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079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

Titel: 079 - Im Würgegriff des Nachtmahres
Autoren: Larry Brent
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fiel.
    Handschriftlich waren Notizen vermerkt. Monette überflog im Stehen
die ersten Zeilen und war so gefesselt, daß er sich wie in Trance bückte, das
Buch aufhob und die erste Seite Wort für Wort, Zeile für Zeile las.
    Das Tagebuch von Felix Lucelion.
    Der Kranke hatte über seinen Tagesablauf, über den Verlauf seiner
Krankheit, über jede Kleinigkeit, die er erlebte, peinlichst genau Buch geführt.
    Er hatte Dinge vermerkt, die nicht einmal in den hypnotischen
Sitzungen zur Sprache gekommen
    waren!
    Pierre Monette blätterte das Buch von Anfang bis Ende flüchtig
durch. Die ersten Eintragungen begannen fast auf den Tag genau vor drei
Monaten, dem Zeitpunkt also, wo sich Felix Lucelion in psychiatrische
Behandlung begeben hatte.
    Monette wußte, daß er sich außerhalb der Legalität bewegte, als er
jetzt das Tagebuch einsteckte.
    Er sagte sich jedoch, daß ihm Lucelion die Aufzeichnungen auch
schon zu seinen Lebzeiten ausgehändigt haben konnte. Und für die Polizei stand
sicher nichts Wichtiges darin. Für ihn aber, den Psychiater, der Lucelion
gekannt und behandelt hatte, konnte jedes Wort von Gewicht sein.
    Dann informierte er endgültig die Polizei. Er nannte Name und
Adresse und wartete ab.
     
    ●
     
    Kommissar Marcel Tolbiac brauchte genau zwölf Minuten und vierzehn
Sekunden, um mit seinen beiden Assistenten am Einsatzort zu sein.
    Tolbiacs Ehrgeiz war es, spätestens innerhalb einer Viertelstunde
am Ort eines Verbrechens zu sein. Selbst im dicksten Verkehrsgewühl brachte er
diesen erstaunlichen Rekord fertig.
    Tolbiac war Anfang fünfzig, ein behäbiger Mann mit einem breiten,
gutmütigen Gesicht, klugen Augen und einer Knollennase. Der Kommissar war
leidenschaftlicher Teetrinker. Diese Angewohnheit hatte er aus England
mitgebracht, wo er eine Zeitlang bei Scotland Yard gearbeitet hatte.
    Während die beiden Assistenten Tolbiacs Spuren sicherten, die
Wohnung durchsuchten und Aufnahmen von dem Toten machten, führte Tolbiac ein
erstes eingehendes Gespräch mit Pierre Monette.
    Die Tatsache, daß der Psychiater von der Wohnung des Toten aus
angerufen hatte, fand Tolbiac erstaunlich. Aber die Erklärung, die Monette
abgab, stellte ihn voll zufrieden.
    Pierre Monette erzählte den Ablauf der Geschehnisse, soweit sie
ihm bekannt waren, in aller Ruhe und Ausführlichkeit.
    Tolbiac hörte zu, ohne ein einziges Mal zu unterbrechen.
    „Sie fanden die Tür offenstehen?" fragte er schließlich und
ging mit Monette zur Wohnungstür.
    Der Psychiater bestätigte es.
    „Erinnern Sie sich bitte genau daran, was Monsieur Lucelion zu
Ihnen sagte, Doktor", bemerkte Tolbiac. Sein Gehirn arbeitete auf
Hochtouren. „Hat er davon gesprochen, daß er die Wohnung abgeschlossen
hätte?"
    Monette mußte
in der Tat nachdenken. „Ich glaube, er drückte sich so aus, daß er die Tür verschlossen
hatte, als er in die Wohnung flüchtete."
    „Dann muß
sein Verfolger also doch irgendwie eingedrungen sein. Und beim Weggehen hat er
die Tür gar nicht mehr ins Schloß gedrückt."
    „Es gibt keinen Verfolger, Kommissar. Lucelion war ein kranker
Mann. Er hat sich seinen Verfolger nur eingebildet. Er litt unter einer
Zwangspsychose."
    „Hm, schön. Und wer hat Ihrer Meinung nach dann die Tür
geöffnet?"
    „Vielleicht hat Lucelion sie in seiner ~ Aufregung gar nicht
zugeschlossen."
    „Vorhin aber haben Sie gerade noch gesagt, daß ... "
    „Ich weiß", unterbrach Monette den Kommissar. „Aber ich kann
mich irren. Es ging alles so schnell, und Lucelion war aufs äußerste erregt,
ich habe nur die Hälfte von dem verstanden, was er mir gesagt hat. Die letzten
Minuten seines Lebens müssen schrecklich für ihn gewesen sein. Er hat
wahrscheinlich Dinge gesehen, von denen wir uns keine Vorstellung machen
können."
    „Monsieur Lucelion ist tot. So wie er da liegt, kann er keinen
Herzschlag bekommen haben. Es ist zwar einiges in der Haltung verändert. Das
liegt daran, daß Sie unmittelbar nach Ihrer Ankunft versucht haben, ihn
wiederzubeleben. Aber immerhin ist doch zu erkennen, daß Monsieur Lucelion
offensichtlich mit jemandem gekämpft hat. Er ist völlig verausgabt, sein
Gesichtsausdruck ist verzerrt."
    „Er hat mit jemandem gekämpft, Kommissar. Mit einem Phantom.
Vielleicht hat er es auf dem Bett sitzen sehen, vielleicht hat er geglaubt, es
hätte sich im Federbett verkrochen. Er muß sich wie ein Wilder darauf gestürzt
haben. Er hat verbissen und mit dem Einsatz all seiner Kräfte gekämpft. Dabei
wühlte er sich tief
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