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079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten
Autoren: Paul Wolf
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lief das Wasser im Mund zusammen, als ihm der Duft des Fleisches in die Nase stieg. Dorian erging es nicht viel anders, doch verging ihm der Appetit, als er daran dachte, was für Fleisch das möglicherweise war.
    „Eßt! Eßt so viel, wie in eure Bäuche geht!“
    Dorian war bemüht, den verführerischen Duft nicht einzuatmen. Irgendwie erschien ihm sein Verdacht auf einmal lächerlich, doch er mußte sich Gewißheit verschaffen, bevor er auch nur einen Bissen schluckte.
    Immer mehr Greise kamen in das Gewölbe und umstanden die Tafel mit den dampfenden und duftenden Fleischstücken.
    „Eßt! Eßt!“ forderten sie die beiden auf und schmatzten dabei animierend.
    „Nehmt nur ein Stück und kostet!“ „Es wird euch munden!“
    Und das Schmatzen ging weiter. Die Greise seufzten und machten „Ah!“ und „Oh!“ und „Hm!“ Aber sie erreichten damit nur das Gegenteil von dem, was sie bezweckten.
    Dorian war nun völlig ernüchtert.
    „Was ist?“ fragte eine zittrige Stimme neben Dorian. „Mögt ihr Fleisch nicht? Oder habt ihr es lieber anders zubereitet?“
    „Greif ruhig zu, Gianni!“ sagte ein Greis, der neben Chiusa aufgetaucht war. Gianni fuhr herum. „Wieso kennen Sie meinen Namen?“
    „Ich war es doch, der dich und Hunter hergeführt hat, Gianni“, sagte der Greis. „Erinnerst du dich nicht mehr?“
    „Ihr seht doch alle gleich aus“, sagte Gianni. „Ich kann mich auch nicht erinnern, meinen Namen genannt zu haben.“
    „Wir wissen alle eure Namen!“ rief einer der Greise, die den Tisch umstanden. „Eure Freunde, die vor euch da waren, haben ihn genannt.“
    Gianni hob drohend die Maschinenpistole, aber die Greise ließen sich nicht einschüchtern.
    „Was ist aus unseren Kameraden geworden?“ fragte Gianni mit Erregung in der Stimme. „Los, rückt mit der Sprache heraus, sonst mähe ich euch mit meiner Spritze nieder!“
    „Eure Kameraden sind den Weg gegangen, den auch ihr gehen werdet, Gianni“, sagte der Greis an seiner Seite. „Den Weg, den wir alle einmal gegangen sind. Willst du mehr über das Schicksal von Marcello und Antonio wissen?“
    „Marcello und Antonio? “Wiederholte Gianni.
    „Jawohl, so hießen doch eure Freunde.“
    „Und der dritte? Es muß noch ein dritter dabeigewesen sein?“
    „Du willst wissen, was aus ihm geworden ist, Gianni?“
    „Mach schon den Mund auf, Alter!“ schrie Gianni unbeherrscht. „Was ist mit dem dritten geschehen?“
    Der Alte kicherte und deutete auf die Tabletts mit den dampfenden Fleischstücken.
    Giannis Lippen begannen zu zittern.
    Er war totenblaß geworden. Plötzlich krümmte er sich. Seine Wangen blähten sich, und er übergab sich.
    Die Greise kreischten vor Vergnügen.
    Gianni war wie von Sinnen. Bevor Dorian es verhindern konnte, knatterte seine Maschinenpistole los. Der Alte an seiner Seite wurde durchgeschüttelt. Er verkrallte sich in Giannis Gewand. Seine blicklosen Augen wurden größer und immer größer.
    „Gianni“, stöhnte er. „Gianni, du tötest deinen Freund Marcello. Aber du entgehst deinem Schicksal – nicht.“
    „Marcello Sanza?“ fragte Gianni ungläubig.
    Bevor der Greis, der Marcello Sanza sein sollte, zu Boden fallen konnte, rissen ihn die anderen Greise mit sich fort. Gianni wandte sich dem Greis zu, der noch immer an Dorians Seite stand.
    „Und wer bist du?“ fragte er.
    „Ich war Antonio Valazza“, wurde ihm kichernd geantwortet. „Jetzt bin ich nur noch ein Greis, gealtert in einer einzigen Liebesnacht. Es war ein unbeschreibliches Erlebnis, Gianni, soviel sei dir verraten, aber es hat sich nicht gelohnt. Willst du dich nicht stärken, bevor …“
    Gianni schrie unartikuliert auf und wollte mit dem Lauf der Maschinenpistole auf den Greis einschlagen. Er war drauf und dran, den Verstand zu verlieren. Er hätte den greisen Antonio Valazza wahrscheinlich geschlagen, wäre Dorian nicht dazwischengetreten.
    „Du bist nicht Toni!“ schrie Gianni, während er versuchte, sich aus Dorians Griff zu befreien. „Du kannst nicht Toni sein. Und der andere war nie und nimmer Marcello!“
    Dorian ließ Gianni erst los, als er sich beruhigt hatte.
    In diesem Augenblick ging ein Gekreische durch die Reihen der Alten, und sie strebten alle fluchtartig dem Tunnel zu, der ins Freie führte.
    Dorian ahnte, was das zu bedeuten hatte, und er wollte sich den Greisen anschließen. Doch Gianni rührte sich nicht vom Fleck. Sein Gesicht bekam einen verklärten Ausdruck, so als sähe er Dinge, die noch kein
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