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079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten
Autoren: Paul Wolf
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Welt zu ziehen beginnt. Möglich auch, daß Chiusa überhaupt nicht befürchtet, daß Chalkiris der Cosa Nostra den Rang ablaufen könnte. Wenn das stimmt, dann bin ich umsonst gekommen.“ Dorian wandte sich der Tür zu, blieb aber abrupt stehen, als er sah, daß diese offenstand und zwei Männer sie durchschritten. Sie verursachten kaum ein Geräusch, weshalb ihr Kommen auch unbemerkt geblieben war.
    „Sie sind also der Unterhändler von Signore Anatoll Chalkiris“, sagte der vordere der beiden Männer.
    Er war so groß wie Dorian, jedoch annähernd doppelt so alt und beachtlich rundlich. Aber er wirkte nicht dick, eher stattlich. Er war die Personifikation des erfolgreichen Geschäftsmannes: distinguiert und präzise in Gesten und Worten.
    Wenn man einen Anwalt mit einem Beichtvater verglich, mußte man bei Chiusa die höchste Instanz zum Vergleich heranziehen: den lieben Gott.
    „Es freut mich, daß Sie doch noch Zeit gefunden haben, sich mir persönlich zu widmen, Don Chiusa“, sagte Dorian. „Aber bevor wir uns miteinander unterhalten, möchte ich einen Irrtum aus der Welt schaffen. Ich diene nicht Chalkiris, sondern das genaue Gegenteil ist der Fall. Ich bin sein erklärter Feind. Und deshalb dachte ich, daß wir zusammenarbeiten könnten, Don Chiusa.“
    Der Mann, der hinter dem Don ins Arbeitszimmer des Anwalts getreten war, taxierte Dorian. Er war etwa Mitte der Zwanzig, sah blendend aus und hatte einen durchtrainierten Körper.
    „Ich glaube ihm kein Wort“, sagte er. „Wir sollten unsere Zeit nicht mit ihm vergeuden, Vater.“
    Stefano Alberto Chiusa warf ihm einen Blick zu, aus dem milde Strenge sprach.
    „Noch bin ich der Don, Gianni“, sagte er.
    Damit ging die erste Runde an Dorian. Doch er wußte, daß es mit Gianni noch Schwierigkeiten geben würde, falls er sich mit der Mafia einigen konnte.
     

     
    Einer der Leibwächter brachte eine Flasche Maluasia di Lipari. Dorian nippte kurz an seinem Glas, um den Don nicht zu verärgern, erbat sich danach jedoch anstatt des süßlichen Dessertweines einen Bourbon. Er benötigte zwei Drinks pur, um den aufdringlichen Geschmack des Weines wegzuspülen.
    Währenddessen kamen sie ins Gespräch.
    „Ich möchte die Fronten von Anfang an klar abstecken“, sagte Dorian.
    „Mich kümmern Ihre Geschäfte überhaupt nicht, Don Chiusa, und auch das Schicksal Ihrer Organisation ist mir egal. Meinetwegen könnte die Cosa Nostra zum Teufel gehen. Nehmen Sie das bitte nicht persönlich, Don Chiusa! Aber was Sie und die Machenschaften Ihrer Organisation anbetrifft, habe ich überhaupt keine Ambitionen. Ich weiß nur, daß Ihnen Anatoll Chalkiris ein Dorn im Auge ist, weil er in Ihre Geschäfte pfuscht. Sie werden es sich wahrscheinlich nicht eingestehen wollen, aber ich kann Ihnen versichern, daß die Organisation des Griechen, die Schwarze Familie, bald mächtiger sein wird als die Cosa Nostra.“
    „Sie sprechen ziemlich unverblümt, Mr. Hunter“, meinte Chiusa mit ausdruckslosem Gesicht. „Deshalb möchte ich Sie ebenso klar fragen, warum Sie sich ausgerechnet an mich wenden. Sie bieten mir nicht Ihre Unterstützung an, sondern wollen sich von mir helfen lassen.“
    „Wenn ich Chalkiris bekämpfe, dann helfe ich Ihnen zwangsläufig“, erwiderte Dorian. „Wenn auch unbeabsichtigt. Und da Sie hier zweifellos Nutzen ziehen, sehe ich nicht ein, warum Sie mich nicht unterstützen sollen.“ „Warum bekämpfen Sie Chalkiris?“
    „Weil er sonst zu mächtig wird. Er stellt eine Bedrohung für die gesamte Menschheit dar. Gegen seine Schwarze Familie ist die Mafia ein Kinderschreck. Chalkiris und seine Organisation könnten in einigen Jahren die Erde beherrschen – wenn sie es wollten. Das muß Ihnen als Motivation genügen, Don Chiusa.“
    Dorian hoffte, daß diese Erklärung dem Mafiaboß tatsächlich genügte, denn die volle Wahrheit konnte er ihm schlecht erzählen. Er würde ihn für verrückt halten und ihn – im günstigsten Fall – davonjagen. Für jemanden, der von der Existenz der Dämonen keine Ahnung hatte, würde es sich auch wie das Gerede eines Irren anhören, wenn man ihm sagte, daß der Reederkönig und Milliardär Anatoll Chalkiris in Wirklichkeit identisch mit Asmodi war, dem Fürst der Finsternis und dem Oberhaupt der schwarzen Dämonenfamilie. Und doch war es so. Dorian wußte es von Olivaro. Der Dämon Olivaro, der ihm wohlgesinnt schien, hatte ihm noch weitere wichtige Informationen gegeben. Sie konnten ausreichen, Asmodi, alias
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