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0806 - Die Hexe von Köln

0806 - Die Hexe von Köln

Titel: 0806 - Die Hexe von Köln
Autoren: Achim Mehnert
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nicht vorgestellt. Mein Name ist Wagenbach, Claus Wagenbach.«
    »Nicole Duval.«
    »Französin?«
    »Richtig.«
    »Konnte ich mir denken.«
    Sie lächelte. »Sieht man mir die Französin so überdeutlich an?«
    Er lächelte zurück und zuckte mit den Schultern. »Nicht nur Ihr Name verrät Sie, sondern auch Ihr süßer Akzent.«
    Nicole lachte leise, während sie ihr Gegenüber unauffällig musterte. Der Mann musste ein perfektes Gehör haben; Nicole hatte immer geglaubt, die meisten Idiome, darunter auch Deutsch, nach langer Übung ohne Akzent zu sprechen.
    Der etwa Vierzigjährige machte einen sympathischen Eindruck auf sie, obwohl er, wie sie fand, einen Modeberater hätte brauchen können. Seine schwarzen Jeans waren ausgebeult, seine Sportschuhe ausgelatscht. Der Trenchcoat, den er offen über seinem Hemd trug, wirkte, als stammte er aus dem Fundus des Schauspielers Peter Falk.
    »Vielen Dank«, sagte sie und wandte sich zum Gehen.
    »Das… das geht nicht«, sagte er schnell.
    Sie blieb erstaunt stehen und sah ihn an. »Was geht nicht?«
    »Sie können nicht einfach gehen.«
    »Ach? Und warum nicht?«
    »Sie schulden mir was.«
    »Tue ich das?«
    »Ich denke schon.«
    »Und das wäre?«
    »Trinken Sie irgendwo einen Kaffee mit mir.«
    »Aber wir kennen uns doch gar nicht.«
    »Na, eben. Das müssen wir ändern.«
    Sie musterte ihn abschätzend, musste lachen und fragte: »Und warum das?«
    Wieder hob er die Schultern. »Ich bin ein großer Verfechter der deutsch-französischen Freundschaft.«
    Ungeniert musterte er sie, ließ seinen Blick zuerst über ihren langen Ledermantel und anschließend über ihre schwarze Lederhose wandern. Bei ihren für eine Einkaufstour eigentlich viel zu hohen Schuhen blieb sein Blick schließlich hängen, wie Nicole amüsiert feststellte.
    »Sonst noch was?«
    »Allerdings. Ich finde Frauen in Leder unglaublich anziehend.«
    »Ach?«
    Er nickte und lächelte sie an. »Magisch beinahe.«
    »Magisch? Das ist gut.«
    Nicole dachte an Zamorra, der im Hotel vielleicht gerade über irgendwelchen uralten mythischen Schriften hockte, die er sich an der Kölner Universität ausgeliehen hatte. Man hatte ihm, dem Experten, diesen Wunsch gern erfüllt, weil er dort ein einwöchiges Gastseminar abhielt.
    »Bitte - tun Sie mir den Gefallen«, flehte Wagenbach und betrachtete sie mit einem treuen Dackelblick.
    Warum eigentlich nicht? , dachte sie. Dieser Wagenbach hatte einen versteckten Charme, der sich sicher nicht jedem gleich offenbarte, aber Nicole war in dieser Hinsicht sehr sensibel.
    »Aber ich kenne mich hier nicht aus.«
    »Ich dafür umso besser.«
    »Dann kennen Sie ein nettes Café?«, fragte Nicole.
    »Davon gibt es in Köln viele«, erklärte er.
    »Auch in der Nähe?«
    »Natürlich.«
    Sie hatte keine andere Antwort erwartet. »Dann machen Sie einen Vorschlag.«
    Er deutete in eine bestimme Richtung. »Wir gehen einfach Richtung Altstadt und schauen am Alten Markt, wo es Ihnen am besten gefällt.«
    Nicole nickte. »Nun gut. Warum nicht?«
    In einem Reiseführer hatte sie einiges über die Kölner Altstadt gelesen und ohnehin vorgehabt, ihr einen Besuch abzustatten.
    Galant nahm Wagenbach ihr die Einkaufstaschen ab und warf sie sich über die Schulter.
    Als sie in eine Seitenstraße bogen, blieb die hektische Geschäftigkeit hinter ihnen zurück. Sie passierten das Rathaus, und plötzlich begann sich ein eigenartiges Gefühl in Nicole auszubreiten.
    Sie konnte nicht sagen, woher es rührte, sie wusste nur, dass es nichts mit ihrem neuen Bekannten zu tun hatte.
    Ihr Begleiter sprach zu ihr, erzählte ein wenig über die Kölner Stadtgeschichte und über die historischen Bauwerke, aber Nicole hörte ihm gar nicht zu.
    Dieses eigenartige Gefühl, das sie ergriffen hatte, lenkte sie völlig ab, sodass sie Wagenbach zwar reden hörte, seinen Worten aber kaum folgen konnte. Zumindest hörte sie heraus, dass er versuchte, sich als Schriftsteller seinen Lebensunterhalt zu verdienen, was bestimmt nicht einfach war, wenn man nicht gerade auf den Bestsellerlisten stand.
    Woher kam dieses eigenartige Gefühl? Nicole gehörte zu den magisch sehr sensiblen Menschen. War es die Ausstrahlung einer schwarzmagischen Kreatur, die sie spürte?
    Vor ihnen begann eine steile Treppe, die hinunter zum Alten Markt führte, wo bereits die Straßenlaternen brannten. Von oben blickte Nicole auf die mittelalterlichen Gebäude, hinter denen das Band des Rheins versteckt war.
    Doch es waren nicht die
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