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0742 - Mein Bruder, der Dämon

0742 - Mein Bruder, der Dämon

Titel: 0742 - Mein Bruder, der Dämon
Autoren: Roger Clement
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überall auf dem Boden verteilt.
    Hasserfüllt funkelte der Schreiber die Dämonenjägerin an. Das war ihr herzlich egal. Sie musste sich jetzt zunächst einmal um Calmac kümmern.
    Die Dämonenkralle der grünlichkupferfarbenen Bestie schoss vor, um Zamorras Kehle zu zerfetzen. Doch die Bewegung blieb schon im Ansatz stecken. Denn nun schoss ein halbes Dutzend silbriger Blitze aus der Mitte des Amuletts hervor. Die magischen Schläge waren verheerend. Calmac wurde gleich an mehreren Stellen gleichzeitig getroffen. Er brüllte noch einmal auf. Dann hatte die Kraft von Merlins Stern ihn endgültig vom Antlitz der Erde getilgt.
    »Ihr Narren!«, kreischte Branning. »Papier ist geduldig! Habt ihr diesen Satz noch nie gehört? Ich kann jedes Wesen erschaffen, das mir in den Sinn kommt. Und meine Tinte erweckt es zum Leben!«
    Triumphierend schwang er sein Tintenfass hin und her. Dann hob Branning sein Gewand und sprang ins Nichts! Er war so plötzlich verschwunden wie eine Seifenblase, die gegen einen Kaktus gedrückt wird.
    Und dann fiel auch die Studierstube in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
    ***
    Als Zamorra und Nicole wieder zu sich kamen, lagen sie auf dem Erdboden zwischen den Ruinen von Angelheart Castle. Von den Gängen und Kammern, den Sälen und Treppen war nichts mehr zu sehen.
    Zamorra schüttelte sich. »Bist du in Ordnung, Nici?«
    Seine Gefährtin nickte. »Mir fehlt nichts. Immerhin scheint dieser Calmac hinüber zu sein.«
    »Das will ich meinen. Danke übrigens für die Lebensrettung.«
    »Oh, das ist eine meiner leichtesten Übungen, Chef. Außerdem möchte ich nicht wissen, wie oft wir uns schon gegenseitig das Leben gerettet haben.«
    Lautes Fluchen in einer fremden Sprache unterbrach Nicole. Die beiden Dämonenjäger eilten in die Richtung, aus der die Stimme kam.
    Asha Devi lag halb unter einem Steinhaufen begraben. Zum Glück schien sie nicht ernsthaft verletzt zu sein. Denn kaum hatten Zamorra und Nicole sie befreit, als sie schon wieder auf ihre unnachahmliche Art loslegte.
    »Was fällt euch eigentlich ein, euch in meinen Fall zu mischen?« Asha suchte zwischen den Steinen nach ihrer Uniformmütze. »Wenn so etwas nochmal vorkommt, werde ich einen Platzverweis verhängen!«
    »In einem fremden Land, außerhalb der indischen Regierungsgewalt? Warum nicht gleich Hausarrest auf Château Montagne?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Manchmal konnte er Asha Devi unmöglich ernst nehmen.
    »Wo ist eigentlich der Constable?«, fragte Nicole.
    »Der ist tot.« Asha Devis Stimmè war eiskalt. »Aber was ich sagen wollte…«
    »Das scheint dich ja nicht besonders zu berühren.«
    Zähnefletschend wandte sich die Inderin an Nicole. Sie hielt ihren Zeigefinger wie eine Waffe vor das Gesicht der Dämonenjägerin.
    »Hör mir gut zu, Duval! Denn ich sage das nur einmal! Wenn du und dein sauberer Freund Zamorra mir noch einmal in die Quere kommt, dann herrscht Krieg! Kapierst du? Krieg! Und überhaupt - ich will euch beide nie Wiedersehen!«
    Wutschnaubend und ohne sich zu verabschieden eilte Asha Devi den Ruinenhügel hinab. Gleich darauf war zu hören, wie der Motor des Streifenwagens gestartet wurde.
    Nicole lehnte ihren Kopf an Zamorras Schulter. »Jetzt ist sie endgültig übergeschnappt. Das war ja nur eine Frage der Zeit.«
    »Vielleicht hat sie ja ihren dämonischen Bruder getötet.«
    »Wer weiß? Ich werde Asha Devi jedenfalls nicht anrufen und danach fragen. Und du auch nicht, wie ich dich kenne.«
    »Richtig, Nici. Bevor diese Frau nicht die einfachsten Höflichkeitsregeln lernt, kann sie mir gestohlen bleiben.«
    »Etwas Schwund ist immer«, sagte Nicole trocken. »Aber ich kann mir vorstellen, dass dieser Branning mit seiner geheimnisvollen Tinte uns noch in Atem halten wird.«
    »Ja«, sagte Zamorra, »das Gefühl habe ich auch.«
    Der Dämonenjäger nahm die Hand seiner Gefährtin. Langsam gingen sie ins Dorf zurück. In der stillen Hoffnung, Asha Devi dort nicht mehr anzutreffen.
    ENDE
    [1] Versammlungsstätte, wo den Lehren eines Gurus gelauscht wird; klösterliche Gemeinschaft, Treffpunkt von spirituellen Schülern
    [2] Britischer Satanist, schrieb u.a. ›Das Buch des Gesetzes‹
    [3] Siehe Professor Zamorra Nr. 737 »Asha Devis Höllenfahrt«
    [4] indisches Konfekt aus Kichererbsenmehl
    [5] Siehe Professor Zamorra Nr. 737 »Asha Devis Höllenfahrt«
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