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0806 - Die Hexe von Köln

0806 - Die Hexe von Köln

Titel: 0806 - Die Hexe von Köln
Autoren: Achim Mehnert
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einsetzen. Und später… er wagte gar nicht, den Gedanken zu Ende zu denken.
    Seine Gedanken begannen zu kreisen. Diese Schlampe! Am liebsten wäre er umgekehrt und hätte ihr gesagt, was er von ihr hielt! Verzweiflung packte ihn. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Für Momente verwandelte sich das Kopfsteinpflaster unter seinen Füßen in ein Förderband, das ihn automatisch weitertrug, ohne dass er aus eigener Kraft etwas dazu beitrug.
    Als er wieder klar sehen konnte, hatte er bereits das Jan-von-Werth-Denkmal auf dem Alten Markt erreicht. Er raffte die Geldscheine aus der Brieftasche und warf das schwarze Lederetui im Vorbeigehen in den Brunnen.
    Gehetzt schaute er sich um. Die Leuchtreklamen der umliegenden Kneipen sprangen ihn als, als wollten sie ihn locken, und wenn er darüber nachdachte, blieb ihm gar keine andere Wahl, als ihrem Lockruf zu folgen.
    Er brauchte mehr Geld für ein bisschen Stoff, andernfalls stand ihm eine Nacht des Fegefeuers bevor. Einmal war ihm das passiert, eine Erfahrung, die er kein zweites Mal machen wollte.
    Vereinzelt überquerten Passanten den Alten Markt, zumeist Pärchen, die es in die Altstadt zog. Aber auch… eine alte Frau.
    Blau schätzte, dass sie die Siebzig überschritten hatte. Sie kam nur langsam voran. Ihre Schritte waren kurz, ihr Gang gebückt. Weglaufen konnte sie garantiert nicht. Außerdem war sie bestimmt viel zu senil, um überhaupt zu bemerken, was geschah.
    Mit langsamen Schritten näherte sie sich der Treppe, die vom Platz hoch zum Rathaus führte. Sie trug eine Tasche aus abgewetztem braunen Leder in der Armbeuge.
    Alte Menschen, das wusste Blau, waren manchmal unvorsichtig genug, ihre Geldbörsen in solchen Taschen aufzubewahren. Sollte das Schicksal es doch noch gut mit ihm meinen?
    Blau ließ den Blick über den Platz schweifen. Nicht besonders viele Leute waren hier unterwegs, aber man wusste nie, wie sie reagierten, wenn eine alte Frau um Hilfe schrie.
    Vielleicht war jemand darunter, der meinte, unbedingt den Helden spielen zu müssen und ihn aufzuhalten, bis die Polizei kam. Das sollte vorkommen, also musste er aufpassen.
    Er heftete sich an die Fersen der alten Frau. Schritt um Schritt holte er auf, bis sie die unterste Treppenstufe erreichte. Mühsam hob sie ein Bein und setzte den Fuß darauf.
    Dann war Blau heran. Er warf einen letzten Blick in die Runde. Niemand war hinter ihm, auch von oben näherte sich kein Mensch. Das war seine Chance.
    Blitzschnell schnellte seine Hand vor, als er die Frau eingeholt hatte…
    ... und wurde zur Seite geschlagen, bevor er die Tasche packen konnte.
    Ungläubig starrte er die braunhaarige Frau an, die plötzlich zwischen ihm und der Alten stand. Sie war buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht. So leise hätte sie sich gar nicht anschleichen können. Davon verstand er schließlich was.
    Wieso hatte er sie Sekunden zuvor nicht wahrgenommen? Wo war sie hergekommen?
    Und da war auch eine schwarze Katze, die neben ihr stand und ihn aus großen Augen anstarrte.
    Instinktiv spürte Blau, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging.
    Die alte Frau hatte gar nicht mitbekommen, was um sie herum geschah. Ihre Schuhe klapperten die Stufen empor, aber er konnte ihr nicht mehr folgen, denn die junge Frau ließ ihn nicht passieren.
    Ohnehin war sein Plan jetzt, da sie auf ihn aufmerksam geworden war, dahin. Noch so eine dusselige Zicke! Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sie mit der aus der Kneipe verwandt gewesen wäre.
    Er wollte sich abwenden und das Weite suchen. Das Dümmste wäre gewesen, sich auf eine Diskussion einzulassen.
    Aber er kam nicht dazu, die Flucht zu ergreifen, denn die Frau sprach ihn an, als er sich umdrehen wollte.
    »Bleib hier!«, befahl sie.
    Felix Blau versteifte, ohne es zu wollen.
    Dann schüttelte er sich, wollte sich erneut umdrehen, doch wieder erklang die Stimme der Frau.
    »Bleib hier, hab ich gesagt!«
    Er verharrte, schaute sie an.
    »Was willst du von mir?«, zischte er, darum bemüht, seiner Stimme einen gefährlichen Klang zu geben, damit sie ihn in Ruhe ließ.
    »Ich habe dich beobachtet«, sagte die Frau.
    »Ach, hast du das?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Du bist zu weit gegangen, aber zum letzten Mal.« In ihren eisgrauen Augen blitzte es bedrohlich auf, und sie schien zu wachsen. Ihre Gegenwart erdrückte ihn buchstäblich.
    »Du… du verzupfst dich besser«, stotterte er. »Sonst gibt es Ärger!«
    »Da hast du verteufelt Recht. Ärger gibt es«, erwiderte sie kalt. »Aber den
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