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078 - Im Netz der Lüge

078 - Im Netz der Lüge

Titel: 078 - Im Netz der Lüge
Autoren: Claudia Kern
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wird ihn nur mit Abschluss nehmen.
    Jazz hat keine Angst davor, zu versagen.
    Gestern Abend hat er die Frau seines Mathelehrers Mr. Bennett zusammengeschlagen.
    Er wird Jazz nicht durchfallen lassen. Schließlich hat er noch zwei Töchter.
    Die Bilder wurden schneller. Fasziniert beobachtete Helena die Erinnerungen von Lieutenant Jazz Garrett, der als stellvertretender Expeditionsleiter auf die Reise gegangen und am Nordpol von dem gleichen Wesen getötet worden war, das sie zum Gefäß seiner Botschaft gemacht hatte.
    Er ist zweiundzwanzig und unbesiegbar.
    Jeder Auftrag gelingt, und seine Vorgesetzten schätzen seinen Mut und seine Härte. Doch dann taucht er auf, Matthew Drax, der Mann, der ihm die Zähne ausschlägt. Jetzt respektiert niemand mehr Toothless Jazz, wie sie ihn hinter seinem Rücken nennen. Sie lachen über ihn. Jazz hasst Drax mehr als jeden anderen Menschen in seinem Leben.
    Er ist dreiundzwanzig und alles, was er anfasst, misslingt. Drax entkommt ihm immer wieder, und selbst Jed Stuart, der Jazz wegen eines getöteten Barbaren melden wollte und deshalb zur Teilnahme an der Expedition gezwungen wurde, überlebt alle Zwischenfälle.
    Jazz hasst auch ihn, weil er lange Wörter benutzt, die man nicht versteht, und weil Stuart noch lebt, während er tot ist.
    In den letzten Sekunden seines Lebens, als das Ungeheuer unter dem Nordpol ihn umbringt und seine Erinnerungen schluckt, denkt Jazz an die Menschen, die er hätte töten können, und an die Leere in sich selbst, die verschwunden wäre, hätte man ihn doch nur respektiert.
    Die Bilder verschwanden aus Helenas Geist, wurden aufgesogen von dem grünen Leuchten hinter ihren Augenlidern.
    Für einen Moment glaubte sie, ihre Aufgabe wäre erfüllt, doch dann tauchte etwas anderes in ihrem Geist aus.
    Es war fremd, so fremd, dass sie seine Form nicht erkennen und seine Gedanken nicht verstehen konnte.
    Trotzdem erkannte sie es wieder als das
    Ding , das ihr Bewusstsein beherrscht und sie an diesen Ort geführt hatte. Das grüne Leuchten legte sich um die Botschaft, die es hinterlassen hatte, und nahm sie auf. Helena spürte die Einsamkeit des Wesens unter dem Nordpol, ebenso wie die Verwandtschaft, die das Wesen im grünen Leuchten zu ihm empfand. Sie waren Brüder…
    Das Leuchten verschwand so schnell, wie es gekommen war. Grüne Flecken tanzten vor Helenas Augen wie Funken eines ersterbenden Feuers.
    Die Rochen lösten sich und verließen sie. Helenas Geist war vollkommen ruhig.
    Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt und die Botschaften überbracht. Der Sinn ihres Lebens war vollendet.
    So kämpfte sie auch nicht, als die Luftblase zusammenfiel und ihr Wasser in Mund und Nase drang. Stumm und ergeben sank sie in die Schwärze hinein, dem Tod entgegen.
    ***
    Tagebucheintrag Dr. Jed Stuart 8.Januar 2519
    Stalin - das ist der Name, den ich dem Yakk gegeben habe, das seit einigen Tagen mit Jacob Smythe darum wetteifert, wer mir die größten Unannehmlichkeiten bereiten kann.
    Da wir uns in Russland befinden und es sich bei diesem Yakk um die verschlagenste und niederträchtigste Kreatur handelt, der ich bisher im Tierreich begegnet bin, erscheint mir der Name angemessen.
    Aber ich greife vor.
    Fast eine Woche ist es her, seit wir das Ziel unserer Reise erreicht haben.
    Auf den letzten vielleicht fünfhundert Kilometern verloren wir noch einmal sehr viel Zeit, da die Wälder dichter wurden und die Panzer förmlich hindurch gezwängt werden mussten. Smythe, unser verhasster, geistesgestörter Tyrann, tobte ohne Unterlass, so dass selbst Lynne Crow, seine Geliebte und unsere Expeditionsleiterin, sich von ihm fernhielt. Ich mag sie nicht, aber verglichen mit Smythe ist Lynne eine Heilige.
    Jed setzte den Stift ab und lächelte.
    Er war sich sicher, dass die Tochter General Arthur Crows in ihrem Leben schon einige Vergleiche gehört hatte, aber das Wort »Heilige« dürfte wohl kaum darunter gewesen sein. Trotzdem hatte er es hauptsächlich ihr zu verdanken, dass er nach dem Zwischenfall vor einigen Monaten noch am Leben war.
    Der Gedanke brachte Erinnerungen zurück: Smythe, der ihm gegenüber auf dem Floß hockt, das Kinn voller Blut.
    Eine Hand ist unter seine gebrochene Nase gepresst, mit der anderen tastet er nach dem Driller. Jed spürt das Pochen in seiner eigenen Hand und sieht die aufgeplatzten Knöchel. Er fühlt Scham und Stolz, Scham, weil die Wut, die er längst besiegt glaubte, zurückgekehrt ist, Stolz, weil sie den Richtigen getroffen hat.
    Er hört
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