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0817 - Luzifers Tränenbecher

0817 - Luzifers Tränenbecher

Titel: 0817 - Luzifers Tränenbecher
Autoren: Jason Dark
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waren hoch, und die alten Bohlen ächzten unter seinem Gewicht.
    Im Flur stoppte er.
    Auch hier stand die Luft. Die Wände waren dunkel und mit Parolen beschmiert. Euphorische Worte, die kurz nach der Wende hingekritzelt worden waren.
    Stahl näherte sich der Hintertür und zog sie auf.
    Er betrat den Hof noch nicht, sondern schaute sich um. Er schaute auch zur Einfahrt, die eine Verbindung zur Straße herstellte. Von dort hörte er die Geräusche. Autos fuhren vorbei. Mal hupte jemand, oder es klang der Ruf einer Stimme auf.
    Völlige Normalität.
    Harry hätte zufrieden sein können und wunderte sich darüber, dass er es nicht war. Hier lief alles anders, dieser Fall war einfach nicht in den Griff zu kriegen.
    Harry kam sich vor, als würde er neben sich stehen. Das war keine gute Ausgangsposition für ihn, denn er musste konzentriert bleiben.
    Er zerrte die Tür auf. Das Kratzenstörte ihn, aber keinen anderen.
    Da war niemand, nicht im Freien und auch nicht in diesem verdammten Anbau. Der gesamte Einsatz drohte zu einem einzigen Fehlschlag zu werden.
    Harry wusste, dass ihn die Männer der Sonderkommission beobachteten und sofort eingreifen würden, wenn es notwendig war.
    Danach sah es nicht aus. Stahl ging über den leeren Hof. Er versuchte, seine Schritte so leise wie möglich zu halten. Seine Augen bewegten sich, die Waffe steckte in der Halfter.
    Es war nicht abgesprochen, dass es jemand allein versuchte. Doch es war einfach über ihn gekommen, wie eine Botschaft, was er Müller, dem Chef der kleinen Truppe, nie hätte begreiflich machen können.
    Harrys Blick war auf den Anbau gerichtet. Er sah den grauen Putz, der nicht mehr überall gehalten hatte, er sah die grauen Mauern, die blinden Scheiben. Dann blieb er vor der Tür stehen.
    Abgeschlossen oder nicht? Harry probierte es.
    Eine alte Klinke ließ sich nur schwerfällig nach unten drücken. Vor der Tür lag Papier, alte Zeitungsstücke, um die sich niemand gekümmert hatte.
    Die Tür bewegte sich nach innen. Harry hatte den Eindruck, als würde ihm ein Halbdämmer entgegenwallen, seine Augen mussten sich erst an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnen. Eine Hand hatte er auf den Griff seiner Dienstwaffe gelegt, die er allerdings nicht aus der Halfter zog. Es bestand keine Gefahr.
    Er betrat den Anbau und wusste bereits nach der ersten Sekunde, dass er hier richtig war.
    Volltreffer!
    Es gab nur diesen einen Raum, der aber war mit Antiquitäten aller Art regelrecht vollgestopft worden, wobei dem Verkäufer in der Mitte ein schmaler Weg blieb. Harry ging so leise wie möglich. Er kam an einem alten Schrank aus Weichholz vorbei und blieb stehen.
    Neben dem Schrank stand ein Sessel mit geschwungenen Beinen.
    Das alte Polster war zerschlissen, es musste noch aufgearbeitet werden.
    Harry Stahl wusste sehr gut, dass man sein Eintreten beobachtet hatte. Müller und seine Leute warteten auf eine Nachricht. Deshalb holte er das flache Sprechgerät aus der Tasche und stellte die Verbindung zur Sonderkommission her.
    Er brauchte nur zu flüstern, und schon nach den ersten beiden Worten meldete sich Müller.
    »Es ist alles in Ordnung, Müller!«
    »Gut. Der Bau ist leer?«
    »Ja, soweit ich das überblicken kann.«
    »Seien Sie trotzdem vorsichtig, Kommissar!«
    »Keine Sorge, das werde ich.«
    »Wie sieht es aus?«
    Fast hätte Harry gelacht. Er unterdrückte es und berichtete von den zahllosen Antiquitäten. »Das sind Werte, Müller, über die wir kaum nachdenken wollen. Ich werde einen ersten Inspektionsgang unternehmen und mich dann wieder bei Ihnen melden. Sie und Ihre Männer sollten trotzdem wachsam bleiben.«
    »Geht in Ordnung, Kommissar. Viel Glück.«
    »Danke.« Harry steckte das flache Gerät wieder weg. Er hatte nicht gelogen, denn äußerlich war alles okay. Doch in seinem Innern hatte sich das böse und ungute Gefühl in den letzten Sekunden verdichtet. Er war darauf gefasst, eine höllische Überraschung zu erleben.
    Stahl irrte sich nicht.
    Plötzlich nahm er den Geruch wahr.
    Blut und Moder!
    ***
    Harry Stahl zischte unbewusst beim Ausatmen.
    Blut und Moder!
    Er wollte es nicht wahrhaben, hoffte auf einen Irrtum.
    Nein, es roch tatsächlich so.
    Harry spürte eine Gänsehaut auf seinem Rücken, die sich regelrecht festgefressen hatte. Er hoffte noch, dass irgendwo in den Ecken tote Ratten oder Mäuse lagen, doch daran glauben wollte er selbst nicht.
    Er ging weiter.
    Der Geruch verstärkte sich noch, sodass Harry davon ausgehen musste, dem Ziel
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