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0810 - Der Geist des Hexers

0810 - Der Geist des Hexers

Titel: 0810 - Der Geist des Hexers
Autoren: Jason Dark
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Freundes Suko, und mit seinen Worten sprühte mir auch Speichel gegen die Haut.
    »Bist du denn wahnsinnig geworden, John! Lass den Dolch, lass ihn…«
    Die Worte hämmerten in mein Gehirn. Ich fühlte mich so elendig, als ein Versager, und Suko merkte auch, dass ich mich entspannte oder mehr zusammensackte.
    »Alles klar?«
    Ich war wieder zu mir gekommen. »Ja, es ist okay.«
    Gemeinsam standen wir auf, und zusammen sahen wir auch, was nun endgültig passiert und nicht mehr rückgängig zu machen war.
    Es gab meinen Dolch nicht mehr!
    Die Schlange hatte ihn geschluckt, gefressen, und sie würde ihn nie mehr abgeben.
    Das Böse hatte gewonnen!
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen, aber es war Suko, der mich wieder aufrichtete. »Los, reiß dich zusammen, noch haben wir nicht verloren! Es ist nur ein Teilsieg…«
    Ich nickte, holte tief Luft und schaute dabei zu, wie der Schlangenkörper mit dem widerlichen Krokodilmaul zuckte. Er hatte sich aufgerichtet, er wand sich von einer Seite zur anderen, und es machte ihm nichts aus, dass ein geschmolzener Silberdolch in seinem Körper steckte. Im Gegenteil, die Schlange schien gewachsen und noch kräftiger geworden zu sein, denn ihr Ziel hatte sie nicht erreicht.
    Was war mit meinem Kreuz?
    Ich suchte es, konnte es im ersten Augenblick nicht finden. Dann entdeckte ich es dicht unter der Decke, und es schwebte wie ein einsamer Wächter direkt über dem riesigen Herzen.
    Auch Kiki Lafitte hatte es gesehen. Es war ihr gelungen, den Kopf zu drehen, sie schielte gegen die Decke, wo sich die silbrigen Umrisse meines Talismans abzeichneten.
    »Tu was!«, keuchte ich. »Versuch doch, das Böse zu stoppen.« Mir fiel ein, dass ich meine Beretta verloren hatte. Ich suchte sie, fand sie in der Nähe, hob die Waffe auf.
    »Willst du eine Kugel in das Herz schießen, John?«
    »Am liebsten.«
    »Damit zerstörst du es nicht.«
    »Ich kann es schwächen – hoffentlich.«
    Der Inspektor holte tief Luft. Dass er nicht begeistert war, sah ich ihm an, aber er konnte nichts mehr sagen, auch mir blieben die Worte weg.
    Das Schlangenkreuz startete.
    Blitzschnell stieß es in die Höhe.
    Für einen Moment waren wir beide bewegungslos, dann drehte es sich mitten in der Luft und jagte wie von der Sehne geschnellt auf das Riesenherz zu.
    Nichts hielt es mehr auf.
    Mit einem dumpfen Laut rammte das Kreuz so hart und tief in das Herz hinein, dass es fast bis zu seinem Ende in der weichen Masse verschwand…
    Kiki Lafitte aber schrie auf!
    ***
    Was nun passierte, gehörte wieder zu diesem Urkampf zwischen Gut und Böse, in diesem Fall aber noch härter und stärker, denn das gegenseitige Belauern war vorbei.
    Es verging nicht viel Zeit, uns beiden kam sie nur so lange vor, weil wir erleben mussten, wie das Vermächtnis der Schlange sich mit dem Herz des Baphomet-Dieners Henry St. Clair verbinden wollte. Diese beiden, von dem längst verstorbenen Hexer Aleister Crowley gesteuert, sollten eine Allianz des Bösen bilden, um die Menschheit auf ihre Art und Weise zu knechten.
    Jahrhunderte hatten vergehen müssen, um dieses Ziel endlich erreichen zu können.
    Ich stand wie unter einem elektrischen Spannungsbogen. Das Herz fing wieder an, wie wahnsinnig zu schlagen. Es zog sich zusammen, es veränderte sogar seine Form, und ich hatte den Eindruck, als würde es aus all seinen Poren und kleinen Öffnungen Blut speien, wobei die weiche Masse immer mehr den Abdruck eines menschlichen Gesichts annahm, einer bleichen Fratze mit toten, völlig leeren Augen, einem zumindest vorn haarlosen Schädel und einer Haut, durch die das Blut zuerst in kleinen Tropfen quoll, bevor es sich zu dünnen Rinnsalen vereinigte und dem Gesicht einen makabren Anblick gab.
    Herz und Gesicht.
    Beide gehörten zusammen.
    »Crowley!«, stieß ich hervor. »Verdammt noch mal, das ist die Fratze des Hexers!«
    Er, das Schlangenkreuz, und eine junge Frau, die ihr Leben hergeben musste, um als Motor des Bösen zu dienen. Diese drei Dinge kamen zusammen, und ich wusste, dass wir mit unseren Mitteln nicht mehr in der Lage waren, die gigantische Macht des Bösen zu stoppen.
    Nicht wir, aber es gab noch den Joker.
    Und das war mein Kreuz, das über dem Herz-Gesicht schwebte.
    Nicht mehr lange.
    Plötzlich fiel es nach unten!
    Es raste auf sein Ziel zu, und es drang ebenso wuchtig in die Masse ein wie das Schlangenkreuz.
    Nur traf es diesmal den Schädel des Herz-Gesichts.
    Dann erlebten wir das Ende.
    War nur die Frage – von wem?
    ***
    Mir
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