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079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten
Autoren: Paul Wolf
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zu dem weißgekalkten Haus mit dem flachen, schwarzgebeizten Holzdach hinauf.
    Der Mann wandte sich wieder um, versank aber nicht erneut in seine lässige Warteposition, sondern richtete sich langsam auf. Seine Augen glichen jetzt denen eines Falken, die Hände umfaßten die Schrotflinte mit dem abgesägten Lauf fester, und sein Körper straffte sich.
    Auf der gewundenen Straße war eine Staubwolke zu sehen. Der Wachtposten erkannte mit scharfem Blick, daß die Staubwolke von einem silbergrauen Auto – einem Alfa Romeo – verursacht wurde. Es saß nur ein Mann drin. Als der Wagen mit röhrendem Motor auf die Einfahrt des Anwesens zugeschossen kam, sprang der Wachtposten von der Mauer herunter und landete sicher wie eine Wildkatze auf dem Boden. Die Schrotflinte hielt er nun im Anschlag.
    Der Alfa Romeo kam wenige Zentimeter vor ihm zum Stillstand. Drinnen saß ein Mann mit dunklem Teint und fast schwarzem Haar. Seine Oberlippe zierte ein Bart, der aber noch recht kümmerlich aussah – als hätte er sich erst vor kurzem entschlossen, den Bart wachsen zu lassen. Er hatte den obersten Hemdknopf geöffnet, und die azurblaue Krawatte mit dem faustgroßen Knoten saß locker. Das Sakko seines Anzuges – in der gleichen Farbe wie die Krawatte – lag unordentlich über dem Vordersitz. Obwohl die beiden vorderen Seitenfenster des Wagens heruntergekurbelt waren, glänzte sein Gesicht vor Schweiß.
    Er stammte nicht von der Insel, das war dem Wachtposten sofort klar. Als sich der Mann dann aus dem Fenster lehnte und mit unüberhörbarem Akzent zu sprechen begann, stand es endgültig außer Zweifel, daß es sich um einen Ausländer handelte.
    „He, du da!“ rief er ärgerlich. „Mach Platz! Ich will zu Stefano Alberto Chiusa.“
    „Verschwinden Sie wieder!“ zischte der Wachtposten und bewegte dabei kaum die Lippen. „Wenn Don Chiusa Besuch erwarten würde, wüßte ich es.“
    „Ich bin nicht angemeldet“, sagte der Mann im Alfa Romeo. „Aber dein Don wird mich trotzdem empfangen. Ich habe ihm ein Geschäft vorzuschlagen.“ Der Wachtposten grinste. Er wußte über die Gepflogenheiten von Don Chiusa genug Bescheid, um zu wissen, daß er mit dahergelaufenen Kerlen wie diesem nichts Geschäftliches erörtern würde.
    „Verschwinden Sie!“ wiederholte er und entsicherte die Flinte.
    Da ließ der Fremde den Motor des Wagens aufheulen und duckte sich gleichzeitig hinter das Lenkrad. Der Wachtposten sprang geschickt zur Seite und drückte ab. Die Windschutzscheibe des Alfa Romeo barst in tausend Trümmer. Doch bevor der Wachtposten zum zweiten Mal feuern konnte, war der Wagen an ihm vorbei. Er schoß den geschwungenen Weg hinauf, daß der Kies hur so aufspritzte.
    Der Wachtposten holte hastig ein Sprechfunkgerät hervor und verständigte die Leibgarde des Dons davon, daß ein ungebetener Gast zum Haus unterwegs war.
     

     

Der silbergraue Alfa Romeo parkte zwischen einem Aston Martin und einem Mini Cooper, als drei Männer mit Pistolen in den Händen von verschiedenen Seiten zum Portal des Herrenhauses kamen. Einer von ihnen war nur mit einer Badehose bekleidet. Auf seinem muskulösen Oberkörper perlten Wassertropfen.
    Der Lenker des Alfa Romeo klopfte sich gerade die Splitter der Windschutzscheibe vom Gewand.
    „Pfoten hoch!“ wurde er angeherrscht.
    Er gehorchte widerspruchslos, ermahnte die Leibwächter jedoch: „Behandelt mich gut, sonst ergeht es euch schlecht! Ich habe Signore Chiusa ein Geschäft vorzuschlagen und bin überzeugt, daß er mit beiden Händen zugreifen wird.“
    „Don Chiusa!“ schärfte der Leibwächter in der Badehose dem Fremden ein und begann, ihn recht unsanft zu durchsuchen, während die beiden anderen mit schußbereiten Waffen danebenstanden. Im Hauseingang tauchte für einen Moment eine schlanke Blondine auf, die nur die Andeutung eines Bikinis anhatte.
    „Was ich bis jetzt so gesehen habe, scheint es sich als Mafioso immer noch recht gut zu leben“, meinte der Eindringling mit spöttischem Lächeln.
    Das trug ihm einen Faustschlag in die Lebergegend ein.
    Der Leibwächter förderte aus seinen Taschen eine Brieftasche mit einem englischen Paß und eine Pistole zutage.
    „Wer schickt Sie?“ fragte einer der beiden anderen.
    „Niemand“, antwortete der Fremde.
    „Ich komme auf eigene Faust. Um euch weitere Fragen zu ersparen, sollt ihr erfahren, daß ich in Sachen Chalkiris komme. Alles andere sage ich Signore Chiusa persönlich.“
    „ Don Chiusa!“ wurde er wieder
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