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0813 - Warten auf den Todesstoß

0813 - Warten auf den Todesstoß

Titel: 0813 - Warten auf den Todesstoß
Autoren: Jason Dark
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Person das Messer in einem langsam geführten Strich von oben nach unten.
    Abermals erklang das Kratzen, und Conlon konnte erkennen, dass es nicht der Finger einer Toten war, der seinen Weg außen an der Scheibe fand. Das Messer, die Waffe, die sich mit einer spielerischen Leichtigkeit durch jeden Körper bohren würde, und bei diesem Gedanken krampfte er unwillkürlich zusammen.
    Ihm wurde schlecht, der Schwindel erfasste ihn. Conlon blieb zwar auf der Stelle stehen, schwankte jedoch und spürte die zahlreichen Hämmerschläge in seinem Kopf.
    Immer und immer wieder schlugen sie zu.
    Mit offenem Mund holte er Luft. Der Schwächeanfall verging, er konnte sich wieder auf dieses schreckliche Bild konzentrieren. Hinter dem Mädchen oder der jungen Frau zeichnete sich der Nachthimmel als schwarze, ölig wirkende Kulisse ab.
    Hineingeschnitten stand der Vollmond.
    Das runde, blassgelbe Auge, das auf die Erde niederglotzte wie ein Voyeur. Ein Kraftspender für die Wesen der Nacht, die der Finsternis ihren Tribut zollten.
    Was wollten sie? Die Scheibe einschlagen, um in das Zimmer zu gelangen? Er wäre die einzige Möglichkeit gewesen, die ihr Kommen rechtfertigte.
    Das tat sie nicht.
    Sie blieb stehen, sie hatte das Messer wieder von der Scheibe zurückgezogen und es gegen ihren Mund gepresst. Einen Teil der Lippen verdeckte sie damit, dennoch sah Vinc Conlon, dass sie den Mund zu einem breiten, wissenden Lächeln verzogen hatte.
    Mehr tat sie nicht.
    Warum nicht?
    Im Gehirn des Soldaten wirbelten die Gedanken wie wilde Schmetterlinge durcheinander. Er suchte nach Motiven, denn er wollte wissen, was hier ablief.
    Eine Chance brauchte er, eine winzige Chance!
    Das Gewehr war geladen. Er hielt es fest. Die Mündung schaute zu Boden. Er brauchte es nur in die Höhe zu reißen und auf das Fenster zu zielen. Er konnte es nicht verfehlen. Ein Schuss würde reichen.
    Die Kugel jagte durch die Scheibe und hatte dann noch Kraft, auch das Gesicht zu zerschmettern.
    Dieser Plan entstand in Sekundenschnelle, und er setzte ihn sofort in die Tat um.
    Plötzlich reagierte Vinc Conlon wie ein Automat. Er hatte seine eigene Furcht vergessen, er wollte den Tod dieser furchtbaren Person und sie mit Kopftreffern auf dem Asphalt liegen sehen.
    Vinc feuerte.
    Dabei schrie er.
    Das Gewehr hatte er auf Dauerfeuer gestellt. Er sah, wie die Scheibe zersplitterte und erlebte all diese Dinge wie in einem verlangsamten Tempo. Das Glas machte sich selbstständig. Es jagte in einem wahren Splitterregen dieser Person entgegen. Es hätte ihr Gesicht zerschneiden müssen, zusammen mit den Kugeln wäre von ihm so gut wie nichts mehr übrig geblieben.
    Wunschtraum – Realität? Vinc wusste es nicht genau. Er ließ das Gewehr sinken. Wie viele Schüsse er abgegeben hatte, war ihm unbekannt. Errechnete allerdings mit einem Erfolg, und er sah…
    Ja, was sah er?
    Nichts.
    Keine Scheibe mehr. Kalter Wind traf ihn, jedenfalls empfand er ihn so. Die Person war verschwunden. Von irgendwoher hörte er Stimmen. Er befand sich nicht allein auf dem Gelände, die Schüsse waren gehört worden und hatten die Kameraden alarmiert.
    Sie würden bald bei ihm sein, um nachzuschauen, und diese Zeit musste er nutzen. Es kostete Vinc schon Überwindung, auf das Fenster zuzugehen. Seine Schritte waren schleppend, die Beine zitterten, in den Kniescheiben schienen Bleiplatten zu liegen. Als er vor dem zerstörten Fenster stehen blieb, atmete er trotzdem nicht auf. Er beugte sich vor und schaute hinaus.
    Sie lag nicht da.
    Kein von Kugeln und Splittern zerschmetterter Körper. Dafür schimmerte das Glas auf dem Boden. Die Scherben hatten sich wie Eiskristalle verteilt.
    Aus Conlons Mund drang ein jaulender Laut. Er bekam kaum mit, dass er aus dem Fenster kletterte, zu Boden sprang und das Knirschen der Glasstücke hörte.
    Er suchte sie.
    Schaute sich um, das Gewehr dabei im Anschlag. Ohne es zu bemerken, beleckte er seine Lippen. Sein Atem bildete vor den Lippen kleine Wolken. Es war sehr kühl geworden.
    Neben dem Magazin schimmerten die Laternen. In ihrem kalten Schein bewegten sich Schatten, die mit langen Schritten auf ihn zurannten. Da war sie nicht.
    Conlon schaute in die andere Richtung. Ein breiter Weg, der auch von Panzern benutzt werden konnte, führte zwischen den Bauten hindurch und endete am Tor.
    Genau da sah er sie!
    Sie stand dort und winkte.
    Conlon brüllte wie selten in seinem Leben. Er schrie seine Wut hinaus, dann hob er sein Gewehr an und schoss wieder.
    Ob
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