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0806 - Die Hexe von Köln

0806 - Die Hexe von Köln

Titel: 0806 - Die Hexe von Köln
Autoren: Achim Mehnert
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Straßenlaternen brannten bereits. Die Menschen hatten Feierabend und nutzten den anbrechenden Abend für Einkäufe, so war es in der Hohe Straße entsprechend voll.
    Hier in der Hohe Straße reihte sich ein Modeladen an den anderen, und am liebsten hätte Nicole in jeden noch schnell einen Blick geworfen, um nur ja nichts zu übersehen, was gerade en vogue war.
    »Nein, das reicht jetzt«, sagte sie mit einem Grinsen zu sich selbst, als sie eine raffiniert geschnittene Satin-Bluse betrachtete, die es ihr angetan hatte. »Wir wollen es nicht übertreiben.«
    Dabei ging es ihr nicht um das Geld, das sie ausgegeben hatte oder noch ausgeben würde, denn schlussendlich würde Zamorra die Rechnung von seinem Konto begleichen müssen - für ›Berufskleidung‹; immerhin fungierte sie offiziell immer noch als Sekretärin des Herrn Professor, und sie konnte sich Zamorras Reaktion schon lebhaft vorstellen. Es ging ihr vielmehr um die drei großen Einkaufstaschen, die sie bereits bei sich trug. Mehr konnte sie nicht mehr schleppen.
    Ärgerlicherweise boten die Buotiquen in dieser Stadt nicht den Service, ihr die Sachen zum Hotel bringen zu lassen.
    Was man so über die »Dienstleistungswüste Deutschland« hörte, schien zumindest hier zuzutreffen. Geld einstreichen, ja, nur nicht dafür arbeiten müssen.
    Zamorra würde trotzdem die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie mit ihrer »Beute« ins Hotel zurückkehrte.
    Wohlweislich hatte er darauf verzichtet, sie bei ihrem Einkaufsbummel zu begleiten, und war stattdessen im Hotel geblieben, um einige Unterlagen durchzusehen. Natürlich war das nur eine Ausrede.
    Männer , dachte sie. Wieso nur begriffen sie nicht, welchen Spaß das Flanieren durch eine Shopping-Meile machte? Und wenn man erst fündig wurde…
    Sie seufzte, weil sich Zamorra in dieser Hinsicht nicht von anderen Männern unterschied, auch wenn es sein Geld war, das sie verprasste.
    »Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen«, pflegte er manchmal zu sagen.
    Trotzdem gelang es ihm nicht, ihre Leidenschaft zu teilen.
    Vielleicht, überlegte Nicole, arbeitete er auch gar nicht an seinen Unterlagen, sondern hatte sich einfach auf dem Bett ausgestreckt und döste vor sich hin.
    Das war seine Art, sich von zurückliegenden Strapazen zu erholen.
    Die Sache mit den Siegeln und dem Weltentor nach Ash'Tarr. Der Lava-Dämon in einem italienischen Vulkan. Artimus van Zants Jagd nach dem Vampirfürsten Sarkana. Dann die seltsame Geschichte des Unsterblichen Andrew Milligan, der wie Zamorra einst an der Quelle des Lebens gewesen war, sich aber irgendwann zurückzog und den Kampf gegen die Dunkelmächte aufgab… Das alles hatte sie beide Kraft gekostet, und sie hatten sich eine Ruhepause verdient.
    Der eine verbrachte sie so, die andere so…
    Und da war auch noch Zamorras rätselhaftes Abenteuer in einer fremden Welt, in der er es mit dem Vampirdämon Kuang-shi zu tun bekommen hatte. Für ihn waren dort Jahre vergangen, in der Realität nur Stunden.
    Irgendwie, das wusste Nicole, steckte ihm diese Zeit noch in den Knochen, auch wenn er nicht über Einzelheiten sprach. Er habe alles vergessen, hatte er gesagt, und das stimmte wohl auch.
    Aber in den Tiefen seines Unterbewusstseins musste noch eine Erinnerung existieren. Immerhin hatte er vor kurzem Magie angewandt, die er nur in der Goldenen Stadt der Vampire erlernt haben konnte!
    Wie konnte das sein, wenn er doch alles vergessen hatte? Was lauerte in ihm? Bedeutete es Gefahr?
    Die junge Frau zuckte zusammen, als sie in dem Gedränge angerempelt wurde. Ehe sie reagieren konnte, glitt eine der Taschen von ihrer Schulter und fiel zu Boden.
    »Na, prima«, entfuhr es ihr, als der Übeltäter einfach weiterging, statt sich zumindest zu entschuldigen. »Vielen Dank auch.«
    Sie wollte sich gerade bücken, was mit den beiden anderen übergroßen Taschen gar nicht so einfach war, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte.
    »Warten Sie, ich helfe Ihnen, bevor Sie in diesem Gedränge unter die Räder kommen.«
    »Sehr freundlich.« Diesmal war es nicht ironisch gemeint.
    Ein großer, kräftig gebauter Mann griff nach der Tasche am Boden, bevor ein unachtsamer Passant darauf treten konnte. »Na bitte, nichts passiert. Allerdings haben Sie Glück, dass es nicht regnet, sonst hätten Ihre Einkäufe die erste Wäsche bereits hinter sich.«
    Als er ihr ins Gesicht sah, erstarrte er für einen Moment.
    »Entschuldigung«, beeilte er sich zu sagen. »Ich habe mich gar
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