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0806 - Der Voodoo-Club

0806 - Der Voodoo-Club

Titel: 0806 - Der Voodoo-Club
Autoren: Jason Dark
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handelte.
    Gemeinsam leuchteten wir die Stelle an.
    Das Blut stockte uns.
    Roberta hatte nicht gelogen. Aus der dunklen Erde war eine halbverweste Hand gekrochen, und sie hatte die Finger gekrümmt, damit sie das Herz eines Menschen festhalten konnte…
    Scharf, detailgetreu und verdammt grausam wirkte die Klaue im Licht der Lampen. Wir hatten viel erlebt, aber diese Einzelheiten schockten uns schon. Ich spürte, wie mir der Magen gegen die Kehle steigen wollte, vielleicht auch deshalb, weil ich wußte, wem dieses Herz einmal gehört hatte. Aber davor war die Bestie Roberta nicht zurückgeschreckt. Wie hatte sich ein Mensch nur auf diese schreckliche Art und Weise dermaßen verändern können?
    Ich begriff es nicht.
    Sie aber schaute uns mit leuchtenden Augen an. Wahrscheinlich wollte sie noch mehr sagen und ihren Triumph hinausschreien, nur schaffte sie es nicht, denn dieser lang ersehnte Anblick hatte sie einfach zu sehr überwältigt.
    Die anderen vier Frauen rührten sich nicht. Sie waren in diesem Augenblick nichts anderes als Statisten. Natürlich hofften auch sie, aber die Hoffnung ihrer Anführerin war eben am stärksten gewesen.
    Sie hatte es geschafft, der Geliebte würde zurückkehren. Wenn er es geschafft hatte, war auch der Weg für die anderen vier frei.
    Das Licht blieb weiterhin auf diesen einzigen Punkt konzentriert.
    Deshalb sahen wir auch, daß sich der Boden in unmittelbarer Nähe der Hand bewegte. Ein Zeichen dafür, daß der lebende Tote es nicht nur bei seiner Hand belassen wollte. Er würde selbst kommen wollen. Zuerst mit dem Arm, danach mit der Schulter, dem Kopf und…
    Nein, nicht mit mir!
    Ich ging einen großen Schritt nach vorn.
    Genau diese Bewegung trug dazu bei, die Starre zu zerreißen. Allerdings nur bei Suko und Roberta.
    Während Suko einen Bogen schlug, ging Roberta ebenfalls vor und trat mir in den Weg. »Nicht weiter!« fuhr sie mich an.
    Ich blieb stehen.
    Grausame Augen funkelten mich an, als wollten mich die Blicke durchbohren und dabei töten. Ich hörte ihren Atem. Er zischte wie aus einem Ventil kommend aus ihrem Mund. Sie würde alles dransetzen, um mich an einem Fortkommen zu hindern.
    Ich ging trotzdem.
    Kam in ihre Nähe.
    Blendete sie!
    Roberta griff an.
    Darauf hatte ich gewartet. Als sie sich gegen mich warf, dabei die Arme hoch schleuderte und aussah wie ein Ungeheuer, das mich verschlingen wollte, schlug ich mit der linken Faust zu. Ich kam unter ihren Armen hindurch, die Faust landete in ihrem Gesicht, und der Schlag wuchtete sie so weit zurück, daß sie das Gleichgewicht verlor, dabei über einen kleinen Erdhügel stolperte und zu Boden fiel. Es stand kein Grabstein in der Nähe, der sie hätte aufhalten können. Ich aber kümmerte mich nicht mehr um sie, sondern setzte meinen Weg fort. Ich wollte an das verdammte Zombie-Grab heran, an dem sich etwas verändert hatte.
    Der Lampenschein zeigte es mir genau. Nicht nur die Hand war zu sehen, auch ein Teil des verfaulten und verwesten Arms war bereits aus der Erde gedrungen, und er schob sich immer weiter hervor, denn die gesamte Gestalt wollte aus der Tiefe.
    Ich hatte etwas dagegen.
    Die Lampe störte mich, deshalb steckte ich sie weg. Genau in dem Augenblick geriet Bewegung in die ansonsten starren Gestalten der vier Voodoo-Frauen. Sie sahen ebenfalls ihren Erfolg gefährdet und sich um ihre Träume betrogen.
    Ich war der Feind, deshalb wollten sie sich auch auf mich stürzen.
    Doch da gab es noch meinen Freund Suko, der voll dagegenhielt.
    Er hatte sich in den Rücken der Frauen geschlichen und war von ihnen kaum beachtet worden. Bevor ich den letzten Schritt hinter mich brachte, stürzte er sich auf sie. Was er mit ihnen anstellte, interessierte mich nicht, denn dieser unheimliche Zombie war wichtiger.
    Ich holte mein Kreuz hervor.
    Der Zombie drang weiter aus dem Boden. Erde bewegte sich. Risse entstanden, bildeten regelrechte Falten, in die feuchte Krumen zurückrutschten. Der Mond streute weiterhin sein bleiches Licht über den Kreolenfriedhof, und im Licht des Erdtrabanten sah ich zum erstenmal das Gesicht der lebenden Leiche.
    Es bot ein Bild des Schreckens.
    Die Verwesung hatte auch hier die Haut erfaßt. Der Mund stand offen, wirkte aber trotzdem geschlossen, denn er war mit feuchter lehmiger Erde vollgestopft worden, als wäre das Zeug nach der Beerdigung einfach in ihn hineingerammt worden.
    Das gesamte Gesicht wirkte schief wie in einem Zerrspiegel. Ein Auge war ausgelaufen, das andere nur mehr
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