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0817 - Luzifers Tränenbecher

0817 - Luzifers Tränenbecher

Titel: 0817 - Luzifers Tränenbecher
Autoren: Jason Dark
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bitte…«.
    Weiter kam er nicht.
    Er hörte die Schreie, dann die Schüsse.
    Harry Stahl erbleichte und schnellte dann hoch!
    ***
    Der Mann namens Müller, ein ehemaliger NVA-Soldat mit Ranger-Ausbildung, verstand die Welt nicht mehr. Dreimal schon hatte er versucht, mit dem Kommissar Verbindung aufzunehmen, und nie hatte es geklappt.
    Müller war sauer.
    Müller kochte.
    Die Haut auf den hager wirkenden Wangen zuckte, und auf seiner Stirn lag die Falte der Wut wie eingemeißelt.
    Von einem Zimmer aus der ersten Etage schaute er in den Hof, in dem sich nichts tat. Stahl war im Anbau verschwunden, und seit diesem Zeitpunkt war bereits mehr als eine Viertelstunde vergangen.
    Abermals versuchte er, ihn per Funk zu erreichen. Und wiederum bekam er keinen Kontakt.
    »Scheiße, das gibt es nicht!« keuchte er. Müller wollte es genau wissen. Deshalb trat er dicht an die Scheibe heran, säuberte noch einmal einen Ausschnitt in ihr und hob den Feldstecher hoch, den er vor seine Augen hielt.
    Er stellte ihn scharf, während er sich die Breitseite mit ihren Fenstern besah. Sehr nahe holte er sich die kleinen Rechtecke heran, weil er versuchen wollte, durch sie in das Innere des Anbaus zu schauen.
    Müller konnte nichts Verdächtiges erkennen.
    Die Scheiben waren zu schmutzig und zu klein. Was sich dahinter abzeichnete, waren nicht mehr als graue Schatten, die er nicht deuten konnte.
    Er sah keine Gegenstände, keine Möbelstücke, alles verschwamm in einer Soße, und das war nicht nur bei einem Fenster so, sondern auch bei allen anderen.
    Er hatte darauf gehofft, eine Spurdes Kommissars zu entdecken und wurde enttäuscht. Er war von Beginn an dagegen gewesen, dass Stahl den Anbau allein betrat, doch er hatte nichts machen können, weil ihm der Kommissar von oberer Stelle als Chef zugeordnet worden war. Ausgerechnet ihm, der er von Zivilisten nie besonders viel gehalten hatte. Das war auch nach der Wende nicht anders geworden. Müller überlegte, was er tun sollte. Im Prinzip nichts, weil er als Soldat an gewisse Befehle gebunden war. Die hatte ihm der Kommissar erteilt, und sie ließen auch an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig.
    Doch für Müller hatte sich die Lage geändert. Es war kein normaler Einsatz mehr, es hatte sich etwas getan, etwas verändert, auch wenn dies äußerlich nicht zu sehen war.
    Müller wurde von Sekunde zu Sekunde nervöser. Er konnte es in diesem leeren, nach Hunde- und Katzenurin stinkenden Raum nicht mehr aushalten. Deshalb verließ er ihn und trat hinaus auf den Flur.
    In der ersten Etage hatten sich seine Leute verteilt. Müller, im Range eines Hauptmanns, war ihr Chef. Wenn er den Plan veränderte und etwas unternahm, dann wollte er es auf seine eigene Kappe nehmen und nicht seine Männer noch mit hineinziehen.
    Zwei Räume ging er weiter. Da er seine Schritte nicht gedämpft hatte, war er schon erwartet worden. Der Kamerad drehte sich vom Fenster weg und schaute Müller an.
    Der sah an dessen Gesicht, dass etwas nicht stimmte. »Sag deine Meinung, Klaus«, sagte Müller. Wenn die Männer untereinander waren, duzten sie sich und vergaßen ihren Dienstgrad.
    »Es läuft nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben. Der Kommissar hätte sich melden müssen.«
    »Das meine ich auch.«
    »Okay, und was tun wir?«
    Müller schaute seinen Kameraden an. Durch die schusssichere Weste wirkte er dicker, als er tatsächlich war. »Nicht wir, ich werde etwas unternehmen! Das nehme ich auf meine Kappe.«
    Klaus Wehner nickte. »Ist gut, wir geben dir Feuerschutz.«
    Müller nickte nur. Wortlos drehte er sich um und verließ den Raum. Ihm war keinesfalls wohl zu Mute, das hatte Klaus Wehner sicherlich bemerkt, doch Fragen zu stellen, gehörte sich nicht. Müller war der Chef, und er traf die Entscheidungen und trug die Verantwortung.
    Die Treppe war noch vorhanden, auch wenn das Geländer sehr brüchig wirkte. Müller fasste es nicht an. Hin und wieder schaute er nach oben, als könnte er von der fleckigen und auch rissigen Decke eine gewisse Hilfe erwarten.
    Im unteren Flur blieb er stehen. Nicht dass ihm Gewissensbisse gekommen wären, aber er wollte nichts unversucht lassen und es wirklich noch einmal mit einer Kontaktaufnahme versuchen.
    Er hatte Pech.
    Keine Antwort aus dem Gerät.
    Müller sah auf seine Uhr. Schon eine halbe Stunde war vergangen.
    In dieser Zeit konnte viel passieren. Da konnte ein Mensch sogar mehrmals sterben.
    Als er daran dachte, krampfte sich sein Magen zusammen, und er
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