Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0817 - Luzifers Tränenbecher

0817 - Luzifers Tränenbecher

Titel: 0817 - Luzifers Tränenbecher
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
näher zu kommen, bis er den Schrecken schließlich entdeckte.
    Er fand den Toten im Gang. Dabei nahm die Leiche beinahe die gesamte Breite ein. Sie hatte eine hockende Stellung eingenommen und lehnte mit dem Rücken an einer alten Biedermeier-Kommode.
    Der Mann trug eine Hose, eine Jacke und darunter ein Hemd. Die linke Hand lag auf seinem Schoß, weil der Arm angewinkelt war.
    Seine rechte hatte den Platz neben seinem Körper gefunden und lag in einer dunklen Blutlache, die von fetten Fliegen umkreist wurde.
    Das Gesicht des Toten konnte Harry nicht erkennen, weil der Kopf nach vorn gesunken war. Er sah nur das dichte schwarze Haar. Er bückte sich, um den Kopf behutsam anzuheben.
    Dabei sah er die Wunde. Sie stammte von einer Stichwaffe, wahrscheinlich einem Messer. Es hatte den Mann sehr hoch an der Brust und auch im Hals getroffen. Stahl konnte nicht erkennen, wie oft zugestochen worden war.
    Die Leiche war kalt. Wie lange sie schon hier lag, konnte Harry nicht sagen, das musste ein Arzt feststellen. Er schaute sich das Gesicht näher an und stellte fest, dass er den Mann nie zuvor gesehen hatte.
    Harry durchsuchte die Taschen. Einen Ausweis fand er nicht.
    Er stellte sich wieder hin und hatte das Gefühl, würgen zu müssen. Er merkte, dass ihm heiß und kalt zugleich wurde. Die Schauer wechselte sich ab. Sie flossen über seinen Rücken.
    Harry Stahl ging weiter. Stumme Zeugen standen an den Wänden.
    Allerdings nicht mehr so dicht. Er entdeckte hin und wieder Lücken, in die fahles Tageslicht fiel.
    Zwischen zwei hohen Jugendstillampen, die deshalb so groß wirkten, weil sie auf Tischen standen, sah er einen Schatten. Der Kommissar schluckte. Ein weiteres Mal brauchte er nicht hinzusehen, denn er hatte erkannt, dass es sich bei dem Schatten um einen Menschen handelte.
    Der zweite Tote?
    Harrys Magen zog sich noch enger zusammen. Er roch seinen eigenen Schweiß, die Luft war kaum zu atmen und konnte wegen der geschlossenen Fenster auch nicht abziehen.
    Harry Stahl blieb vor der Gestalt stehen. Auch hier schaute er in das fahle Gesicht eines Toten.
    Der Mann war jünger als der erste, doch er war auf die gleiche Art und Weise ums Leben gekommen. Stiche in den Hals und in die Brust.
    Harry fragte sich, wie viele Leichen er noch entdecken würde. Der Mörder war eiskalt und rücksichtslos vorgegangen. Er hatte den beiden Männern nicht die Spur einer Chance gegeben.
    Warum?
    War etwas gestohlen worden?
    Harry konnte das nicht beurteilen. Dazu hätte er wissen müssen, welche Ware sich in diesem verdammten Anbau befand. Zudem hatte der Mörder keine Spuren hinterlassen. Er war gekommen wie ein tödliches Phantom und war ebenso verschwunden.
    Ob noch weitere Tote in diesem Anbau lagen, wusste der Kommissar nicht. Er wollte das große Lager auch nicht allein durchsuchen. Müller und seine Leute sollten ihm dabei helfen.
    Harry trat einen kleinen Schritt zurück und griff in die Tasche. Das schmale Sprechgerät wäre ihm beinahe entfallen, so feucht war seine Handfläche geworden.
    Um zu sprechen, drehte er sich von dem Toten weg. Der Anblick störte ihn plötzlich.
    Harry kam nicht dazu, das Gerät einzuschalten. Seine Finger erstarrten mitten in der Bewegung.
    Er hatte etwas gehört.
    Leise, schleichende Schritte. Sie waren von vorn aufgeklungen. Er dachte sofort an den Killer, wechselte das Gerät in die linke Hand, um mit der rechten nach seiner Pistole zu greifen, als er das Lachen und dann die leise Stimme hörte.
    »Lassen Sie das bitte!«
    Harry gehorchte. Er war trotzdem völlig perplex, denn zu ihm hatte eine Frau gesprochen…
    ***
    Irgendwo in diesem verdammten Bau hatte sie ihr Versteck und den Kommissar beobachtet. Er richtete seinen Blick nach vorn, weil er sie entdecken wollte, aber sie hielt sich noch zurück und musste in einer Lücke zwischen zwei Schränken Deckung gefunden haben. Harry wusste nicht, ob er aus dieser Richtung bedroht wurde, aber er ging zunächst einmal davon aus. Seine Hand bewegte sich auf die Pistole zu, aber noch zog er die Waffe nicht.
    »Lassen Sie die Waffe, wo sie ist, und stecken Sie auch das Gerät wieder ein. Sie möchten doch nicht in Versuchung geraten…«
    »Verdammt, wer sind Sie?«
    »Stecken Sie es weg!«
    Harry tat es, auch wenn er sich dabei alles andere als wohl fühlte.
    Er wusste um seine schlechten Karten und zollte diesem Wissen den nötigen Tribut.
    »Sehr schön.«
    »Auf das Lob kann ich verzichten. Was wollen Sie noch?«
    »Sie können zu mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher