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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit
Autoren: Stephanie Seidel
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zusammen, als habe er sie geschlagen. Kry'aan führte sie zu einem Felsen und wartete, bis sie sich darauf gesetzt hatte. Sie hielt den Kopf gesenkt und sah ihn nicht an. Er wartete darauf, dass sie ihm Glück oder den Segen der Götter wünschte, aber als das ausblieb, drehte er sich um und ging den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Es war nur ein schmaler Pfad, den vermutlich Tiere auf ihren Streifzügen durch die Berge geschaffen hatten. Felsen und Bäume ragten zu beiden Seiten auf und der Wind brachte die Blätter zum Rauschen.
    Es ist ganz nahe , dachte Kry'aan nach einer Weile und drehte sich langsam.
    Die Bäume standen dicht zusammen.
    Vorsichtig verließ er den Pfad, bahnte sich einen Weg durch das Unterholz, den fremden Gedanken entgegen, die er seit Tagen unterschwellig spürte, aber nie hatte lokalisieren können. Er hatte es im Wald vermutet, aber nichts entdeckt.
    Erst jetzt wusste er, wonach er suchen musste.
    Namuuki.
    Kry'aan verfluchte sich dafür, die Wahrheit erst so spät erkannt zu haben.
    Hätte er Elliks kleinen Hund schon vor Tagen getötet, was alles wäre ihnen erspart geblieben?!
    Ein Ast knackte laut.
    Kry'aan zuckte zusammen. Aus den Augenwinkeln sah er einen Schatten, der zwischen den Bäumen verschwand.
    Die unübersichtliche Umgebung war für eine Falle wie geschaffen, und er fragte sich unwillkürlich, ob das Wesen zu so einem Plan in der Lage war. Das Gewicht des Stocks in seinen Fäusten beruhigte und ermunterte ihn, als er sich duckte und den Schatten mit Blicken verfolgte.
    Es war nur ein Tier, das stellte er einen Moment später fest, taratzenähnlich, aber kleiner. Von ihm ging keine Gefahr aus.
    Kry'aan erhob sich und strich ein wenig Moos von seiner Schulter - nur um in der Bewegung zu erstarren. Weitere Moosfasern rieselten vor seinen Augen zu Boden. Sie kamen von oben.
    Er hob den Blick.
    Da stürzte ihm Namuukis Kopf entgegen.
    Kry'aan schrie auf, als sich harte Spinnenbeine in seine Wangen gruben.
    Er ließ den Stab fallen und griff nach dem Ding auf seinem Gesicht. Seine Finger gruben sich in Fell und etwas Schleimig-Heißes, das seine Haut zum Brennen brachte.
    Eines der Beine durchstieß seine Wange, ein anderes tastete sich über seine Schläfe dem Ohr entgegen.
    Kry'aan biss zu und spürte, wie das Bein zwischen seinen Zähnen zerbrach.
    Das Wesen winselte wie ein Hund.
    Endlich riss er es sich vom Gesicht.
    Es wand sich in seinen brennenden, juckenden Händen und schnappte mit seiner Hundeschnauze nach ihm. Etwas ragte aus dem Kopf hinaus, eine schleimige stinkende Blase, aus der Flüssigkeit lief.
    Kry'aan schleuderte das Wesen mit aller Macht gegen einen Baum. Er hörte den Schädelknochen brechen. Weitere Teile der Blase quollen aus den Bruchstellen hervor.
    Namuuki drehte sich auf ihren Spinnenbeinen.
    Die Blase - oder vielleicht auch die Verletzung - ließ sie taumeln.
    Es ist , dachte Kry'aan angewidert, als er den Stab vom Boden aufhob, wie ein Ding aus einer anderen Welt…
    Namuukis Kopf begann am Stamm empor zu klettern. Kry'aan holte aus, zielte sorgfältig und schlug zu.
    Mit einem Geräusch, als würde nasses Leder auf Stein treffen, zerplatzte das Wesen. Schleim und Knochenstücke flogen Kry'aan entgegen. Er sprang zurück und stolperte, fing sich aber, bevor er stürzen konnte.
    Vor ihm begann der Boden zu brodeln.
    Der Schleim versickerte darin, schien ihn aufzulösen. Die Überreste von Namuukis Kopf dampften und zischten. Große dunkle Hundeaugen flackerten einen kurzen Moment, bevor sie hinter den Dämpfen verschwanden.
    Kry'aan starrte auf seine geröteten, juckenden Hände und schluckte. Sorgfältig wischte er die Spitze des Stabs an etwas Laub ab, dann kehrte er auf den Pfad zurück.
    Er fand Shann'aja dort, wo er sie zurückgelassen hatte. Sie sah auf, als sie seine Schritte hörte, und Kry'aan glaubte beinahe ein Lächeln auf ihren Lippen zu entdecken.
    »Komm« , sagte er. »Wir müssen weiter.«
    Sie nickte und schloss sich ihm an.
    ***
    Der Geruch nach Lavendel hing wie eine Wolke über dem Seeufer. Am Nachmittag war ein kräftiger Ostwind aufgekommen und trieb jetzt in der Abenddämmerung den Rauch der Pflanzen über die Wiese. Die anderen Sträucher lagen in der Kristallfestung und räucherten sie aus. Matt stand ein Stück vom Lagerfeuer entfernt, das sie in der ersten käferfreien Zone entzündet hatten, und sah den gelben Trauben nach, die in den Himmel stiegen.
    »Kein Sex für euch in dieser Nacht« , sagte er und trank einen
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