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079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten
Autoren: Paul Wolf
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Buschmesser daraufhin in die Tief sausen und schnitt dem Gorgonenhaupt eine Tonsur.
    Die Weibsteufel kreischten nun wie die Furien. Nicht aus Schmerz, sondern vor Wut und Enttäuschung. Sie standen Seite an Seite und versperrten dem Dämonenkiller den Weg zum Ausgang.
    Dorian konnte sich nur in die Höhle zurückziehen. Er stieß den völlig apathischen Gianni vor sich her. Im Vorübergehen ergriff er noch den Tornister mit den Sprengladungen, den er sich über die Schulter warf.
    Die beiden Weibsteufel verfolgten sie. Dorian sah, daß die abgetrennten Schlangen auf ihren Häuptern nachwuchsen. Und die Gorgonen hatten jetzt etwas Raubtierhaftes an sich. Sie wollten nicht mehr verführen, sondern gingen zum gnadenlosen Angriff über.
    Dorian machte einen Ausfallschritt und trennte mit einem kraftvollen Streich einige Schlangen vom Haupt der einen Gorgone. Eine schnellte auf Dorian zu. Der Dämonenkiller konnte die Schlange im Flug abfangen, bekam sie hinter dem Kopf zu fassen, und schleuderte sie zurück.
    Die Gorgonen reagierten unerwartet. Sie zuckten zurück. Der Dämonenkiller hatte dafür nur eine Erklärung: Wahrscheinlich wurden die Schlangen nach der Abtrennung völlig unabhängig, und ihr Gift war nunmehr für die Gorgonen so tödlich wie für alle Sterblichen.
    Dorian machte die Probe aufs Exempel. Er bückte sich nach einer Schlange und schleuderte sie ebenfalls den Weibsteufeln entgegen. Wieder wichen die Gorgonen entsetzt zurück – diesmal sogar bis ans andere Ende des Gewölbes.
    Diese Gelegenheit ließ sich Dorian nicht entgehen. Er packte Gianni am Arm und rannte mit ihm in die Höhle hinein, die in die Tiefen des Felsens führte. Er lief so lange, bis ihn die Kräfte verließen.
    Als Dorian stehenblieb, sagte Gianni: „Was ist passiert? Wo sind wir?“
    Da wußte Dorian, daß der Bann von ihm gewichen war. Er atmete erleichtert auf.
    Doch schon im nächsten Augenblick sank seine Hoffnung wieder auf den Nullpunkt. Hinter ihnen ertönte das Gekreische der Gorgonen.
    Dorian überlegte nicht lange. Es gab nur eine Möglichkeit, sie sich vom Hals zu schaffen.
    „Zünden Sie das Feuerzeug an, Gianni!“ befahl er.
    Im Licht der Gasflamme holte Dorian eine der kleineren Sprengsätze aus dem Tornister und stellte den Zeitzünder auf dreißig Sekunden ein. Er deponierte ihn in einem Felsspalt und brachte sich mit Gianni in Sicherheit. Sie zählten im Geist mit, und als sie bis fünfundzwanzig gekommen waren, suchten sie hinter einem Felsvorsprung Deckung.
    Wenige Sekunden später kam es zur Explosion.
    „Das wird sie hoffentlich aufhalten, bis wir aus diesem Labyrinth heraus sind“, sagte Dorian.
    „Da vorn wird es bereits hell!“ rief Gianni plötzlich.
    Tatsächlich! Dorian konnte den schwachen Lichtschein nun auch sehen. Doch dann stutzte er. Das Licht wurde heller.
    „Der Lichtschein kommt auf uns zu“, stellte Dorian fest.
    Er starrte auf die Ecke, hinter der jeden Augenblick der Träger der Lichtquelle auftauchen mußte. Welche Schrecken würden sie diesmal erwarten? Wenige Augenblicke später wußte es Dorian.
    Vor ihnen stand das Mädchen Valiora.
    „Nicht schießen!“ sagte sie. „Ich will euch helfen.“
    Dorian erkannte, daß sie ihnen diesmal in Fleisch und Blut gegenüberstand. Sie war auch nicht nackt, sondern trug eine schwarze Bluse, schwarze Hosen und hochhackige Sandalen.
    „Vertrau mir“, sagte sie fast bittend, und dabei wirkte sie hilflos und leicht verängstigt. „Ich kenne den Weg aus diesem Höhlensystem. Er führt direkt zum Hafen. Ich bin bereit, euch dorthin zu bringen.“
    „Das ist eine Falle“, behauptete Gianni und hob seine Maschinenpistole.
    „Sie wird stinkende, verwesende Scheusale aus uns machen.“
    „Das kann sie in diesem Augenblick vermutlich gar nicht“, sagte Dorian.
    Das war keineswegs seine Überzeugung, doch wollte er verhindern, daß Gianni, dessen Finger locker am Drücker saß, unbesonnen feuerte. So ausgeschlossen war es nicht, daß das Mädchen es ehrlich meinte.
    „Wir würden Ihnen gern glauben, Valiora“, sagte Dorian zu ihr. „Aber wie können wir sicher sein, daß Sie nicht ein doppeltes Spiel mit uns treiben?“ Statt einer Antwort begann sie zu rezitieren.
    Valiora ist auf Deinen Wegen
    Ihr Auge blickt aus Stein
    Sie ist von Asmodi gefangen
    Kommt Stheno oder Euryale Dir entgegen
    Wachsen Schlangen aus wildem Wein
    Und Deine Jugend ist gegangen.
    Da wußte Dorian, daß er ihr trauen konnte.
     

     
    Valiora leuchtete ihnen mit
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