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0804 - Die Frau mit den Totenaugen

0804 - Die Frau mit den Totenaugen

Titel: 0804 - Die Frau mit den Totenaugen
Autoren: Jason Dark
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Londoner Büro eintauchte und sich an den Schreibtisch setzte, wo das Joggen unmöglich war und eigentlich nur ein ferner Traum blieb.
    So lief sie durch den Sand und lauschte dem Klopfen der Schritte, das irgendwo vergleichbar mit dem Schlag ihres Herzens war, sogar der Rhythmus stimmte überein.
    Es gefiel ihr immer besser. War erst einmal der eigene innere Schweinehund überwunden, dann kam das »good feeling«. Es war einfach unbeschreiblich, plötzlich lief man von allein, die Beine bewegten sich, sie hatte den Rhythmus gefunden, es war so wunderbar für sie, und sie flog über den Strand hinweg.
    Das Gehirn war frei, die frische Meerluft pustete es durch. Der Alltag lag weit zurück, und er floh regelrecht vor der einsamen Läuferin. London, das Büro, all die Hektik, die gewaltige Stadt, die Menschen zermalmen konnte, darüber würde sie nur mehr lachen.
    Sie interessierte ein anderer Rhythmus, der ihrer Schritte, deren Gleichklang sie glücklich machte. Das war die tolle Welt, hier konnte sie sich fordern.
    Sie hätte ihre Gefühle am liebsten hinausgelacht, und hinaus geschrien, um allen anderen Menschen zu erklären, dass sie ebenso handeln sollten wie sie, das aber wäre nicht gut gewesen, denn dann hätte sie ihren Weg nicht mehr allein finden können.
    Und so lief sie weiter.
    Rechts von ihr schimmerte das Meer. In weißen, breiten Zungen liefen die Wellen gegen den Strand, doch an dieser Stelle hatten sie bereits ihre Gier verloren. Weiter draußen aber verwandelten sie sich in bösartige Raubtiere, die ihre Rachen aufsperrten, um die Menschen in sich hineinzuschlingen.
    Fiona lief gut. Sie war locker. Sie federte bei jedem Aufsetzen ihrer Füße. In ihren Augen schimmerte der Glanz des Siegers, und das Lächeln lag auf ihrem Mund wie eingekerbt. Bei jedem Atemzug strömte Frische durch ihren Körper, und sie fühlte sich dabei wie ein Tank, in den ständig neue Energie hineinströmte.
    Das braune Haar hatte sie hochgesteckt und sicherheitshalber mit einem gelben Band zusammengebunden. Die Farbe Gelb mochte sie, auch der Jogging-Anzug war gelb. Ihre Schuhe gehörten zu dem Besten, was der Markt zu bieten hatte. Sie waren leicht und trotzdem widerstandsfähig. Während Fiona Finley am Strand joggte, hörte sie nur ihren eigenen Atem. Keiner aus dem Ort hatte Lust, sie zu begleiten. Einige Male hatte sie gefragt und nur negative Antworten erhalten.
    Sie würde wieder in ihre Pension zurückkehren und sich unter die Dusche stellen. Anschließend noch ein heißer Tee, dann ins Bett und schlafen.
    Konnte ein Urlaub erholsamer sein?
    Sie glaubte es nicht, lief weiter und kam sich dabei vor wie eine Maschine.
    Für ihre Umgebung hatte sie keinen Blick. Dass sie sich dem großen weißen Haus auf den Klippen näherte, merkte sie ebenfalls nicht. Sie sah es nicht einmal, weil sie nach vorn schaute auf den jetzt dunkel gewordenen Sand. Das Licht des Tages hatte sich längst zurückgezogen, jetzt streckte der Abend seine Arme aus.
    Der Wind blies ihr ins Gesicht. Es gefiel ihr nicht, dass er die feinen Sandkörner mitbrachte. Diese Tatsache war auch die einzig negative bei ihrem Lauf.
    Vögel bewegten sich durch die Luft. Fiona selbst sah die Tiere nicht, sie hörte nur hin und wieder ihre Schreie.
    Weiter… keine Pause … den Körper richtig in Schwung bringen, ihn voll und ganz fordern.
    Immer wieder hämmerte sich Fiona dies ein. Es war so herrlich, am Strand zu joggen. Natur pur.
    Plötzlich waren die Schatten da! Einer huschte dicht an ihrem Gesicht vorbei, dass sie erschrak und sogar ihren Rhythmus verlor.
    Fiona geriet ins Taumeln, sie breitete die Arme aus, der Atem verlor seine Regelmäßigkeit, und der nächste Schatten war blitzartig bei ihr. Er fegte durch ihre Haare, sie spürte den Windzug, auch den Druck, als etwas an ihrer Kopfhaut zupfte und einen leichten Schmerz hinterließ.
    Vögel!
    Ja, das mussten Vögel sein, die einen Angriff auf sie gestartet hatten. Sie stand noch zu sehr unter Druck, um Furcht zu bekommen, aber sie zog bereits den Kopf ein, um einem dritten Angriff zu entgehen. Das Tier huschte vorbei, es flatterte in die Höhe und schrie dabei wütend auf, wie die Frau fand.
    Fiona bewegte ihren Kopf. Sie lief längst nicht mehr so schnell und regelmäßig. Jetzt suchte sie sehr bestimmt nach einem weiteren Angreifer, der sich jedoch nicht blicken ließ.
    War es vorbei?
    Eigentlich hätte sie stehen bleiben müssen, was einfach zu schwer für sie war, denn ihre Beine bewegten sich
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