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0806 - Die Hexe von Köln

0806 - Die Hexe von Köln

Titel: 0806 - Die Hexe von Köln
Autoren: Achim Mehnert
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altertümlichen Fassaden mit ihren Fresken und Erkern, die ihre Aufmerksamkeit erregten.
    Sondern die zahlreichen Polizeifahrzeuge, deren Besatzungen ein Stück voraus einen Teil des Platzes mit rotweißem Band abtrassiert hatten.
    ***
    Laute Musik flutete die Eckkneipe, die gleich an der Peripherie des Heumarkts lag. Sie war gut gefüllt, sowohl von Touristen als auch von Einheimischen, die nach Feierabend ein paar Kölsch trinken wollten, bevor sie nach Hause gingen.
    Die meisten von ihnen unterhielten sich angeregt und achteten nicht auf den dürren Mann, der eben das Lokal betrat.
    Sekundenlang blieb er im Eingang stehen, weil er schon aus zwei anderen Kneipen geflogen war. Die Wirte hatten sich offenbar an ihn erinnert und ihn achtkantig rausgeworfen, doch diesmal verwies ihn niemand des Lokals. Man kannte ihn also nicht, dachte er mit einem zufriedenen Lächeln. Ganz hatte ihn das Glück also doch nicht verlassen.
    Zumal er sich anscheinend den richtigen Laden ausgesucht hatte. Mit Bedacht hatte er ein Jagdrevier gewählt, in dem weder Studenten noch Jugendliche verkehrten, denn bei denen war zumeist nichts zu holen. Den Hageren interessierten Leute, deren Brieftaschen prall gefüllt waren.
    Natürlich sah man ihnen das nicht immer an, und ein paar Mal in der Vergangenheit hatte er sich bei seinen Einschätzungen ganz schön geirrt, aber meistens hatte er doch ein glückliches Händchen bei seinen Fischzügen bewiesen. Erfahrung macht den Meister! Manchmal stimmten die alten Sprichwörter eben doch, selbst für einen Taschendieb.
    Er schaute sich suchend um, bis er eine blonde Frau um die Dreißig entdeckte, die offenbar ohne Begleitung hier war. Sie saß auf einem Barhocker und hatte die Unterarme gelangweilt auf den Tresen gelegt. Ein ideales Opfer, das erkannte er auf den ersten Blick.
    Sie war modisch gekleidet und hatte eine aufregende Figur. Groß gewachsen und schlank, registrierte der Dürre beiläufig, mit einem scharf geschnittenen Gesicht und einer hübschen Stupsnase.
    Sie war ganz der Typ, auf den allein stehende männliche Altstadtschwärmer flogen, und es grenzte an ein Wunder, dass sich noch kein Rosenkavalier an sie herangemacht hatte, um sie mit Wortwitz und Schlagfertigkeit zu beeindrucken.
    Aber das konnte sich jeden Augenblick ändern, deshalb musste er schneller sein.
    Der Mann gab sich einen Ruck und ging zu ihr hinüber.
    Bevor er sie erreichte, fing er an zu torkeln, geriet ins Stolpern und schaffte es im letzten Moment, sich zu fangen und auf den Beinen zu bleiben.
    »Ent-Entschuldigung«, lallte er, als er die Blondine anrempelte. Umständlich hielt er sich an ihrer Schulter fest, über der eine schwarze Lackhandtasche hing. »Es… es geht schon wieder. Gestatten, Felix Bl-Blau.«
    »Das merkt man«, zischte sie und schüttelte ihn ab.
    Die Eiseskälte in ihrer Stimme machte deutlich, was sie von einem betrunkenen Verehrer hielt, der kaum noch Herr seiner Sinne war. Demonstrativ drehte sie ihm den Rücken zu.
    »Schon… schon verstanden, schönes… Kind«, lallte Blau und torkelte Richtung Ausgang.
    Er konnte einen triumphierenden Gesichtsausdruck kaum unterdrücken. Das war fast zu einfach gewesen. Er drängte sich zwischen den Leuten hindurch zurück zum Ausgang.
    Als er draußen war, grinste er breit.
    Von wegen schöne Frau - dusselige Zicke! Doch das würde die Blondine noch früh genug merken, nämlich wenn sie einen Blick in ihre Handtasche warf, um nach ihrer Geldbörse zu sehen, die der Hagere fest umklammert hielt. Das würde sie lehren, beim nächsten Mal etwas freundlicher zu reagieren, wenn ihr ein Hilfloser in den Schoß fiel.
    Der Dieb rannte an den alten Häusern mit ihren ebenerdigen Restaurants und Kneipen vorbei Richtung Alter Markt. Hier kannte er sich so gut aus wie in seiner eigenen Hosentasche. Hin und wieder warf er einen Blick zurück. Seine Sorgen waren unbegründet. Niemand hatte seinen Diebstahl bemerkt.
    Als er sicher war, nicht verfolgt zu werden, schlug er einen normalen Schritt an.
    Mit fahrigen Bewegungen öffnete er die Geldbörse und warf einen Blick hinein.
    Ein Fluch rutschte über seine Lippen. Keine fünfzig Euro in Scheinen steckten darin, auch keine Scheckkarten, die sich zu Geld machen ließen.
    Ernüchterung befiel Blau, weil er wesentlich mehr erwartet hatte. Er brauchte dringend neuen Stoff, denn schon jetzt merkte er, dass seine Hände zu zittern begannen.
    Nicht mehr lange, dann würden trotz der kühlen Witterung Schweißausbrüche
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