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079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten
Autoren: Paul Wolf
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Schicksal ihrer Frau betrifft, so ist es nicht die Regel, daß depressive Selbstmörder eine Nachricht hinterlassen. Sie handeln im Gegenteil meist spontan. Uns ist selbst ein Fall bekannt, auch eine Frau, die praktisch mitten in der Hausarbeit ihrem Leben ein Ende machte. Es muß auch kein Zusammenhang mit den Beziehungen zu anderen Menschen (etwa ehelich, freundschaftlich etc.) bestehen. Depressionsakte können äußere Ursachen haben, (starker Föhn, Unpäßlichkeit usw.). Aber Sie haben in dem Punkt recht: würde Ihnen Ihre tote Frau erscheinen und mitteilen, wo ein Abschiedsbrief zu finden sei, dann wäre das ein starkes Argument für eine „Brücke“ in eine jenseitige Welt. Die Hochzeitsfotos sind weniger beweiskräftig: Man kann Dinge vollkommen vergessen. Ihr Bewußtsein/Unterbewußtsein könnte Ihnen also hier wohl einen Streich spielen.
    Damit verabschiedet sich bis zum nächstenmal
     
    Ihre VAMPIR-Redaktion

 
     
       Die Insel der wandelnden Toten
    Vampir Horror Roman 79
    von Paul Wolf
     
     

Das zehn Meter lange Motorboot trieb anscheinend verlassen und führungslos in der Strömung der Sizilianischen Straße. Es strahlte etwas Unheimliches aus, das spürte Alfredo Cammero sofort.
    Deshalb trug er seinen beiden Söhnen auf: „Los, werft den Motor an! Wir machen, daß wir von hier fortkommen. Wir tun so, als hätten wir überhaupt nichts bemerkt.“
    „Es handelt sich um eine der Jachten von Don Chiusa, Vater“, rief da sein älterer Sohn Umberto. „Ich kann es jetzt ganz deutlich erkennen.“
    „Dann sollten wir erst recht einen Bogen machen“, erklärte Alfredo. „Ich möchte mit Don Chiusa nichts zu schaffen haben. Es genügt, wenn er sich von jedem unserer Fischfänge seinen Anteil holt.“
    „Ahoi!“ rief sein jüngerer Sohn Franko mit lauter Stimme über das Wasser und winkte mit beiden Händen.
    Sein Vater stürzte sich auf ihn und riß ihn zurück.
    „Bist du verrückt?“ herrschte er Franko an. „Ich habe doch wohl deutlich genug gesagt, daß ich nichts mit dem Schiff und den Leuten, die dazugehören, zu tun haben möchte.“
    „Aber an Bord scheint irgend etwas nicht in Ordnung zu sein, Vater“, wandte sein jüngerer Sohn ein. „Nichts rührt sich, und auf meinen Ruf hat niemand geantwortet.“
    „Wahrscheinlich haben sie heiße Fracht an Bord“, sagte Alfredo.
    Eben erwiderte sein älterer Sohn Umberto. „Die Jacht kommt sicher von Tunis. Es muß irgend etwas passiert sein, sonst würde sie nicht ohne Fahrt dahintreiben. Vielleicht können wir der Besatzung noch helfen, und du weißt, Vater, daß sich Don Chiusa nicht lumpen läßt, wenn man ihm einen Dienst erweist.“
    „Ich pfeife auf seine Almosen“, sagte Alfredo abfällig, und Bitternis schwang in seiner Stimme mit. „Es handelt sich sowieso um Geld, das er aus uns armen Fischern herauspreßt.“
    „Du bräuchtest nicht arm zu sein, wenn du für Don Chiusa fahren würdest“, warf ihm Umberto vor. „Aber wenn du schon nicht auf eine Belohnung aus bist, solltest du wenigstens Don Chiusas Zorn fürchten. Wenn ihm zu Ohren kommt, daß du eines seiner Schiffe auf hoher See im Stich gelassen hast, dann …“
    Das gab für Alfredo Cammero den Ausschlag. Er war bisher standhaft gewesen und hatte es verstanden, sich aus den Geschäften der Cosa Nostra herauszuhalten – was auf Sizilien eine Leistung besonderer Art war. Aber so weit ging seine Courage auch wieder nicht, daß er sein Leben riskierte.
    Der Fischer näherte sich der dahintreibenden Jacht mit tuckerndem Motor und legte an ihrer Seite an. Noch immer rührte sich nichts an Bord.
    „Ist da jemand?“ rief Alfredo mit unsicherer Stimme. „Hallo, warum meldet sich niemand? Wenn wir an Bord kommen sollen, dann gebt uns ein Zeichen!“
    Die drei Männer lauschten angestrengt, aber außer dem Geräusch, das die gegen die Bordwände der beiden Schiffe schlagenden Wellen erzeugten, war nichts zu hören.
    Plötzlich war Alfredo jedoch, als würde jemand stöhnen. Seine Söhne und er sahen einander an. Umberto wollte aufs andere Schiff hinüberspringen. Sein Vater konnte ihn gerade noch zurückhalten.
    Sie erstarrten alle drei, als sie wieder ein Stöhnen hörten und gleichzeitig schlurfende Schritte. Die Geräusche kamen aus der Kajüte.
    Alfredo erwartete, jeden Augenblick einen übel zugerichteten Mann auftauchen zu sehen. Er wußte, daß Don Chiusa auch Mädchenhandel betrieb und die Polizei von Tunis nicht zimperlich im Gebrauch mit Waffen war, wenn sie
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