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0813 - Warten auf den Todesstoß

0813 - Warten auf den Todesstoß

Titel: 0813 - Warten auf den Todesstoß
Autoren: Jason Dark
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kamen ihm in den Sinn. Im Standortkino liefen sie hin und wieder. Da war dann zu sehen, wie sich diese Wesen auf Menschen stürzten und diese buchstäblich zerrissen.
    Würde ihm das auch passieren? War es möglicherweise auch mit Earl geschehen?
    Nichts hatte man von ihm gefunden, gar nichts.
    Vinc spürte, wie sein Körper allmählich versteifte. Die Beine waren ihm schwer geworden, das Blut stockte. Wenn er sich schnell bewegen musste, würde er das kaum schaffen, aber es gab Momente, wo er sich einfach wehren musste.
    Wenn sie kam… Sie, das Unheil!
    Er hatte sie nicht gesehen, aber es gab keine andere Möglichkeit.
    Das musste sie sein. Sie hatte sogar einen Namen, nur hütete er sich, ihn auszusprechen.
    Es war still.
    Niemand bewegte sich, auch außerhalb der Kasernenbauten. Er hörte kein Motorengeräusch, Schritte ebenfalls nicht, die Ruhe lag wie eine dicke Bleidecke über dem Gelände. Dabei war es eine wunderbare Nacht. Mondhell, weil der Erdtrabant als blasses, rundes Auge niederglotzte. Eine Nacht zum Verlieben.
    Der romantische Gedanke, der Vinc trotz der Angst überkommen wollte, brach ab.
    Da war etwas. Er hatte etwas gehört!
    Er saß nicht steifer da als sonst. Eingefroren, wie es schien. Kälte kroch durch seine Glieder, hinter seiner Stirn tuckerte es. Plötzlich waren ihm die Augenlider schwer geworden. Wie Bleiplatten sanken sie allmählich nach unten.
    Dieses Geräusch, unbekannt, er hatte es sich nicht eingebildet. Es war in seiner Nähe erklungen, allerdings nicht im Zimmer, sondern woanders. Im Gang? War sie schon draußen?
    Conlon benutzte das Gewehr als Stütze, um auf die Beine zu kommen. Fast wäre er wieder zusammengesackt. Die Beine wollten sein Gewicht kaum halten. Er schlenderte einige Schritte vor und stützte sich wieder ab.
    Die Tür war geschlossen.
    Dahinter lag der Gang. Er unterschied sich in nichts von den anderen Fluren in den Kasernen. Von dort hatte er auch nichts gehört, das Geräusch musste eine andere Ursache gehabt haben.
    Draußen?
    Conlon drehte sich langsam um. Noch in der Bewegung vernahm er ein quietschendes Geräusch.
    Das Fenster, das war es!
    Er schaute hin.
    Und er sah sie!
    ***
    Sie stand da, und all seine schrecklichen Alpträume hatten sich erfüllt. Der Kreis des Schreckens hatte sich in diesem Augenblick geschlossen, der Schock lähmte ihn, er konnte kaum Luft holen, und sein Blick galt einzig und allein dem Fenster.
    Dahinter stand es, da schwebte es.
    Böse und grauenhaft, ein menschliches Gesicht und trotzdem ein Zerrbild. Ein Ballon, düster und gefährlich, mordlüstern, mit furchtbaren, dunklen Augen, um die herum Schatten lagen.
    Er schluckte, er atmete, ansonsten tat er nichts. Das Gewehr war doppelt so schwer geworden. Er glaubte nicht mehr daran, dass ihm die Waffe den nötigen Schutz geben würde, denn dieses Gesicht hinter der Scheibe war ihm über.
    Dazu gehörte noch mehr.
    Haare, so lang, dass sie die Schultern berührten. Sehr schwer, vergleichbar mit dicken Teerstreifen. Die Schatten selbst gaben Schatten ab, die sich auf das Gesicht gelegt hatten, deshalb wirkte es wie ein düsteres Gemälde.
    Um den Hals trug sie eine breite, blaue Kette. Der Ausschnitt war sehr tief angesetzt, er ließ den Ansatz der Brüste erkennen, und der Stoff des Kleides war ebenfalls dunkel.
    Sie schaute hinein, ohne sich zu bewegen. Auch Vinc Conlon rührte sich nicht. Er dachte daran, dass ihn viele ausgelacht hatten, wenn er von ihr gesprochen hatte. Jetzt wünschte er sich einen Zeugen, denn diese Person bildete er sich nicht ein.
    Sie war es auch, die sich als Erste bewegte. Etwas geschah mit ihrem rechten Arm. Zuerst zuckte er nur, dann aber hob sie ihn an, weil sie Vinc etwas zeigen wollte.
    Von unten nach oben schob es sich in sein Blickfeld. Es war lang, es war spitz und gleichzeitig breit.
    Es war die Klinge eines Fleischermessers!
    Conlons Herz schlug nicht mehr. Es klemmte ein. Er hatte das Gefühl, nur mehr eine Statue zu sein. In seinen Adern war das Blut zu Eis geworden. Etwas pochte unregelmäßig gegen sein rechtes Ohr.
    Die Furcht drückte sich noch stärker hoch, das Bild hinter dem Fenster verschwamm, kam wieder zurück, warf erneut Wellen, klärte sich und blieb so, wie er es zu Beginn gesehen hatte.
    Keine Einbildung, nein, das war es nicht. Diese Person hinter der Scheibe war echt. Sie bewies es auch, als sie ihre Hand mit dem Messer bewegte.
    Die Spitze berührte die Scheibe. Für einen Moment blieb sie in dieser Haltung, dann zog die
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