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0817 - Luzifers Tränenbecher

0817 - Luzifers Tränenbecher

Titel: 0817 - Luzifers Tränenbecher
Autoren: Jason Dark
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die beiden Stühle und einen geschlossenen Metallspind gab es keinerlei weitere Einrichtungsgegenstände. Die Wände waren von einer Tapete bedeckt, und an der Decke waren Risse zu sehen, als stünde sie kurz vor dem Einsturz.
    »Sie wissen, was ich in meiner Eigenschaft als Polizist tun muss?«
    »Sagen Sie es mir!«
    »Ich werde Sie festnehmen müssen.«
    Isabell Munro schaute ihrem Besucher für einige Sekunden in die Augen. »Das meinen Sie?«
    »Ja.«
    Sie lächelte. »Und Sie trauen sich zu, mich einfach zu verhaften?«
    »Sonst wäre ich nicht gekommen.«
    »Kommissar«, erklärte sie mit ruhiger, aber leicht drohender Stimme, »ich möchte Sie warnen. Sie sollten den Bogen auf keinen Fall überspannen. Ich halte Ihnen zugute, dass Sie nicht wissen, worin Sie sich hier einmischen, aber warnen muss ich Sie trotzdem.«
    Harry hob die Schultern. »Sie können mir ja erklären, was hier abläuft. Ich bin lernfähig.«
    »Nicht in diesem Fall.«
    »Machen wir die Probe aufs Exempel.«
    »Tut mir Leid.« Die Frau blieb hart.
    Aber auch Harry Stahl. Er war hergekommen und hatte das Grauen entdeckt. Er konnte nicht so einfach zwei Leichen vergessen. So etwas war nicht möglich. Er musste seiner Pflicht nachkommen.
    »Ich möchte Ihnen gern Ihre Situation erklären, Frau Munro.«
    »Bitte, ich höre.«
    »Sie sehen mich zwar allein vor sich sitzen, aber ich bin nicht allein gekommen. Wir haben damit gerechnet, eine Bande vorzufinden, und haben uns entsprechend abgesichert. In der näheren Umgebung wartet eine Sondertruppe auf meinen Einsatzbefehl. Sie wird auf meinen Ruf hin hier erscheinen und Ihnen keine Chance geben, Frau Munro. Das muss Ihnen klar sein.«
    Ihr Lächeln zeigte nun Spott. »Da fahren Sie aber ein schweres Geschütz auf.«
    Gelassen schaute Isabell Munro zu, wie Harry sein flaches Sprechgerät aus der Tasche holte.
    »Die Männer warten auf eine Nachricht von mir. Noch ist es Zeit. Sie können aufstehen und mit mir kommen.«
    Die Frau schüttelte den Kopf.
    Stahl fühlte sich unwohl. Diese Frau war ihm nicht geheuer. Wenn sie die beiden Männer tatsächlich umgebracht hatte, dann musste sie mehr als kaltblütig sein. Harry fror plötzlich. Er verlor seine Sicherheit und hatte den Eindruck, in die Defensive zu sein.
    Er schaltete das Gerät an.
    Nichts tat sich.
    Harry schluckte. Er senkte den Blick, besah sich den flachen Kasten, versuchte es noch einmal, doch auch diesmal zeigte sich kein Erfolg. Es blieb stumm.
    Dann hob er wieder den Kopf.
    Über den Schreibtisch hinweg lächelte ihn Isabell Munro spöttisch an. Sie sagte kein einziges Wort, aber der Kommissar hatte durch ihr Verhalten bereits eine Antwort bekommen.
    Es lag an ihr, dass der Apparat nicht funktionierte.
    Harry legte ihn auf den Schreibtisch, und Isabell Munro schüttelte den Kopf. »Tut’s nicht?«
    »Nein.«
    »Seltsam.«
    »In der Tat, Frau Munro.«
    »Woran mag es nur liegen?«
    Harry hatte Mühe, sich zu beherrschen. »Möglicherweise an Ihnen, Gnädigste.«
    Die Frau musste lachen. Dann fragte sie: »An mir? Wieso ausgerechnet an mir? Das kann ich nicht nachvollziehen – tut mir Leid.«
    Sie wies auf das Sprechgerät. »Es liegt vor ihnen, und es ist völlig normal. Was bringt Sie auf den Gedanken, dass ich damit etwas gemacht habe?«
    »Okay, es kann ein plötzlicher Defekt sein, ich will es nicht ausschließen. Dann werden Sie eben an meiner Seite bleiben, wenn wir den Bau hier verlassen.«
    »Und das glauben Sie?«
    »Ja!«
    »Kommissar, Sie überschätzen sich. Ich werde nicht mit Ihnen kommen.«
    »Dann muss ich Sie zwingen.« Harry schaute die Person scharf an, doch Isabell kümmerte sich nicht um ihn. Stattdessen bückte sie sich und griff an die rechte Seite. Dort musste etwas vor dem Schreibtisch auf dem Boden stehen. Mit beiden Händen fasste sie zu, hob den Gegenstand an – und schaute in die Mündung der Pistole, die Harry auf sie gerichtet hatte.
    »Lassen Sie den Unsinn!«
    Stahl gab keine Antwort. Er starrte auf den Gegenstand, den Isabell vom Boden hochgehoben und auf den Schreibtisch gestellt hatte. Es war ein Gefäß, ein Kelch.
    Ungläubig starrte ihn der Kommissar an. Er konnte nichts damit anfangen und fragte sich, weshalb ihm diese Person den Kelch zeigte. Er sah nur auf den ersten Blick hin schlicht aus. Es mochte an der Patina liegen, mit der das Metall überzogen war. Harry konnte nicht sagen, aus welch einem Material der Kelch war, ob aus Gold oder einem unedlen Metall.
    Er stand auf einem runden
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