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0806 - Der Voodoo-Club

0806 - Der Voodoo-Club

Titel: 0806 - Der Voodoo-Club
Autoren: Jason Dark
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Größe am Himmel geworden. Er streute sein bleiches Licht über die Erde, und als ich zu ihm hochblickte, erkannte ich deutlich den glasklaren Umriß und auch die Schatten in seinem Innern. Weiter durchquerten wir diese menschenfeindliche Umgebung. Still war es nicht mehr. Dumpfer Gesang wehte uns entgegen, der aber rasch verstummte, bevor wir uns noch auf ihn konzentrieren konnten.
    Der Untergrund war nie so richtig fest, immer wieder gab es kleine Mulden und Lücken, in die unsere Füße hineinstampften und dann auch über feuchte Stellen hinweghuschten.
    Die Kerzenflammen flackerten vor uns. Sie standen dicht zusammen, so daß sie eine Insel bildeten. Ich hatte die Beretta wieder weggesteckt, denn die vor uns gehende Roberta traf keiner Anstalten, sich zu wehren. Nahezu beschwingt ging sie dahin und geriet als erste in den Lichtschein der auf einem Altar stehenden Kerzen. Sie blendeten uns für einen Moment mit ihrem Licht. Da sie sich zudem bewegten, entstanden dunkle Figuren, die über das Gesicht der Frau huschten, denn sie hatten sich umgedreht.
    »Ist es hier?« fragte Suko.
    »Nein, aber nicht mehr weit.« Sie lächelte und fuhr danach mit der Zungenspitze über ihre Lippen. »Ihr werdet euch wundern, das kann ich euch versprechen.«
    »Wir freuen uns auf die Leichen«, erklärte Suko.
    »Sie sich auch auf euch.« Ihr Grinsen wurde scharf. »Sie werden euch zerreißen, sie werden euch zerfleischen. Sie mögen das Fleisch der Menschen, und sie werden sich anschließend diejenigen holen, die…«
    »Gehen Sie weiter!« sagte ich.
    Die Voodoo-Frau lächelte kalt und drehte sich wieder um. Suko und auch ich hatten sie bei unserer ersten Begegnung faszinierend gefunden, doch dieser Eindruck war längst verschwunden. Für uns war sie nur mehr eine eiskalte Verbrecherin, die sich zudem noch einer gefährlichen Magie verschrieben hatte.
    Es fiel noch etwas auf. Eine schon lauernde Stille lag über dem Friedhof. Selbst vom Rand des Dschungels her hörten wir keine Geräusche. Die Tiere der Nacht hatten sich zurückgezogen, sie schienen selbst ihre Jagd vergessen zu haben, als wüssten sie, daß etwas Unheimliches und Grauenvolles passieren würde.
    Ich wünschte mir, daß wir den Ort noch früh genug erreichten.
    Wenn die Leichen erst einmal die Erde verlassen hatten, konnten wir mit fünf zusätzlichen Feinden rechnen. Aus Erfahrung wußten wir, wie schwer es oft war, gegen sie anzukämpfen.
    Roberta hatte den Altar passiert und schritt in direkter Linie auf das eigentliche Zentrum des Grauens zu. Noch immer standen die Grabsteine zu dicht, als daß wir etwas hätten erkennen können, aber die vor uns gehende Frau bewegte sich nach links, und dort befanden sich keine Grabsteine, sondern eine freie Fläche, von der sich vier Gestalten abhoben.
    Ob sie uns bemerkt hatten oder nicht, war nicht feststellbar. Jedenfalls umstanden sie eine bestimmte Fläche, hielten die Köpfe gesenkt und konzentrierten sich auf den Boden.
    Ich wußte Bescheid.
    Dort lagen die fünf Männer vergraben, und die Frauen warteten darauf, daß sie die Erde verließen. Der Blutgeruch hatte sich noch verstärkt und raubte uns beinahe den Atem. Bei jedem Luftholen schmeckten wir ihn auf der Zunge.
    Mir war heiß geworden, aber ich spürte auch die Kälte auf meinem Rücken. Ein Wechselspiel der Gefühle hielt mich umklammert.
    In dieser dumpfen Stille konnte alles passieren, da hatte das Böse jegliche Chance, um zuzuschlagen.
    Roberta blieb stehen. Sie mußte den Rand des Grabes erreicht haben, denn auch sie schaute zu Boden.
    Für einen Moment bewegte sich niemand. Selbst Suko und ich blieben starr. Bis wir das Lachen hörten. Es war ein fürchterliches, ein grelles Geräusch, das aus Roberta Millers weit geöffneten Mund drang. Sie hatte den Kopf zurückgedrückt, ihn leicht gedreht, so daß sie jetzt in unsere Richtung blickte. Wir schauten in ihren Rachen hinein, der uns vorkam wie eine dunkle Höhle.
    »Er ist da!« schrie sie. »Er ist zurückgekommen!« Ihre Stimme kippte über und jubilierte zugleich. Es war eine Mischung, die mir noch nie zu Ohren gekommen war.
    Ich wußte, wen sie meinte, dennoch fragte ich nach. »Wer ist denn da, Roberta?«
    »Gardino! Jaques Gardino, mein Geliebter! Das Blut hat ihn erweckt!« Sie schüttelte sich und streckte dabei ihren Arm aus. Die Hand zuckte vor und zurück, wies dabei immer auf eine bestimmte Stelle.
    Diesmal holte ich nicht die Beretta hervor, sondern meine Lampe.
    Auch Suko
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