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0813 - Warten auf den Todesstoß

0813 - Warten auf den Todesstoß

Titel: 0813 - Warten auf den Todesstoß
Autoren: Jason Dark
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durchtrainiert aus, kein Gramm Fett, ein schmales Gesicht, in dem die Wangenknochen besonders kräftig vorsprangen, eine hohe Stirn und eine leicht gekrümmte Nase, die ihm das Aussehen eines Raubvogels verlieh. Die Augen standen eng zusammen, und die Brauen waren bei ihm schwarzgraue Striche. Schon vor Jahren hatte er an Haarausfall gelitten, jetzt war sein Kopfschmuck verschwunden. Nur mehr im Nacken wuchsen einige graue Stoppeln.
    Er blickte seinen Sohn an. »Man hat dir nicht geglaubt, wie ich erfuhr.«
    »Richtig.«
    James Conlon nickte. »Ich denke, das hätte ich auch nicht getan, Vincent.«
    »Aber Dad, ich spreche die…«
    Der General hob mit einer knappen Bewegung die Hand. »Lass mich ausreden, Junge, und hör zu. Ich habe hätte gesagt, aber ich kenne dich, du bist mein Sohn. Ich kenne auch die Geschichte deines Freundes und Kameraden Earl Taggert.«
    »Er ist nicht desertiert.«
    »Das nehme ich mal hin.«
    »Dad, das war die Frau.« Vinc ballte die Hände. »Ein furchtbares Geschöpf. Ich weiß nicht mal, ob sie lebt oder eine lebende Tote ist. Hier kann alles zusammenkommen, denn wir haben es mit einem schrecklichen Phänomen zu tun. Schwarze Magie, Vater. Das ist Schwarze Magie. Wir waren doch an diesem verdammten Bahnhof, wir haben ihre Schreie gehört, wir hörten ihr Lachen. Ich bin verschwunden, deshalb lebe ich noch, aber Earl hat den alten Bahnhof durchsucht. Er war schon immer mutiger als ich. Er ist nie wieder gesehen worden.«
    »Man hat den Bahnhof aber nicht durchsucht?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil man davon ausging, dass Earl desertiert ist.« Mit der flachen Hand schlug Vinc auf das Bett. »Aber das stimmt nicht. Das ist nicht wahr. Earl liebte seinen Job. Er fühlte sich bei der Armee sicher und gut aufgehoben. Für mich begannen Tage und Nächte der Angst. Ich wurde zu einem anderen Menschen, ich wusste, dass diese Frau auch mich holen würde. Sie ist ja auch gekommen.«
    »Aber nur du hast sie gesehen, Vinc. Das genau ist das Problem. Hätte es noch einen weiteren Zeugen gegeben, so hätten wir keine Schwierigkeiten gekriegt. So aber sieht es nicht gut aus.«
    »Weißt du denn keine Lösung?«
    »Ich denke nach.«
    »Deshalb habe ich dich hergebeten, Dad.«
    »Ich denke nach«, erwiderte der General nur. Um die Verzweiflung seines Sohnes kümmerte er sich zunächst nicht.
    »Glaubst du mir denn?«
    James Conlon schwieg.
    Die Gefühle des Sergeants schwankten zwischen Hoffen und Bangen. Er hatte so großes Vertrauen in seinen Vater gesetzt, denn bisher hatte er immer eine Lösung gewusst. Jetzt allerdings steckte er in Schwierigkeiten, denn ein Problem wie dieses ließ sich nicht mit militärischen Mitteln lösen. Es war nicht möglich, den Bahnhof zu stürmen und ihn zu durchsuchen. Eine derartige Aktion hätte er durch nichts begründen können. Es musste also eine andere Möglichkeit geben.
    »Es gab die Frau, Dad, wirklich!«
    »Ja, ja, ich glaube dir.«
    »Nein, das tust du nicht.«
    »Wer sagt dir das?«
    Vinc stand auf. »Dad, ich kenne dich. Du denkst darüber nach, wie du den Namen Conlon heil aus dieser Affäre rettest. Kein Schmutz, kein schwarzer Fleck, Dad. Das alles habe ich schon bei der Scheidung erlebt, die du ja auch problemlos über die Bühne gebracht hast. Aber das hier ist keine Scheidung, das ist auch nicht erklärbar, das ist ein tödlicher Spuk, und damit müssen wir leider leben, Vater. Oder versuchen, ihn zu stoppen.«
    »Nicht ich.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Es gibt vielleicht eine Lösung.«
    Vinc war überrascht, seinen Vater so reden zu hören. Er lenkte ein, was bei ihm selten vorkam. Normalerweise war er es gewohnt, seinen Kopf durchzusetzen, doch hier musste auch er anderen Gesetzen gehorchen. »Wie lautet dein Vorschlag, Dad?«
    »Ich werde, bevor ich fahre, jemanden anrufen. Es gibt da einen Mann in London, von dem ich gehört habe. Er heißt John Sinclair, arbeitet bei Scotland Yard und beschäftigt sich bereits seit Jahren mit Dingen, die in den unerklärlichen Bereich hineinfallen. Für uns hat er ebenfalls schon gearbeitet.«
    »Sinclair…?«
    »Ja.«
    »Nie gehört.«
    »Ist bisher auch nicht wichtig gewesen. Du wirst ihn kennen lernen, hoffe ich. Wenn er Zeit hat, wird er kommen. So lange wirst du allerdings hier in der Zelle bleiben.«
    »Warum?«
    »Hier bist du sicher.«
    »Dad, ich…«
    »Keine weiteren Erklärungsversuche mehr, ich bin gleich wieder da.«
    »Ich wollte mich nur bedanken, Vater.«
    General Conlon hatte die
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