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0817 - Luzifers Tränenbecher

0817 - Luzifers Tränenbecher

Titel: 0817 - Luzifers Tränenbecher
Autoren: Jason Dark
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verschwunden. Er hatte sich ebenso wie Isabell Munro in Luft aufgelöst…
    ***
    Hätte ich anderen Personen von meinem Vorhaben erzählt, so hätten diese mich für verrückt gehalten. Denn ich wollte mich mit meinem Erzfeind treffen – Asmodis, auch Teufel oder Satan genannt.
    Es war wieder eine dieser Situationen, die ich nicht überblicken konnte, denn der Wunsch war nicht von mir ausgegangen, Asmodis hatte sich mit mir in Verbindung gesetzt und hatte sich als so wichtig aufgeplustert, dass ich nicht an eine Falle glaubte. Meiner Ansicht nach schien Asmodis Probleme zu haben, bei deren Lösung ich – ausgerechnet ich – ihm zur Seite stehen sollte.
    Daran wollte ich nicht glauben. Dennoch war ich gefahren. Ein date mit dem Teufel hat man nicht alle Tage.
    Aber wie trifft man den Teufel? Wann und wo kann man ihn sprechen? Eine völlig verdrehte Situation, die auch der Sommerwind an der Themse nicht aus meinem Hirn blasen konnte. Wie ein einsamer Spaziergänger bewegte ich mich durch die Dämmerung am Ufer des Flusses entlang und wartete auf einen Kontakt mit ihm.
    Er würde kommen, hatte er mir gesagt. In welcher Gestalt Asmodis auftrat, wusste ich nicht.
    Suko verfolgte meinen Weg in einergewissen Distanz. Er bewegte sich nicht weit entfernt, war allerdings für mich unsichtbar, denn ein dichter Strauchgürtel oberhalb der flachen Uferwiese verbarg ihn.
    Links von mir lag der Fluss. Es war in diesem Sommer heiß gewesen, aber es hatte auch geregnet, deshalb war der Wasserstand normal. Ich wanderte über feuchtes Gras hinweg, das auf dem weichen Boden wuchs.
    Londons Kulisse hatte ich hinter mir gelassen. Ich befand mich nahe an Schloss Windsor.
    Wir hatten keinen bestimmten Punkt ausgemacht. Ich beschränkte mich auf eine Strecke von knapp vierhundert Yards, die ich abschritt, wobei ich sekündlich damit rechnete, dass Asmodis erschien.
    Suko hielt sich gut versteckt. Wir konnten miteinander Kontakt aufnehmen, denn die Sprechgeräte steckten in unseren Taschen. Wir glaubten beide nicht daran, dass uns Asmodis draufsetzen würde.
    Einer wie er sondierte die Lage gern und ging auf Nummer Sicher.
    Mein Gerät meldete sich mit einem leisen Piepton. Ich holte es aus der Tasche und stellte die Verbindung her. »Hast du ihn gesehen, Suko?«
    »Nein, alles ruhig.«
    »Tatsächlich?«
    »Schau mal auf den Fluss. In seiner Mitte tanzt ein Licht. Kann ein Reflex von einem Schiff sein, ich weiß es aber nicht.«
    »Okay, bleib dran.« Ich blieb stehen und drehte mich. Der Fluss wälzte träge durch sein Bett. Ein breiter Strom, der in der Dämmerung eine noch dunklere Farbe angenommen hatte. Es fuhren nicht mehr viele Schiffe, aber ihre Positionsleuchten ließen auf den Wellen tanzende Reflexe erscheinen. Was Suko da gesehen haben wollte, konnte ich nicht nachvollziehen. Für mich sahen die Lichter normal aus.
    »Tut mir Leid, aber mir ist nichts aufgefallen.«
    »Dann habe ich mich wohl geirrt.«
    »Nein, hat er nicht!«
    Ich erschrak, als ich die Stimme hörte. Sie klang sanft und schneidend zugleich, als wäre sie die scharfe Seite eines Messers, die durch ein Stück Haut gezogen wurde.
    Ich drehte mich, weil der Klang aus den Fluten gestiegen war, und aus ihnen drehte sich eine Gestalt hervor, die mit dem Teufel, den man von Bildern her kannte, weil Menschen ihn sich so vorstellten, überhaupt keine Ähnlichkeit hatte.
    Er war da, und er wirkte auf der einen Seite unscheinbar, grau – wie jemand, den man sieht und rasch wieder vergisst.
    Er hielt Distanz, denn er wusste, dass ich eine Waffe bei mir trug, die ihm gefährlich werden konnte. Er durfte das Kreuz keinesfalls unterschätzen.
    Ich wusste nicht, ob er aus dem Wasser geklettert oder aus der Luft gefallen war. Jedenfalls war er erschienen wie ein Geist, der sich materialisiert hatte.
    Hatte er ein Gesicht? Obwohl ich in seiner Nähe stand, konnte ich es nicht erkennen. Sein Kopf verschwamm in einem Grau, über dem die Dämmerung wie ein dichter Schal lag.
    Hinter ihm rauschte das Wasser. Mit glucksenden und klatschenden Geräuschen liefen die Wellen am Ufer aus und spülten gegen die Hacken des Teufels.
    »Also?« sagte ich.
    Er lachte. Das Gelächter kannte ich. Es hörte sich metallen an, es war nicht freundlich, und ich wusste auch, dass Asmodis es kaum schaffen würde, freundlich zu sein. Zumindest nicht gegen mich, da er mich nicht auf seine Seite ziehen konnte.
    »Überrascht?«
    Ich hielt weiterhin Distanz zu ihm, hob meine Schultern und gab ihm eine
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