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079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

Titel: 079 - Im Würgegriff des Nachtmahres
Autoren: Larry Brent
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gestiegen
bin und unter der Dusche war. Ich kann mir dann nicht mehr vorstellen, daß ich
dieses Gefühl, sterben zu müssen, wirklich durchgemacht habe."
    „Ich sags ja: Du brauchst einen Psychiater. Ich frage Paul, der
kennt sich mit solchen Dingen aus. Er kann dir bestimmt einen sehr guten
empfehlen."
    „Ich war heute morgen so fertig, so erledigt, daß ich nicht
aufstehen konnte", setzte Danielle Rouson ihre Ausführungen fort, als
hätte sie die letzte Bemerkung der Freundin gar nicht gehört. „Ich bin erst um
elf aus den Federn gekrochen, habe mich fertig gemacht und bin
hierhergekommen."
    „Hast du wenigstens gefrühstückt?"
    „Nein."
    „Dann verschwinden wir aber schnellstens ins nächste Restaurant,
meine Liebe. Stell dir ein anständiges Menü zusammen und iß mal etwas
Ordentliches." Gigi Chapelle griff nach ihrer Tasche, die sie links neben
sich auf die Bank gestellt hatte.
    Danielle Rouson legte ihre Rechte auf die Hand der Freundin. „Du
bist ein prima Kerl, Gigi." Sie lächelte. „Ich habe mich vorhin richtig
darauf gefreut, dich hier zu treffen. Jetzt, wo ich mit dir darüber gesprochen
habe, geht es mir schon besser. Ich habe eine Bitte an dich, Gigi." .
    „Schieß los. Wenn ich sie dir erfüllen kann, gern. Bei Geld
allerdings muß ich passen. Die nächsten Scheinchen kommen erst in einer Woche.
In meinem Portemonnaie herrscht absolute Ebbe."
    Danielle lachte. „Dann geht es dir wie mir. Aus dem fetten Menü
wird nichts." Sie hatten sich schon oft gegenseitig aus einer Notlage
geholfen. Aber die neuen Frühjahrskleider, auf die keine von ihnen verzichtet
hatte, waren nicht ganz unschuldig an der augenblicklichen Ebbe. „Ich möchte
erst genau Bescheid über mich selbst wissen, ehe ich den Weg zum Psychiater
gehe. Das ist der eine Grund. Der zweite: die Angst, die mich jetzt schon
wieder befällt, wenn ich an heute abend denke. Ich möchte nicht allein sein,
ich muß das Gefühl haben, daß jemand in meiner Nähe ist — ein Mensch, zu dem
ich Vertrauen haben kann."
    Ihre Worte wurden zu einem Flehen. Gigi erkannte ihre Freundin
nicht wieder. So schlimm hatte sie sich das nicht vorgestellt.
    Gigi nickte. „Ich bleibe heute abend bei dir."
     
    ●
     
    Dr. Pierre Monette konnte es kaum erwarten, bis er die letzte
Sitzung hinter sich hatte.
    Nach dem Vorfall letzte Nacht war er umgehend nach Hause gefahren.
Da es schon zwei Uh gewesen war, hatte er sich das Tagebuch Lucelions nicht
mehr vorgenommen. Mit Beginn des neuen Tages war er auch nicht gleich dazu
gekommen. Seine Gehilfin war frühzeitig eingetroffen, um die schriftlichen
Sachen, die er keines Blickes würdigte, zu erledigen. Um acht war der erste
Patient gekommen, eine Mutter, die einen verhaltensgestörten Jungen in seine
Praxis brachte. Mit dem Knaben hatte er sich drei volle Stunden beschäftigt. Er
war sehr gründlich, sehr genau.
    Bis vier Uhr hatte er insgesamt fünf Patienten behandelt, wobei
seine. Mittagspause zwei Stunden betragen hatte. In dieser Zeit aber hatte er sich
dringend ausruhen müssen. Die Sitzungen waren teilweise so anstrengend, daß er
sich körperlich und geistig völlig erschöpft fühlte.
    Mehr als acht bis zehn Patienten verkraftete er am Tag nicht. Es
kamen auch nur ausgesprochen schwere und interessante Fälle zu ihm.
    Als nächste und letzte Patientin an diesem Tage empfing er
Virginie de Ayudelle, eine siebenundzwanzigjährige Fabrikantenfrau, die
Monettes Meinung nach unter Langeweile und sonst nichts litt. Sie erlaubte sich
den Luxus, einen Psychiater aufzusuchen, ohne ernstlich krank zu sein. Virginie
de Ayudelle behauptete, ihrem Mann in der Liebe nur Theater vorzuspielen.
    Die junge, gutaussehende Frau, der etwas von einem Vamp anhaftete,
kam seit einem Mona regelmäßig. Seit wann sie denn merke, daß sie für ihren
Mann nichts mehr empfinde? Das war die erste Frage gewesen, die Monette an sie
gerichtet hatte.
    Dabei war herausgekommen, daß Virginie de Ayudelle seit jeher so
veranlagt war. Nur jetzt finge es mit einem Male an, ihr Sorgen zu machen. So
etwas wie ein Schuldkomplex bilde sich bei ihr.
    Virginie de Ayudelle war ein leichter Fall, und sie hätte
ebensogut von einer Wahrsagerin zufriedengestellt werden können. Aber da sie
das nötige Kleingeld übrig hatte, ging sie lieber zum Psychiater. Das war
modern. Als Dame der Gesellschaft mußte man heute seinen eigenen Psychiater
nachweisen können, der das wackelige Seelenleben wieder in die richtige Bahn
lenkte.
    Virginie de Ayudelle
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