Sie wurden getötet.«
    »Ich war es nicht!«
    Stahl lächelte kantig. »Sie werden lachen, Fuhrmann, ich glaube Ihnen sogar.«
    Er deutete eine Verbeugung an. »Wie wunderbar, Herr Stahl. Ich bedanke mich recht herzlich.«
    »Dazu haben Sie keinen Grund. Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass Sie indirekt mit der Tat zu tun haben.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen. Wieso denn?«
    »Soll ich Ihnen etwas über heiße Ware erzählen, Fuhrmann? Ihnen doch nicht, verdammt!«
    »Ach, Herr Kommissar, Sie dürfen das nicht so eng sehen. In unserem Geschäft ist man eben noch auf Treu und Glauben ausgerichtet, und schwarze Schafe gibt es überall. Ist in Ihrem Job auch so. Oder haben Sie noch nie von bestechlichen Polizisten gehört? Da könnte ich Ihnen aber mehr sagen.«
    »Das steht jetzt nicht zur Debatte.«
    Fuhrmann hob die Schultern. »Ich wollte auch nur mal schauen, ob ich meinen Laden wieder öffnen kann. Außerdem habe ich mir gedacht, mir eine Alarmanlage zuzulegen, obwohl ich ja irgendwie Glück gehabt habe, dass nichts gestohlen wurde.« Er grinste breit.
    »Jedenfalls wünsche ich Ihnen viel Glück bei der Jagd auf den oder die Täter.« Er nickte uns zu. »Wie ich sehe, haben Sie sogar Verstärkung erhalten. Guten Tag, die Herren.«
    Wir erwiderten den Gruß nicht, was Fuhrmann offensichtlich verärgerte.
    »Nun, wenn das so ist, werde ich meinen Weg jetzt fortsetzen. Oder spricht was dagegen?«
    »Im Prinzip nicht.«
    »Ich danke Ihnen, Herr Kommissar. Sollten Sie wider Erwarten Erfolg haben, lassen Sie es mich wissen.« Er hatte den letzten Satz voller Spott gesprochen und fühlte sich in seiner Rolle wohl ausgezeichnet. In der Tat konnte man ihm nichts anhaben. Fuhrmann stand nicht einmal auf der Liste der Verdächtigen.
    Er verbeugte sich, nahm den Hut nicht ab, und provozierend langsam drehte er sich um.
    Harry Stahl hatte die Lippen zu einem Lächeln verzogen. Ich konnte es sehen, weil ich seitlich von ihm stand.
    Das Lächeln veränderte sich.
    Es wurde zu einem Grinsen.
    Es verzerrte sich noch weiter, und Harry Stahl bewegte seinen rechten Arm.
    Was er genau unternahm, bekam ich nicht mit. Und als ich es sah, da war es bereits zu spät.
    Er hatte seine Dienstwaffe gezogen, streckte den rechten Arm aus, zielteauf den Hinterkopf des weggehenden Fritz Fuhrmann…
    Und drückte eiskalt ab!
    ***
    Ich stand da, einfach nur da. Die Welt ging unter, und ich erlebte ein Theaterstück. Ich sah einen Film, ich sah einen zuvor präparierten Schauspieler, aus dessen Wunde am Hinterkopf das Blut quoll und der dann mit einer perfekt einstudierten Bewegung nach vorn fiel und auf dem Gesicht landete.
    Tot, ermordet durch einen Kommissar namens Harry Stahl! Und dies in Beisein von Zeugen.
    Das war der reine Wahnsinn. Das packte ich nicht, und ich kam mit der Realität nicht zurecht. Es waren vielleicht Stunden vergangen, tatsächlich nur Sekunden, und ich hörte mich sprechen, aber meine Worte hallten in einen luftleeren Raum.
    »Bist du denn wahnsinnig, Harry?«
    Er gab mir keine Antwort, lachte nur und ging auf den am Boden liegenden Mann zu.
    Ich
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