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0765 - Todesangst und Leichenmoder

0765 - Todesangst und Leichenmoder

Titel: 0765 - Todesangst und Leichenmoder
Autoren: Jason Dark
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das verzerrte, wachsbleiche, maskenhafte Gesicht, das wie gepudert wirkte und einer anderen Person zu gehören schien.
    Diese junge Frau war vom Wahnsinn oder den Kräften des Bösen umkrallt, und sie hatte sich in eine kreischende Furie verwandelt, als sie das Messer mit der langen Klinge in meine Brust rammen wollte.
    Mein Schlag erwischte sie zuerst. Ich hatte ihn mit der Waffe geführt und von der Seite her ihre Arme erwischt, noch bevor die Klinge nach unten rasen konnte.
    Der Stich fehlte, und Allie Carter geriet ins Taumeln. Fast wäre sie über ihre eigenen Beine gestolpert. Im letzten Augenblick konnte sie sich noch fangen und blieb auf den Füßen. Sie drehte sich wie ein Kreisel, den rechten Arm mit dem Messer stets vorgestreckt.
    Natürlich hätte ich sie mit einer Kugel außer Gefecht setzen können, das aber wollte ich nicht, denn ich mußte einfach mehr über die Hintergründe dieses Falls erfahren.
    An der Tür hielt sich noch immer Dino Kellerman auf. Ich hörte ihn weinen. Für diesen Mann war eine Welt zusammengebrochen. Der Schock des endgültigen Wissens mußte fürchterlich sein.
    Die dunkelhaarige Allie hatte sich in eine regelrechte Furie verwandelt. Sie kreischte, sie drehte sich, der Speichel rann aus ihrem Mund, und mein rechter Fuß bewegte sich auf einen Hocker zu, der in ihrer Nähe stand.
    Plötzlich stoppte sie.
    Sah mich.
    Schrie!
    Ich schleuderte den Hocker mit dem Fuß hoch und wirbelte ihn haargenau in den plötzlichen Sprung der Allyson Carter hinein. Ausweichen konnte sie nicht mehr. Der Gegenstand erwischte ihren Körper, aber auch ihren Kopf. Sie torkelte zur Seite. Blut strömte aus der Nase. Dann warf sie ein Regal um und prallte vor die nachgemachte Eiserne Jungfrau, die ins Wanken geriet.
    Zusätzlich klammerte sich Allie noch an diesem Instrument fest, vergaß ihr Messer und vergaß mich.
    Ich vergaß sie nicht.
    Ein Griff, eine Drehung. Sie schrie schrecklich auf, als der Schmerz ihren rechten Arm durchtoste.
    Aber ich hatte erreicht, was ich wollte. Das Messer war ihr entfallen, und ich trat es weg.
    Dann führte ich sie ab. Als ich in Höhe der Tür war, sprach ich Dino an. »Kümmern Sie sich bitte um meinen Kollegen. Ich erwarte euch im Wohnraum…«
    ***
    Allie Carter hockte auf einem Stuhl. Sie trug Handschellen und hielt den Kopf gesenkt. Ich hatte mich ebenfalls auf einen Stuhl gehockt, während Dino ihr auf der Couch gegenübersaß, immer wieder den Kopf schüttelte und sie nicht anschauen konnte.
    Mein Freund Suko trank Wasser aus der Flasche. Er wollte zumindest einen Teil des Knebelgeschmacks aus seinem Rachen wegspülen. Auch er blickte die Mörderin an, die bisher kein Wort von sich gegeben, sondern nur tief und stöhnend geatmet hatte. Wir konnten auch ihr Gesicht nicht sehen. Durch den gesenkten Kopf waren die dunklen Haare wie ein Vorhang nach unten gefallen.
    Dino meldete sich als erster. Er wischte zunächst die Tränen aus den Augen und nickte. Was er damit meinte, erklärte er sofort. »Ich glaube, ich weiß jetzt Bescheid. Ja, ich kann es spüren…«
    »Was können Sie spüren?« fragte ich.
    »Ihn!«
    »Wen bitte?« fragte Suko und runzelte die Stirn.
    »Ihn oder es«, gab er leise zurück. Dann deutete er auf seine Verlobte. »Er steckt in ihr, das merke ich sehr genau. Er ist in sie hineingefahren, er ist ich, denn ich spüre, daß ich mehr über sie weiß als Sie beide zusammen.«
    »Können Sie das genauer erklären?« fragte ich auffordernd.
    Dino ließ sich Zeit. Sein Haar war zusammengefallen und fettig geworden. Er fuhr mit den schweißfeuchten Händen darüber hinweg. »Wie in meinen Träumen«, sagte er leise. »Es ist genau wie in meinen Träumen. Ich finde es verrückt, ich…«
    »Was ist wie in Ihren Träumen.«
    »Sie ist ich, ich bin sie. Wir sind… wir sind eine Gemeinschaft. O Himmel, ich spüre, was in ihr vorgeht. Ihre Gedanken sind so klar. Sie… sie kommen mir als Strömungen entgegen. Ich kann sie sehr leicht aufnehmen, ja, das kann ich.«
    »Was spüren Sie?«
    Dino Kellerman fuhr mit seinen Händen fahrig auf und nieder. »Es ist so schwer zu erklären. Es geht ihr schlecht. Sie hat verloren, aber sie sagt sich, daß viele böse sind. Es gibt noch viele böse Menschen, die den Tod verdient haben.«
    »Wen?«
    »Viele. Alle, die ihr Böses wollten, die sie nur mal schief angesehen haben. Sie will sich rächen nein, nicht Allie will sich rächen, das andere in ihr will sich rächen.«
    »Wer ist das andere?« fragte
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