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079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten
Autoren: Paul Wolf
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berichtigt und mußte einen spielerisch wirkenden, aber schmerzhaften Schlag in die Rippen einstecken.
    „Er ist Engländer und heißt Peter Garner“, sagte der Leibwächter, der ihn durchsucht hatte. Seine Kenntnis stammt aus dem Paß.
    „Das ist nicht mein richtiger Name“, erwiderte der Fremde. „In Wirklichkeit heiße ich Dorian Hunter. Aber was steht ihr noch so herum? Wollt ihr eurem Don nicht endlich ausrichten, daß ich mich mit ihm über Chalkiris unterhalten möchte? Sonst überlege ich es mir noch anders.“
    Der Mann in der Badehose gab den beiden anderen einen Wink, und diese brachten Dorian Hunter ins Haus, in dem es angenehm kühl war. Auf dem Weg durch die Halle lief ihnen wieder ein halbnacktes Mädchen über den Weg. Diesmal handelte es sich aber um eine dunkelhäutige Schönheit mit asiatischem Einschlag.
    „Ist es nicht schade, daß dieses Mädchen irgendwann einmal im Zelt eines Emirs landen wird?“ fragte Dorian Hunter.
    Statt einer Antwort wurde er in einen dunklen Korridor und dann durch eine Tür über eine Treppe in einen Keller gedrängt. Hier war es noch kühler, und Dorian fröstelte. Wenn nun Chiusa nicht an Informationen über den Milliardär Chalkiris interessiert war?
    Dorian wischte seine Befürchtungen hinweg. Chiusa, so mächtig er auch war, konnte es sich einfach nicht leisten, Geschehnisse im Zusammenhang mit Anatoll Chalkiris auf die leichte Schulter zu nehmen – oder gar zu übergehen. Darauf hatte Dorian seinen Plan aufgebaut. Er hätte mit Don Chiusa auch auf andere und ungefährlichere Art Verbindung aufnehmen können, doch glaubte er mit einem spektakulären Auftritt mehr Wirkung zu erzielen. Der Keller hatte keine Fenster. Er wurde nur von einigen schwachen Glühlampen erhellt. Dorian konnte nicht sehen, wie tief er war, denn Regale mit Hunderten von Weinflaschen verstellten ihm die Sicht. Er war davon überzeugt, daß von hier unten kein Laut nach draußen dringen würde, nicht einmal die Detonation eines Schusses.
    Dorian beachtete seine beiden Bewacher überhaupt nicht. Er tat, als seien sie Luft für ihn. Von Revolverhelden ließ er sich schon längst nicht mehr beeindrucken, seit er sich mit Dämonen herumschlagen mußte.
    Nach einer endlos scheinenden Zeit öffnete sich die schwere Kellertür. Ein Gesicht erschien darin, das Dorian unbekannt war. Der Mann sagte in einem kultiviert klingenden Italienisch: „Bringt ihn in mein Arbeitszimmer!“
     

     
    Der Mann hinter dem Schreibtisch war Jurist, das erkannte Dorian auf den ersten Blick. Er war klein, hatte zierliche Hände und das Gesicht eines aufgeschlossenen Beichtvaters, der jederzeit bereit war, seinen sündigen Schäfchen ein Ohr zu schenken. Nur seine Augen wollten nicht in dieses Bild passen. Ihr Blick war lauernd, kalt und unbarmherzig, aber es sprach auch eine gehörige Portion Intelligenz aus ihnen. Das verwunderte Dorian nicht, denn ein Mafiaboß vom Range Chiusas würde sich nur den besten Anwalt nehmen.
    „Setzen Sie sich, Signore Garner. Oder soll ich Sie Hunter nennen?“ fragte er mit seiner kultivierten Stimme, in der etwas von der Kälte, die sich in seinen Augen spielte, mitschwang. „Mein Name ist Ugo Valcarese und …“
    „Sie können sich jedes weitere Wort ersparen“, unterbrach ihn Dorian ungehalten. „Ich habe wohl deutlich genug gesagt, daß ich Don Chiusa persönlich sprechen möchte. Wenn das nicht möglich ist, gehe ich wieder. Aber dann erfahren Sie auch nichts über Anatoll Chalkiris.“
    „Seien Sie doch nicht so unbeherrscht, Signore Hunter!“ beschwichtige ihn Valcarese. „Don Chiusa ist ein vielbeschäftigter Mann. Er kann sich nicht selbst um alles kümmern. Ich als sein Anwalt bin über alles informiert und in der Lage, Verhandlungen im Namen des Don zu führen.“
    Dorian beugte sich über den Tisch, bis sein Gesicht ganz nahe dem Valcareses war. „Ich bin nicht den weiten Weg nach Sizilien gefahren, um mich dann mit Ihnen zu begnügen. Ich habe nämlich angenommen, daß Chiusa die Einmischung Chalkiris’ in seine Geschäfte ernst nehmen würde. Aber anscheinend macht es Chiusa überhaupt nichts aus, daß der Grieche seine Leute reihenweise killen läßt und ihm Millionengeschäfte vor der Nase wegschnappt. Vielleicht habe ich aber auch falsche Informationen erhalten, und es stimmt alles gar nicht. Vielleicht ist Chiusa sogar froh, daß Chalkiris von seiner Insel aus, die nur siebzig Meilen von Mazara de Vallo entfernt ist, seine Fäden über die ganze
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