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0813 - Warten auf den Todesstoß

0813 - Warten auf den Todesstoß

Titel: 0813 - Warten auf den Todesstoß
Autoren: Jason Dark
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den Kopf schief und schaute mich mit einem Blick an, den sie möglicherweise als verliebt ansah. Wenig später umflorte Trauer ihre Pupillen. Auch das Lächeln wurde trauriger. »Ich will es dir genau erklären«, sagte sie mit ebenfalls trauriger Stimme. »Wir hätten eigentlich hier zusammenkommen müssen, aber da ist jemand, der das nicht will. Er hat mir das Leben gerettet, er ist mein Ein und Alles, wenn du verstehst, was ich dir sagen will. Er hat es geschafft …«
    »Was hat er geschafft?«
    »Er ist hier – hinter dir. Spürst du ihn nicht?« Verdammt, sie hatte Recht. Ich spürte ihn. Es war nicht sein Körper, sondern die Kälte, die ich spürte. Plötzlich brauchte ich nicht mehr nachzudenken, auf einmal wusste ich Bescheid, wie hier alles lief. Nicht sie hatte das Kommando übernommen, sondern derjenige, dem sie absolut hörig war.
    Massago!
    ***
    Es entstand eine Pause. Weder Lorna noch ich wussten, was wir dazu sagen sollten, aber es war letztendlich die Frau, die den Bann brach. »Ja, er ist gekommen, um mich zu schützen. Wir werden dich töten müssen, und einer kann sich dabei auf den anderen verlassen. Denk an den Fuchs, John Sinclair, den Fuchs…« Sie hob das Messer an und brachte es so nahe an mein Gesicht, dass ich mich in der matten Klinge spiegeln konnte. Ich hätte mich gern umgewandt, um zu sehen, wie Massago aussah, ich traute mich einfach nicht, denn ich wollte Lorna nicht den Rücken zuwenden. So blieb ich dann stehen.
    Sie schaute mich an.
    Zuerst in meine Augen.
    Dann in mein Gesicht.
    Ihr Blick wanderte weiter.
    Erfasste den Hals, die Brust, aber sie war nicht normal, denn vor ihr hing das Kreuz.
    Plötzlich sah sie es – und begriff!
    Ihr Gesicht verzerrte sich so stark, als bestünde die Haut aus Gummi. Aber ich hatte begriffen. Die Furcht vor dem Kreuz musste mir einfach zugute kommen.
    Nicht eine Sekunde zögerte ich, denn Lorna hatte bereits ausgeholt, um mir die Klinge unterhalb des Kreuzes in den Bauch zu rammen.
    Da schrie ich die Formel. »Terra pestem teneto – salus hie maneto.«
    Auf einmal stand die Welt Kopf!
    ***
    Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hatte die Macht meines Talismans schon oft genug erleben können. Ich kannte dieses grelle, für mich wunderbare, für Dämonen aber tödliche Licht, das mein Kreuz von seinen vier Enden ausstrahlte. Ich hatte gesehen, wie Gegner buchstäblich innerhalb des Lichts verdampft wurden, aber in diesem Fall reagierten die Strahlen anders.
    Das Messer befand sich bereits auf dem Weg, als es erwischt wurde. Die Klinge sah aus, als würde sie in einer hellen Klammer stecken, die von keiner Hand losgelassen wurde. Die Kraft verdoppelte sich, und Lorna verlor den Kontakt mit dem Boden.
    Sie fiel.
    Nach links kippte sie weg.
    Und dann drehte sie sich.
    Die Kraft meines Kreuzes verwandelte sie in einen lebenden Kreisel.
    Irrsinnig schnell drehte sie sich um die eigene Achse, so schnell, dass ich nie wusste, wo sich ihr Kopf und wo sich ihre Beine befanden.
    Aber ich hörte ihre Schreie.
    Grell, nah und trotzdem weit entfernt klangen sie auf. Das Licht schien diese Person, die gar nicht mehr leben durfte, in seine helle Strahlenmühle hineinzureißen. In der Mitte funkelte es noch stärker auf, bis es zu einer Explosion kam.
    Sie fand lautlos statt, aber das Funkeln hörte nicht auf, es verteilte sich nur, als würden zahlreiche Splitter durch das Licht rasen und seinen Schein reflektieren. Splitter?
    Das Messer!
    Eine andere Alternative konnte es für mich nicht geben. Es musste einfach das Messer sein, das sich durch die weißmagische Kraft des Kreuzes aufgelöst hatte.
    Es kam seiner »Pflicht« trotzdem noch nach.
    Es vernichtete Lorna.
    »Der Fuchs… der Fuchs … der Fuchs …« So schrillte ihre Stimme im grellen Wirrwarr, der plötzlich zusammenbrach und mir das zeigte, was von Lorna zurückgeblieben war. Sie hatte mit ihrem Ruf Recht behalten.
    Es war der Fuchs gewesen.
    Und nun sah sie aus wie er…
    Ich aber schnellte herum, denn ich hatte Massago nicht vergessen.
    Ich wollte ihn haben, schaute über die Gleise hinweg. Direkt an der gegenüberliegenden Seite sah ich ihn stehen.
    Mein Herz klopfte schneller!
    ***
    Massago tat nichts. Er stand einfach nur da. Seine Arme waren seitlich gestreckt, als wollte er mit beiden Händen etwas auffangen, das ich ihm zuwarf.
    Das aber tat er nicht.
    Er blieb bewegungslos stehen, und er sah tatsächlich aus wie vor einigen Jahren.
    Eine dunkle Gestalt, ein schwarzer Engel, ein
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