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0817 - Luzifers Tränenbecher

0817 - Luzifers Tränenbecher

Titel: 0817 - Luzifers Tränenbecher
Autoren: Jason Dark
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Fuß, der ihm Halt gab. Zwischen dem Fuß und dem eigentlichen Gefäß befand sich ein schmaler Stiel. Ob sich etwas in dem Gefäß befand, konnte er nicht sehen. Er hätte dazu schon aufstehen müssen. Harry blieb aber sitzen, doch die Pistole steckte er wieder weg.
    »Was soll das?« fragte er.
    Isabell umfasste den Kelch mit beiden Händen. »Ist er nicht wunderschön?«
    »Kann sein.«
    »Ich habe ihn lange gesucht.«
    »Und hier gefunden, nehme ich an.«
    »Ja.«
    »Dann hat ihn die Bande in die Hände bekommen und ihn hier versteckt gehalten.«
    »So sieht es aus.«
    »Ist er wertvoll?«
    »Unbezahlbar.«
    »Darf ich dann fragen, wie alt er ist?«
    Die Munro hob die Schultern. »Man kann ihn nicht datieren. Er ist sehr alt, uralt. Vielleicht so alt wie die Welt, und er ist wichtig. Er ist ein Teil aus uralter Zeit, als es auf der Erde noch nicht so aussah wie jetzt.«
    »Ist er denn leer?«
    Isabell Munro lächelte. Eine Hand, die rechte, löste sie von dem Gefäß, hob sie an und ließ sie wieder sinken, sodass die Finger in den Kelch eintauchten.
    Harry sah, dass sie ihre Hand bewegte, und er hörte auch ein seltsames Klickern, als würden mehrere Glaskugeln gegeneinander stoßen. Er konnte sich vorstellen, dass der Kelch mit Perlen gefüllt war, und seine Spannung stieg, als die Frau ihn kippte. Nicht zu ihrer, sondern zu seiner Seite hin. Der Inhalte verteilte sich auf dem Tisch, und die Augen des Kommissars weiteten sich, als er sah, dass dort tatsächlich Glasperlen herausgerollt waren und sich auf der Platte verteilten.
    Sie waren rund und trotzdem kantig. Sie rollten schwerfällig und auch nicht so weit. Sie bestanden aus Glas, waren ungefärbt, aber wenn er genau hinschaute, entdeckte er die bunten Nuancen im Innern der Perlen.
    Isabell hatte das Gefäß so weit zur Seite gerückt, dass die Perlen auf dem Tisch Platz genug hatten, und sie rollten auch nicht mehr weiter. Stahl zählte sie in Gedanken durch.
    Er waren genau sieben.
    »Nun?« fragte die Munro.
    »Tut mir Leid, ich kann Ihnen keine Antwort geben, wenn Sie das meinen. Es liegt doch sicherlich an Ihnen, mir zu erklären, was das zu bedeuten hat.«
    »Wollen Sie es hören?«
    »Gern!«
    »Was ist mit meiner Verhaftung? Sie halten mich doch für eine Mörderin. Wollten Sie mich nicht von hier fortbringen?«
    »Ich werde es später tun.«
    »Wie Sie wollen, Kommissar.« Isabell lächelte vor sich hin. Dabei streckte sie die Arme aus und drehte die Hände, sodass die Handflächen über den Perlen schwebten. Sehr langsam ließ sie beide nach unten sinken, bis die Handflächen und die Perlen sich berührten.
    Ihre Stimme bekam einen anderen Klang, als sie sprach. Sie war weich geworden, regelrecht träumerisch, wie bei einer Person, die zwar bestimmte Worte spricht, sich gedanklich aber in anderen Welten bewegt. »Ich für meinen Teil übertreibe nicht, wenn ich diese Perlen als den kostbarsten Schatz auf dieser Welt ansehe. Sie sind nicht nur wunderbar, sie sind einfach etwas Besonderes. Ich liebe sie, weil sie so einmalig sind. Ich kann nur immer betonen, dass ich sie lange, sehr lange gesucht habe…« Isabell bewegte ihre Hände und damit auch die kantigen Perlen. Sie klackten zusammen, und sie lauschte den dabei entstehenden Geräuschen. Für eine Weile lauschte sie dem Klacken der Perlen, und auch Harry Stahl schaffte es nicht, sich den ungewöhnlichen Klängen zu entziehen.
    Sie hatten etwas Besonderes an sich. Sie hörten sich hart, zugleich aber weich und melodisch an, als wären siedabei, eine Botschaft zu vermitteln, die aus einer anderen Zeit stammte.
    »Sie sind einfach herrlich, so wunderbar, und sie haben eine lange, sehr lange Geschichte hinter sich, Kommissar. Für mich sind sie ein Wunder, das Gestalt angenommen hat. Ein herrliches und einmaliges Wunder…«
    Harry Stahl schwitzte. Jeder Körperteil war bei ihm eingefroren, regelrecht vereist.
    Er lauschte den fremden Geräuschen. Jedes Klacken kam ihm unterschiedlich laut vor, auch irgendwie anders, als wären Töne dabei, sich zu einem Melodienreigen zu vereinen. Eine fremde Musik, die aus einer Zeit stammte, über die ein Mensch nicht mal nachdenken kann. Mit großer Mühe hob er den Kopf an, um in die Augen der schönen Isabell sehen zu können.
    Ohne mit ihren Bewegungen aufzuhören, fragte sie mit leiser Stimme: »Du möchtest wissen, was diese Perlen und das Gefäß sind und was das alles zu bedeuten hat?«
    »Ja, ja…!« stieß Harry hervor.
    »Ich will es dir sagen. Ich
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