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078 - Im Netz der Lüge

078 - Im Netz der Lüge

Titel: 078 - Im Netz der Lüge
Autoren: Claudia Kern
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bannen. Sie hatte Lichtstrahlen noch nie in dieser Größe gesehen, kannte sie nur von den Stäben, die Maddrax manchmal bei sich trug und die er als
    Taschenlampen bezeichnete. Sicherlich konnte man Strahlen wie die, die jetzt über den See strichen, nicht in einer Tasche unterbringen. Also musste es eine andere Erklärung für dieses Geheimnis geben, und Aruula wusste genau, wer es ihr sagen konnte.
    ***
    »Wollen Sie Pommes dazu?«
    »Ja, große Pommes und extra Ketchup.« Matthew Drax starrte auf die Menükarte über dem Kopf des Verkäufers.
    »Und noch einen Neuner Chicken McNuggets, eine Apfeltasche und ein Eis… nein, zwei Eis. Eins mit Karamellund eins mit Schokoladensauce… viel Schokoladensauce.«
    »Ist ja Ihr Magen.« Der Verkäufer tippte alles in seine Kasse ein und drehte sich zur Küche um.
    »Zwei BigMac und einen Cheeseburger!« , rief er seinen Kollegen zu.
    Einer winkte knapp zurück. Im Hintergrund sang Tom Jones einen Song, dessen Titel Matt vergessen hatte.
    » Once upon a time l knew just what to do, but that was long before I met you. «
    Matt verfolgte jede Bewegung des Verkäufers mit wachsendem Heißhunger.
    Der Geruch nach Frittenfett, gegrilltem Fleisch und Barbecuesauce brachte seinen Magen zum Knurren und ließ die Zeit bis zum ersten Bissen endlos erscheinen. Ungeduldig trommelten seine Finger auf der Plastiktheke.
    Ein Teil seiner Gedanken spielte mit der Idee, über die Theke zu springen und sich die Taschen mit Cheeseburgern vollzustopfen, ein anderer beobachtete die randvolle Pommesschachtel, die aus der Hand des Verkäufers auf sein Tablett wanderte.
    Matt griff danach, spürte die Wärme des Kartons in seiner Hand und die Salzkörner an seinen Fingerspitzen.
    »Maddrax?«
    Er ignorierte die Stimme, konzentrierte sich voll und ganz auf die eine perfekt geformte Fritte in seiner Hand.
    Sie bewegte sich auf seinen Mund zu, hatte ihn fast erreicht. Er schloss die Augen und - »Maddrax!«
    Matt fuhr hoch, erschrocken und desorientiert zugleich. Die helle, angenehm anonyme Umgebung des Fast-Food-Restaurants wurde aus seinen Gedanken gerissen und durch einen dunklen Felsvorsprung und ein stinkendes klammes Deerfell ersetzt.
    »Shit…« Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und sah Aruula an. Obwohl der Tag noch nicht richtig angebrochen war, wirkte seine Gefährtin wach und ein klein wenig besorgt.
    »Wassis los?« , fragte Matt. Seiner Zunge fiel es schwer, Worte zu bilden.
    Aruula zeigte auf den See. »Da draußen sind Lichtstrahlen, aber sie sind zu groß für eine Tasche.«
    »Was?« Der Satz klang so surreal, dass Matt für einen Moment noch zu träumen glaubte. Verwirrt ließ er sich von Aruula hochziehen, stolperte aus dem Schlafsack und blinzelte in den grauen Morgen. Hinter ihm raschelte es, als seine anderen Begleiter, durch das Gespräch geweckt, sich ebenfalls aufsetzten.
    »Gibt es ein Problem?« Mr. Blacks Stimme klang gewohnt autoritär. Man hörte ihr nicht an, dass er geschlafen hatte.
    Matt antwortete ihm nicht, starrte stattdessen hinaus auf den See und auf die Lichter, die darüber strichen.
    »Du hast Recht« , sagte er langsam, als er Aruulas Assoziation verstand.
    »Sie sind viel zu groß für eine Tasche.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Aiko, der Cyborg, neben ihn trat.
    »Scheinwerfer. Jemand sucht den See ab.«
    Matt dachte an die optischen Implantate, die sie schon oft vor Gefahren gewarnt hatten. »Kannst du mehr erkennen?«
    Aiko schüttelte den Kopf. »Nein, es ist zu viel Nebel auf dem Wasser. Aber eine solche Technik passt zu den russischen Technos.«
    »Oder zum Weltrat.«
    »Das lässt sich nicht ausschließen.«
    Matt folgte dem Licht der Suchscheinwerfer mit seinem Blick. Allein ihre Existenz bewies, dass die Expedition, die sich dahinter verbarg, wesentlich besser ausgerüstet war als seine eigene.
    Sich näher heran zu wagen, stellte ein schwer kalkulierbares Risiko dar.
    Er spürte Aruulas Hand auf seinem Arm. »Wir sollten zu diesen Lichtern gehen« , sagte sie zu seiner Überraschung.
    Normalerweise appellierte sie in einem solchen Fall an seine Vernunft und riet von unüberlegten Abenteuern ab.
    »Warum?« , stellte Aiko die Frage, die auch ihm auf der Zunge lag.
    Aruula hob die Schultern. »Wer solche Lichter hat, ist reich. Wenn es gute Menschen sind, werden sie ihren Reichtum mit uns teilen. Wenn es schlechte Menschen sind, können wir ihnen vielleicht etwas Reichtum wegnehmen.«
    Matt grinste unwillkürlich und legte seinen Arm
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