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078 - Im Netz der Lüge

078 - Im Netz der Lüge

Titel: 078 - Im Netz der Lüge
Autoren: Claudia Kern
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seines Gesichtsfelds, aber es konnte keinen Zweifel daran geben, dass es sich bei der großen kräftigen Gestalt, die zwischen zwei Zelten verschwand, um ihn handelte. Eine zweite Gestalt tauchte als Silhouette an einer Zeltwand auf, dann eine dritte, die schmaler und kleiner als die beiden anderen war. Jed hätte geschworen, dass es Majela war.
    Ein merkwürdig kribbelndes Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. Seit einigen Wochen hatte er bereits den Eindruck, dass um ihn herum Dinge im Verborgenen geschahen. Männer, die kurze Blicke und Sätze untereinander austauschten und verstummten, wenn sie WCA-Offiziere sahen; Vorräte, die verschwanden und wieder auftauchten, als wolle jemand die Aufmerksamkeit der Wachen testen; kleine Gruppen, die sich scheinbar zufällig zusammenfanden und wieder zerstreuten. Und immer wieder war es Majela, die er unter ihnen sah und die ihn mit Scherzen abwimmelte, wenn er Fragen stellte.
    Zögernd machte er ein paar Schritte in Richtung der Zelte. Die Schatten waren nicht mehr zu sehen, aber das Lager war so klein, dass er sie leicht wiederfinden würde - vorausgesetzt, das wollte er überhaupt.
    Es ist eine Frage des Vertrauens , dachte Jed. Darum ging es, nicht um den Zweck, den die Schatten hinter den Zelten verfolgten. Wenn er Majela vertraute, gab es keinen Grund, den Weg fortzusetzen. Wenn nicht…
    Er brach den Gedanken ab, an dessen Ende nur Fragen, Verdächtigungen und Lügen lagen. Sie hatte ihm ihr Leben anvertraut und er ihr das seine. Es war albern, das alles wegen einer Silhouette in Frage zu stellen.
    Jed drehte sich um und zuckte zusammen, als Fraapoth plötzlich vor ihm stand.
    »Was… äh …« Er brach irritiert ab.
    »Folgst du mir?«
    »Nee, Doc, nee, natürlich nicht. Ich…« Jetzt war es Fraapoth, der nach Worten suchte. »Ich wollte nur was fragen.«
    »Was ist los?« Er bemerkte, dass Fraapoth seinem Blick auswich. Der Krieger, der ebenso groß wie er selbst war, jedoch wesentlich kräftiger, starrte auf seine Stiefel und wischte sich nervös die Hände an der Felljacke ab.
    »Am Ufer« , sagte er dann zusammenhanglos, als fiele ihm nichts anderes ein, »am Ufer gibt es bestimmt Spuren, die ich dir zeigen kann, von wegen dem Mord und ob… ob das andere auch ein Mord is. Du weißt schon… War besser, wenns so war, deshalb war gut, wenn du mitkommen würdes, dirs ansehe… Kommste?«
    Er log schlecht und widerwillig. Es war klar, dass er Pieroos Anweisungen folgte. Jed bedauerte ihn ein wenig.
    »Ja« , antwortete er zu Fraapoths sichtlicher Erleichterung. »Ich… hm … ich …«
    Er brach erneut ab. Der Ärger, der unerwartet in ihm aufstieg, raubte ihm beinahe die Sprache.
    »Nein« , sagte Jed dann und war erstaunt über den ruhigen Klang seiner Stimme. »Ich werde aufhören, dieses Spiel zu spielen. Ich werde nicht mehr so tun, als ob ich taub und blind bin und nichts von dem verstehe, was um mich herum vorgeht. Wenn Pieroo etwas verbergen will, dann soll er sich verdammt noch mal mehr Mühe geben und keinen Mann zu mir schicken, der noch schlechter lügt als er selbst!«
    »Ich hab keine Ahnung, was du meins, Doc.«
    »Natürlich.« Jed raffte die Decke zusammen.
    Einer spontanen Idee folgend, machte er einen Schritt auf die Zelte zu, aber Fraapoth stellte sich ihm sofort in den Weg.
    »Is nich gut, Doc. Bleib am Ufer.«
    Jed nickte langsam, schluckte Ärger und Enttäuschung hinunter. »Sag Pieroo, dass ich ihn sprechen will.«
    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern drehte sich um und ging zurück zum Ufer.
    Eine Frage des Vertrauens.
    ***
    »Das ging erwartungsgemäß daneben« , sagte Sergeant Brian Laramy sarkastisch und ließ die Eingangsklappe des Zeltes zufallen. »Nur für den Fall, dass der Doc noch nicht ganz verstanden hat, was hier vorgeht, sollten wir vielleicht Schilder malen: Achtung, Verschwörung. Bitte nicht stören. «
    Er schüttelte den Kopf. »Wieso hast du ausgerechnet Fraapoth zu ihm geschickt?«
    Pieroo fuhr sich mit der Hand durch den struppigen Bart. Er hatte sich auf den Boden gehockt, weil das Zelt zu niedrig für seinen hünenhaften Körper war.
    »Bot sich grad an« , sagte er.
    »Musste mich schnell entschedde… entscheiden und Fraapoth kann ich vertrauern. Is en tapferer Mann.«
    »Schicke nie einen tapferen Mann, um die Arbeit eines verschlagenen Mannes zu erledigen.« Laramys Stimme klang arrogant und herablassend.
    »Du hättest mir Bescheid sagen sollen.«
    »Wir sollten en Doc endlich einweihe. Dann hättn
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