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0806 - Der Voodoo-Club

0806 - Der Voodoo-Club

Titel: 0806 - Der Voodoo-Club
Autoren: Jason Dark
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war nervös geworden. Es klappte nicht alles so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Der Friedhof bot ihr nicht mehr die Sicherheit, sein Schutz war zerrissen worden.
    Hohe Grabsteine schauten die Frauen wie stumme Zeugen an. In der unteren Hälfte waren sie zumeist von einer grünlichen Schicht bedeckt. Sie waren verwittert, zeigten Risse, und die Schriften oder Zahlen auf ihren Frontseiten waren längst nicht mehr zu lesen.
    Auf dem feucht gewordenen und weichen Boden hinterließen die vier Voodoo-Anhängerinnen dumpfe schmatzende Geräusche bei jedem Schritt. Über ihnen war der Himmel dunkel geworden. Ein sehr intensives Grau hatte sich ausgebreitet. In seinem Zentrum stand der Mond als kreisrundes Auge. Kalt glotzte er auf die Erde nieder, so als wäre er ein Wächter der Nacht, dem nichts entgehen durfte.
    Das Gefäß war schwer geworden. Sie hatten daran zu schleppen, aber die Aussicht auf eine für sie bessere Zukunft gab ihnen die Kraft.
    So setzten sie es nicht ein einziges Mal ab, bevor sie die Stelle erreicht hatten.
    Es war das Grab!
    Ein Grab mit fünf Leichen, denn ihre Männer und Geliebten waren hier in der dunklen Erde regelrecht verscharrt worden. Man hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Boden wieder zu walzen, noch immer war er aufgerissen, als hätten bereits einige der Leichen den Versuch unternommen, aus der feuchten Erde zu klettern.
    Sie stellten das Gefäß ab.
    Stille umgab sie. Auch Roberta hielt sich zurück. Die wichtigste Aufgabe hatte sie ihnen überlassen, sie würden dafür sorgen, daß dieses Blutgemisch in den Boden eindrang und es dank seiner beschworenen magischen Kraft schaffte, Toten ein untotes und grausames Leben zu geben.
    Sie nickten sich zu.
    In keinem Gesicht zeigte sich eine Regung.
    Mona fragte leise: »Jetzt?«
    »Ja…«
    Wieder faßten sie zu. Die Griffe wurden jeweils von zwei Händen umklammert. Groß genug waren sie. Gemeinsam hoben die Frauen das hohe Gefäß an. Den Deckel hatten sie bereits abgenommen.
    Dann kippten sie das Gefäß nach links.
    Sie hörten noch das Schwappen der Flüssigkeit. Einen Moment später floss ein dunkler Strom als breite Zunge dem Erdboden entgegen. Sie landete dort mit einem platschenden Geräusch, breitete sich aus wie ein kleiner Teich, in dessen Mitte ein menschliches Herz lag. Es bildete einen dunklen Klumpen.
    Das Gefäß war leer.
    Die Frauen traten zurück. Sie stellten den großen Krug ab und bildeten um das Grab herum einen Kreis.
    Dann sangen sie.
    Es waren nur leise, flüsternde Gesänge, aber die kehligen Laute klangen dumpf und drohend. Das Blut auf dem Boden schien die Nachrichten zu verstehen, es begann sich zu verändern. Es bewegte sich, es köchelte, es kochte plötzlich, und es gab einen scharfen Dampf ab, der die Grabstelle wie eine Wolke umfing.
    Die vier Voodoo-Frauen hatten ihre Gesichter dem Erdboden zugewandt. Eine jede von ihnen wollte sehen, ob sich der unheimliche Zauber erfüllte. Das Blut fand seinen Weg. Es sickerte durch die aufgeworfene lockere Erde in den Boden hinein, und es entließ zudem rötliche Dampfschwaden, die sich über dem Grab ausbreiteten.
    Die Erde bewegte sich.
    Kleine Klumpen rollten zusammen. Neue Risse entstanden, auf einmal sackte das Herz weg, dann noch ein Ruck in die Tiefe, im nächsten Augenblick war es verschwunden.
    Es sank den Toten entgegen.
    Der Dampf drang jetzt aus dem Boden hoch. Die Oberfläche hatte einen matten Glanz erhalten. Eine Wolke wehte weg und verteilte sich über dem alten Friedhof. Sie tauchte ihn voll und ganz in diesen widerlichen Blutgeruch ein, als wäre er der Botschafter, der die Nachricht aus der tiefsten Voodoo-Hölle brachte.
    Der Tod war nahe, das Leben auch!
    Die Frauen warteten, sie lauerten, sie wollten den Erfolg sehen, und sie setzten sich wie auf ein geheimes Kommando hin in Bewegung und umgingen das Grab.
    Dabei sprachen sie die uralten Beschwörungsformeln, die ihnen beigebracht worden waren. Stundenlang hatten sie Roberta zugehört, hatten auf jedes Wort geachtet, auf jeden Vokal und auch auf die exakte Betonung. Hier war alles wichtig, der kleinste Fehler konnte den Erfolg verderben. Es sah nicht so aus, als hätten sie Pech gehabt, denn im Boden arbeitete es. Die unseligen Kräfte breiteten sich aus. Für ihr Leben gern hätten sie den freien Durchblick gehabt, um sehen zu können, was sich in der Tiefe abspielte. Wie die Tropfen oder auch die Schwaden in die offenen Mäuler der starren Leichen hineindrangen, um ihnen ein Leben
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