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0765 - Todesangst und Leichenmoder

0765 - Todesangst und Leichenmoder

Titel: 0765 - Todesangst und Leichenmoder
Autoren: Jason Dark
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Wenn Sie es genau wissen wollen, es geht mir schlecht.«
    »Weshalb?«
    »Darf ich Sie was fragen?« flüsterte er. Ich sah, daß er wieder mit einem Schweißausbruch zu kämpfen hatte.
    »Bitte.«
    »Was ist mit Evelyn Ascot passiert?«
    In mir schlugen die Glocken Alarm.
    »Sie ist tot!«
    Für einen Moment schloß Dino Kellerman die Augen. Er schwankte auch leicht, fing sich wieder und nickte. »Das habe ich mir gedacht. Ich wollte es nur bestätigt bekommen.«
    »Wieso haben Sie es sich denken können?«
    »Das ist ganz einfach und trotzdem ziemlich kompliziert, Mr. Sinclair. Ich hatte kurz vor Ihrem Erscheinen wieder diesen Anfall. Ich… ich war einfach nicht mehr in der Lage, nur ich selbst zu sein. Ich sah wieder mit den Augen eines anderen, und ich geriet dabei in eine Klemme.« Er holte tief Luft. »Ich sah sie in ihrem Blut liegen. Ja, ich hatte eine Vision. Mir war, als würde mir jemand den Schrecken der Vergangenheit zutragen.« Er faßte nach meinem Arm. »Ist das nicht schlimm?«
    Ich hob die Schultern. »Zumindest ist es ungewöhnlich, Dino, da haben Sie recht.«
    »Und es stimmt«, murmelte er. »Ich habe also durch die Augen des anderen die Wahrheit gesehen.«
    »Exakt.«
    Er hustete und ließ sich auf die Couch fallen, wo er ins Leere schaute. »Was ist nur los mit mir, Mr. Sinclair? Was, zum Teufel, ist mit mir geschehen? In welch eine Klemme bin ich da hineingeraten? Ich komme mir vor, als würde ich in einer seelischen Zange stecken, als wäre ich ein Spielball fremder Mächte. Wissen Sie, was ich schon gedacht habe?« Er lachte auf und schüttelte dabei den Kopf. »Ich habe schon gedacht, daß ich derjenige gewesen bin, der die vier Menschen getötet hat. Ja, ich bin der Mörder, aber ich bin es auch, ohne es zu wissen.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Er blickte zu mir hoch. »Dann haben Sie möglicherweise auch so etwas angenommen?«
    »Sie sind auch für mich ein Verdächtiger?«
    Er lächelte zuckend. »Nein, Mr. Sinclair, nein, ich habe sie nicht getötet, denn ich bin die ganze Zeit über hier gewesen. Dafür gibt es eine Zeugin, Allie nämlich.«
    »Oh, sie habe ich vermißt. Ist sie bei Ihnen?«
    »Ja, im Bad. Ich könnte sie holen und…«
    »Sie wird bestimmt gleich kommen, nehme ich an.«
    »Das ist richtig.« Er stand wieder auf und begann mit einer Wanderung. Dabei sprach er vor sich hin, die meisten Worte verstand ich nicht, bis er sagte: »Wenn ich nicht der Mörder bin, Mr. Sinclair, wer könnte es dann sein?«
    »Das habe ich noch nicht herausgefunden. Die Hauptverdächtige starb leider, so tappe ich wieder im dunkeln. Nur bereitete mir das Verschwinden meines Kollegen Sorgen. Er war bei Ihnen und hat das Haus wieder verlassen.«
    »So ist es. Zwar durch einen Seiteneingang, aber er ist wohl gegangen. Was sollte er auch hier?«
    Ich stolperte über ein Wort in seiner Antwort. »Sie sagten, wohl gegangen.«
    »Stimmt.«
    »Können Sie mir das erklären?«
    »Nun ja, ich habe ihn zur Tür gebracht. Das heißt, ich habe ihm noch gezeigt, daß er über den Flur ins Freie gelangt…«
    »Sie haben ihn aber nicht bis vor die Tür gebracht, Dino?«
    »Richtig.«
    »Er könnte sich also theoretisch noch hier irgendwo in ihrer großen Wohnung aufhalten?«
    Dino winkte ab. »Wenn Sie das so spitzfindig sehen, dann haben Sie recht. Ja, das könnte er. Aber welchen Grund wollte er denn gehabt haben, sich hier zu verstecken?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, nur möchte ich eben keine Möglichkeit außer acht lassen.«
    »Ich habe damit nichts zu tun.«
    »Und Ihre Verlobte?«
    »Quatsch. Was sollte denn Allie damit anfangen? Nein, das ist alles Blödsinn!«
    »Dann sollten wir uns noch auf eine dritte Person einrichten, Dino.«
    Es dauerte eine Weile, bis er meine Bemerkung begriffen hatte. Als es jedoch soweit war, wurde er blaß und bekam eine Gänsehaut. »Nein, Sinclair, nein, das glauben Sie doch nicht im Ernst. Diese dritte Person würde bedeuten, daß wir es mit dem Mörder zu tun haben. Oder liege ich da falsch?«
    »Nein, richtig.«
    Dino sah aus, als wollte er sich die Haare raufen. »Verdammt, was machen wir denn jetzt?«
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich in Ihrer Wohnung und im Atelier umschaue?«
    »Überhaupt nicht. Da bin ich beruhigt. Nur möchte ich gern mit Ihnen gehen.«
    »Das versteht sich.«
    Ich überließ Dino die Führung, den ich mit meinen letzten Überlegungen doch ziemlich geschockt hatte. Zugleich hatte ich das Gefühl, der Lösung dieses makabren
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