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0765 - Todesangst und Leichenmoder

0765 - Todesangst und Leichenmoder

Titel: 0765 - Todesangst und Leichenmoder
Autoren: Jason Dark
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Händen stützte er sich auf der knautschigen Rückenlehne der Couch ab. Hinter seinen Augen spürte er einen Druck. Sie brannten, obwohl es dafür keinen Grund gab. Etwas stimmte nicht mehr.
    Er schloß die Augen.
    Nichts verschwand. Im Gegenteil, es tauchten neue Gefühle und Strömungen auf, denen er nicht Herr werden konnte. Etwas spürte er ganz besonders stark. Es war der Tod und der Haß!
    Beides gehörte zusammen. Er glaubte sogar, Blut zu riechen, und als er die Augen öffnete, da stellte er fest, daß er auf der Couch lag und nicht wußte, wie er dorthin gekommen war. Er hätte viel in seiner Wohnung sehen müssen, das wiederum war nicht der Fall, denn etwas anderes nahm ihm die Sicht.
    Nebel…
    Hier war kein Nebel, und er sah ihn trotzdem, obwohl er seine Augen geschlossen hielt.
    Was wurde gespielt?
    Aus dem Nebel schälte sich etwas hervor. Es war eine Gestalt, ein Wesen, das die Form eines Menschen aufwies. Und aus dem Nebel wehte ihm auch der süßliche und stickige Blutgeruch entgegen.
    Träumte er? Schaute er hinein in die andere Zeit? Gelang ihm ein Blick in die Zukunft?
    Er wollte sich davon lösen, das wiederum wurde ihm nicht gestattet. Der Dunst blieb, er schwebte vor ihm wie eine Insel, aus deren Mitte sich allerdings etwas hervorschälte.
    Eine Person, eine Frau…
    Er kannte sie, denn sie war groß, superblond, und er hatte schon sehr oft mit ihr zu tun gehabt. Sie saß zwar in einer fremden Umgebung, ihr Kopf aber war nach vorn gekippt, er lag mit dem Gesicht auf einer Tischplatte, wo eine rote Flüssigkeit einen regelrechten See gebildet hatte.
    Einen Blutsee…
    Etwas zuckte durch Dinos Hirn. Die Erkenntnis, daß er Evelyn Ascot in ihrem Blut gesehen hatte, traf ihn tief. Sie war tot, sie wollte ihm vielleicht einen letzten Gruß zuschicken, und sie war nicht die Killerin der anderen.
    Mit dieser Erkenntnis zog es ihn wieder zurück in seinen normalen Zustand. Er lag noch immer auf der Couch. Dino hob einen Arm an und legte ihn auf die Lehne. Er griff mit den Fingern in den weichen Stoff, um sich festklammern zu können. Den Halt brauchte er, so konnte er sich in die Höhe ziehen.
    Dann saß er.
    Schwitzte stark, sein Herz schlug schneller, in seinem Kopf herrschte ein dumpfes Gefühl vor, als würden sich dort mehrere Personen zugleich vereinen.
    Darüber dachte er nach und warf den Gedanken nicht einmal zu weit fort. Auch zwei Personen sind mehrere Personen, und ihm kam wieder die Reinkarnationstheorie in den Sinn.
    Bestehe ich denn aus zwei Personen? fragte er sich. Bin ich einmal der und einmal der?
    Kalt rieselte es seinen Rücken hinab, als er sich damit beschäftigte. Angst durchschlich ihn, denn er war plötzlich der Meinung, daß er damit nicht mehr zurechtkam. Ihm wuchsen die Probleme einfach über den Kopf.
    Evelyn Ascot war tot. Er wußte es. Ihre Leiche hatte er als traumatisches Erlebnis gesehen. Sie lag irgendwo mit dem Kopf in ihrem Blut, jemand hatte sie auf grausamste Art und Weise umgebracht.
    Der Mörder war also noch frei.
    Wer war dieser Killer?
    Dino schauderte, als er an seine Träume und an das Gespräch mit John Sinclair dachte. Dieser Mann, dem er vertraute, hatte von einer gespaltenen Persönlichkeit gesprochen, und er hatte tatsächlich ihn damit gemeint.
    Zwei in einem. Zwei Seelen in der Brust. Seelen, die auch andere Funktionen übernehmen konnten.
    Die sich trennten und an verschiedenen Orten Taten begangen, wobei die eine Seele nicht wußte, was die andere gerade unternahm.
    Quatsch, Unsinn, dachte er und strich mit seinen Handflächen durch das Gesicht. Wenn das alles hinkam, dann war er der Killer. Ausgerechnet er. Eine irrwitzige Folgerung, aber auch eine falsche?
    Plötzlich dachte er daran, daß eigentlich nichts mehr unmöglich war in diesem Leben. Da brauchte er sich nur seine Träume vorzustellen, die so schlimm und auch real gewesen waren. Er hatte dabei das Gefühl gehabt, die Wirklichkeit zu erleben. Er hatte sich als Mörder gefühlt und dessen böse Strömungen in sich aufgenommen.
    Da war er zu einem Tier geworden…
    »Nein«, flüsterte er. »Um Himmels willen, nein. Soweit darf es nicht kommen. Das ist furchtbar, dann habe ich die Kontrolle über mich verloren, dann gibt es kein Zurück mehr. Dann bin ich in meiner eigenen Psychose gefangen.«
    Dino Kellerman zitterte. So ganz ließ sich der Gedanke nicht vertreiben, und er dachte sogar noch weiter, indem er seine Verlobte mit einbezog. Wenn alles stimmte, was er sich zurechtgelegt hatte,
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