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0742 - Mein Bruder, der Dämon

0742 - Mein Bruder, der Dämon

Titel: 0742 - Mein Bruder, der Dämon
Autoren: Roger Clement
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Boden. Seine Unterlippe war aufgeplatzt.
    Breitbeinig stellte sich die Frau über den mageren Engländer. »Ich bin Police Inspector Asha Devi, kapiert? Und du wirst noch den Tag verfluchen, an dem du mit deinen dämlichen Biker Boots indischen Boden betreten hast!«
    Gladstone wimmerte. Er, der anderen Menschen und Tieren unendliche Qualen bereitet hatte, war es nicht gewohnt, selbst Schmerzen zu erleiden.
    Asha Devi holsterte ihre Waffe, holte ein Taschenmesser hervor und schnitt flink die Stricke durch, mit denen das Hirtenmädchen an den Opferstein gefesselt war.
    »Brahma sei Dank…« Immer wieder kamen diese Worte über Miras zitternde Lippen.
    Nun, da sie es mit einem potenziellen Opfer von Dämonen und Dämonenknechten zu tun hatte, war Asha Devi wie ausgewechselt. Sie versuchte, Trost, Wärme und Vertrauen zu spenden. Und das gelang ihr auch.
    »Dir kann nichts mehr geschehen, Kleine.« Die Polizeiinspektorin nahm das zitternde Mädchen schwesterlich in den Arm und strich ihr über die langen Haare. »Um diesen Abschaum kümmere ich mich höchstpersönlich.« Sie wandte den Kopf und blickte einen ihrer Untergebenen an. »Sergeant Tanu! Bringen Sie eine Decke für das Mädchen!«
    Der Polizist eilte nach draußen und kehrte kurz darauf mit einer Wolldecke zurück, die den Aufdruck INDIA DEMON POLICE trug. Auf Englisch und Hindi.
    Asha Devi hüllte Miras nackten Körper in die warme Decke.
    »Ich werde dich jetzt selbst bei deinen Eltern abliefern, Mädchen. Und dann kümmere ich mich um diese Bastarde, die dir das angetan haben!«
    Asha Devi warf dem am Boden liegenden Andrew Gladstone einen Unheil verkündenden Blick zu.
    ***
    Hauptquartier der India Demon Police, New Delhi, Indien
    Andrew Gladstone fühlte sich immer noch wie in einem schlechten Film.
    Seit seiner Kindheit hatte sich der magere Engländer für die Mächte des Bösen begeistert. Zunächst hatte er sich nur perverse Computerspiele verschafft, mit denen er seinen Hang zur Grausamkeit ausleben konnte. Später suchte er in geheimen Schriften nach Möglichkeiten, Macht über andere Menschen zu erlangen.
    Andrew Gladstone besaß genügend persönliche Ausstrahlung, um für Gleichgesinnte ein Anführer zu werden. Und sein Vater war reich genug, um ihm seine höllischen Spielereien zu finanzieren.
    Nie hatte Gladstone junior es nötig gehabt, zu arbeiten. Während regelmäßig Daddys Schecks eintrudelten, gründete er einen pseudoreligiösen Grausamkeitskult nach dem anderen. Bis ihm schließlich in seiner englischen Heimat der Boden zu heiß unter den Füßen wurde.
    Andrew Gladstone hatte sich nach Indien abgesetzt, wo das Leben billig und ein Menschenleben angeblich nicht viel wert war. Wieder hatte er seinen Perversionen einen religiösen Anstrich gegeben und den Devils Ashram gegründet. Offenbar gab es genügend kranke Charaktere, die ihm bereitwillig folgten und auch noch Geld ausgaben, um an seinen brutalen Machtfantasien Anteil haben zu dürfen.
    Doch nun war alles anders geworden.
    Die indische Polizei hatte seinen Ashram zerschlagen!
    In Transporthubschraubern waren Gladstone und seine Anhänger nach New Delhi verfrachtet worden. Und nun saß der selbst ernannte Guru in einer kahlen Verhörzelle, die so aussah wie in einem amerikanischen Serienkrimi.
    Doch allmählich erlangte Gladstone seine Selbstsicherheit zurück. Was konnte ihm schon passieren? Die indische Polizei war schließlich korrupt bis aufs Blut. Das wusste doch jeder. Außerdem - er war britischer Staatsbürger! Sie würden es nicht wagen, ihm etwas anzuhängen. Ganz davon abgesehen, dass er der Sohn des reichen und mächtigen Malcolm Gladstone war.
    Und dafür, dass diese Asha Devi ihn geschlagen hatte, sollte sie bezahlen! Eine Entlassung aus dem Polizeidienst war das Mindeste, mit dem sich Andrew Gladstone zufrieden geben würde…
    Die Einrichtung des Verhörraums bestand nur aus einem Tisch und zwei Plastikstühlen. Hinter einem Stahlgitter an der Zimmerdecke flackerte eine Neonröhre. Belüftet wurde der fensterlose Raum durch einen eingebauten Ventilator über der stählernen Tür.
    Und diese Tür öffnete sich nun, nachdem Andrew Gladstone über eine Stunde lang auf einem der Stühle gehockt hatte.
    Asha Devi trat in Begleitung eines anderen Polizisten ein.
    Gladstone sprang auf. »Na endlich! Ich will mit jemandem von der britischen Botschaft sprechen! Ich protestiere gegen diese Behandlung! Ich bin britischer Staatsbürger!«
    »Das kann jeder sagen.«
    Andrew
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